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Wirtschaft: Ein eigenes Fass aufmachen

DAS TESTURTEIL: 3 Punkte0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen testet einen Bierzapfer Sollte man öffentlich über seine Trinkgewohnheiten Auskunft geben? Besser nicht.

DAS TESTURTEIL: 3 Punkte

0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

testet einen Bierzapfer Sollte man öffentlich über seine Trinkgewohnheiten Auskunft geben? Besser nicht. Deshalb nur so viel: Neulich saß ich beim Spanier in meiner Straße, trank mein Lieblingsbier – und träumte. Ich stellte mir einen Zapfhahn in meiner Wohnung vor. Er würde in der Küche aus der Wand ragen und Tag und Nacht das leckere Bier ausstoßen, das es nur in dieser Kneipe gibt. Frisch ins Glas. Gut gekühlt. Mit echter Schaumkrone.

So oder ähnlich müssen noch ein paar andere Biertrinker fantasieren. Denn der Unterhaltungselektronikkonzern Philips hat ein Gerät entwickelt, das der Idee vom heimischen Zapfhahn sehr nahe kommt: „Perfect Draft“. Das Gehäuse sieht aus wie eine zu groß geratene Espresso-Maschine, die man ans Stromnetz anschließt und aufklappen kann. Darin verbirgt sich ein – speziell für die Maschine konstruiertes – Sechs-Liter-Fass. Der Clou: Das Bier wird nach dem Verschließen des Geräts nicht nur angezapft und durch einen Edelstahlhahn ins Glas befördert, sondern zugleich gekühlt. Der Hersteller verspricht frisches Bier für maximal 28 Tage. Bei drei Grad Celsius.

So viel Zeit wollte ich dem Bier nicht geben. Auf einer Party unterzog ich „Perfect Draft HD 3600“ einem Härtetest. Die trainierten Biertrinker unter meinen Gästen zeigten sich zunächst beeindruckt: Eiskalt und mit perfektem Schaum ergoss sich das Blonde in ihre Gläser. Von dem lästig röhrenden Pumpengeräusch und der erratisch aufleuchtenden Füllstandsanzeige einmal abgesehen, machte die Zapfanlage einen guten Eindruck. Zügig leerten Trinker ihre Gläser – und das kleine, kalte Fass.

Womit wir beim größten Nachteil des „Perfect Draft“ wären: Sechs Liter sind schnell getrunken. Will man ein ungekühltes Fass nachladen, stößt die Anlage an ihre Leistungsgrenze: 15 Stunden braucht sie, um warmes Bier auf drei Grad zu bringen. Nichts für durstige Partygäste! Und selbst das im Kühlschrank vorgekühlte Fässchen brauchte etliche Stunden, um auf Betriebstemperatur zu gelangen. Nun kann man Bier auch bei sechs oder sieben Grad Celsius genießen. Aber mag man dafür rund 200 Euro ausgeben, die „Perfect Draft“ kostet? Zudem nimmt die Anlage nicht jedes Bier. Da Philips das Gerät zusammen mit dem Brau-Konzern Interbrew vertreibt, passt nur rein, was Interbrew braut. Zurzeit im Fass verfügbar: Beck´s, Beck´s Gold, Diebels Alt und Diebels Pils. Nun ja.

Meine Gäste sind im Laufe des Abends auf gut gekühltes Flaschenbier umgestiegen. Das nächste Fass mache ich – wenn’s sein muss – selber auf.

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