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Wirtschaft: Kein Jungbrunnen

Ein Wundermittel gegen Falten lässt weiter auf sich warten. Immerhin zeigen sechs Nachtcremes minimale Wirkung

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Über Nacht faltenlos und schön zu werden, klingt verlockend. Nicht viel weniger als das versprechen heutzutage zahlreiche Hersteller von Antifaltencremes. „Selbst ausgeprägte Falten werden gemildert und sichtbar korrigiert“, wirbt beispielsweise die bekannte Firma Vichy auf der Verpackung ihrer Nachtcreme. Doch ob die oft teuren Cremes tatsächlich einlösen, was sie versprechen, hat die Stiftung Warentest untersucht.

30 Probandinnen haben dafür 16 unterschiedliche Nachtcremes wochenlang getestet. Die Preisspanne zwischen den einzelnen Tiegeln erstreckte sich von 2,50 Euro bis 78,50 Euro. Doch Ursula Lüders von der Stiftung Warentest betont, dass der Preis kein Qualitätskriterium ist. „Der Test zeigt ganz genau, dass die besten Cremes nicht die teuersten sind.“

So ist die mit „gut“ bewertete Creme von Aldi (Nord und Süd) knapper Sieger nach Punkten und gleichzeitig die billigste im Test. Nur vier weitere Antifaltenprodukte wurden insgesamt mit einem „gut“ bewertet: Diadermine Falten Expert 3 D, L’Oréal Dermo Expertise, Helena Rubinstein sowie Lidl Cien Beauty. Die Lidl-Creme wird jedoch nicht mehr angeboten. Die restlichen Cremes sind „befriedigend“, die Nachtcreme von Vichy sogar nur „ausreichend“.

Ursache für das nur mittelmäßige Gesamtergebnis ist die Antifaltenwirkung, die bei keiner der getesteten Cremes überzeugt. Obwohl die meisten eine Entknitterung, gar Aufpolsterung der Haut versprechen, passiert im Endeffekt wenig. „Mit sehr gutem Willen kann man bei einigen Cremes nach Wochen ein besseres Ergebnis erkennen“, sagt Lüders. Selbst die besten Nachtcremes verbesserten das Hautbild jedoch nur kurzfristig und höchstens um hundertstel Millimeter. Wenn eine Falte beispielsweise ursprünglich 0,15 Millimeter tief ist und sich durch die Creme um 20 Prozent verringert, ist sie im Endeffekt 0,12 Millimeter tief. Das ist zwar heutzutage genau messbar, aber mit bloßem Auge kaum zu sehen. Und gegen tiefe Falten sind Cremes ohnehin machtlos. „Wer erwartet, dass die Falten verschwinden, braucht erst keine Antifaltencreme zu nehmen“, sagt Lüders.

Doch immerhin zeigen sich auf Basis des Machbaren einige Unterschiede zwischen den Produkten. Die deutlichsten Effekte ließen sich demnach bei den „gut“ bewerteten Cremes feststellen, aber immer nur in geringem Ausmaß.

„Doch eine gute Creme kann die Haut mit viel Feuchtigkeit anreichern“, erklärt die Testerin. So wirkte das Hautbild der Probandinnen nach dem Eincremen mit den getesteten Nachtcremes kurzfristig glatter und praller. Das galt ausnahmsweise für alle Cremes im Test. Roc Retin-Ox, Rilanja von Schlecker und Nivea Visage schnitten auf diesem Prüffeld sogar „sehr gut“ ab.

Die Frage bleibt jedoch, ob eine Anwendung der Cremes überhaupt nötig ist. Jede dritte Frau benutzt laut Stiftung Warentest eine Nachtcreme, meist zusätzlich zur Tagescreme. „Frauen mit normaler oder fettiger Haut brauchen aber keine spezielle Pflegecreme für die Nacht“, erklärt Lüders. Oft reiche da eine normale Feuchtigkeitscreme aus. „Im Endeffekt muss aber jede Frau für sich beobachten, welche Haut sie hat und welche Pflege sie braucht.“

Und schließlich: Verspricht die Creme-Werbung eine „Regeneration“ der Haut, sollte man sich darunter keine tiefergehende Wirkung versprechen. Gemeint ist einfach ein gewisser Erholungseffekt, den eine gute Creme beim Schlaf unterstützen kann. Skeptisch sollte man auch sein, wenn die Werbung bestimmte Wirkstoffe besonders betont. Ob nun Provitamin B 5, Coenzym Q 10 oder Kirschkernessenzen – entscheidend für die Qualität einer Creme sei vor allem die Komposition der Gesamtrezeptur, sagen Experten.

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