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Schnell geschehen: Profis brauchen manchmal nur Sekunden, um ein Schloss zu knacken.

© Friso Gentsch/dpa

Schlösser und Versicherungen: Das hilft gegen Fahrraddiebe

Was sind die besten Schlösser? Welche Versicherung zahlt, wenn das Rad weg ist? Tipps gegen den Fahrradklau.

Robert Adler hat den Glauben an Fahrradschlösser verloren. Erst klauten ihm Diebe das Rad vor seinem Haus, obwohl der Berliner es mit einem teuren, dicken Kettenschloss am Fahrradständer angekettet hatte. Wenige Wochen später wurde der Pechvogel, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, selbst unfreiwillig zum Täter. Er musste einen Schlüsseldienst holen, weil er den Schlüssel für das Schloss seines neuen Rades abgebrochen hatte und das Schloss nicht mehr öffnen konnte.

Der Fachmann nahm einen Winkelschleifer und sägte das 100 Euro teure Bügelschloss auf. „Das hat noch nicht mal 30 Sekunden gedauert“, sagt Adler.

Das sind deprimierende Aussichten, wenn man bedenkt, dass in Berlin statistisch gesehen jeden Tag 83 Fahrräder gestohlen werden. 30.253 Anzeigen verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik für das vergangene Jahr, die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher sein.

Denn viele Menschen verzichten auf eine Anzeige, weil sie glauben, dass die Polizei ohnehin nichts ausrichten kann. Leider zu Recht. Die Aufklärungsquote beim Fahrradklau liegt bei bescheidenen vier Prozent, bei sonstigen Diebstählen sind es knapp 22 Prozent, über alle Straftaten hinweg sind es in Berlin 44,4 Prozent.

Die Täter kommen davon

Dass Fahrraddiebe so leicht davon kommen, sei „dem Delikt geschuldet“, heißt es bei der Polizei. Die schiere Menge der Fälle und eine dünne Beweislage erschweren die Tätersuche. „Die Diebe nehmen die geknackten Schlösser mit, um keine Spuren zu hinterlassen“, sagt ein Polizeisprecher. Die Täter im nachhinein dingfest zu machen, ist daher nahezu unmöglich. Die geklauten Räder landen auf Ebay, auf Flohmärkten oder werden in ihre Einzelteile zerlegt.

Wie soll man sich schützen? Die Polizei empfiehlt, das Rad von den Ordnungshütern codieren zu lassen. Das schützt vielleicht nicht unbedingt vor dem Diebstahl, hilft aber, wenn das Rad später wieder auftauchen sollte. Mithilfe der Registrierung kann man dann nämlich beweisen, dass man Eigentümer ist. Der Service ist kostenlos und wird häufig angeboten. Die Termine finden Sie hier.

Welche Schlösser helfen

Zweiter Tipp: „Sparen Sie nicht am Schloss“, rät die Polizei. Allerdings solle sich niemand der Illusion hingeben, dass ein Schloss hundertprozentig sicher ist. Es geht vielmehr darum, den Dieben das Leben so schwer zu machen, dass sie aufgeben – und sich stattdessen ein weniger gut gesichertes Rad nehmen.

Und was soll man kaufen? Ein aktueller Test der Stiftung Warentest, nachzulesen im Mai-Heft von „Test“, hilft weiter. Die Verbraucherschützer haben 20 Bügel-, Falt- und Kettenschlösser geprüft, die allesamt eine hohe Sicherheit versprechen. Mit Bolzenschneidern, Sägen, Zangen und Winkelschleifern haben sie die Schlösser malträtiert.

Ein Produkt hat sie dabei besonders beeindruckt: das Bügelschloss „New Lock“ von Kryptonite (128 Euro). Es wehrte nicht nur Bolzenschneider und Säge ab, sondern hielt auch dem Winkelschleifer zwei Minuten Stand. Dann gaben die Tester auf. Dass „New Lock“ am Ende dennoch nur ein befriedigendes Urteil bekam, liegt an dem fortpflanzungsgefährdenden Weichmacher DEHP im Mantel.

Stattdessen empfiehlt die Stiftung Warentest folgende Alternativen: Unter den Bügelschlössern sind es das Abus-Schloss „Granit Xplus“ (93 Euro) und das deutlich billigere Modell von Decathlon „B’Twin 940“ (36 Euro). Beide sind „gut“, allerdings schneidet Abus in puncto Aufbruchsicherheit besser ab als die preiswertere Alternative. Das einzig gute Faltschloss ist das Abus „Bordo Granit Xplus“ für stolze 128 Euro.

Unter den Kettenschlössern raten die Tester zum Abus „City Chain 1010“ (122 Euro) oder zum erheblich günstigeren „Kryptolok 990“ von Kryptonite (50 Euro).

Eines von zwei guten Bügelschlössern: das Abus "Granit Xplus". Preis: 93 Euro
Eines von zwei guten Bügelschlössern: das Abus "Granit Xplus". Preis: 93 Euro

© Stiftung Warentest

Blliger, aber auch gut: das Bügelschloss "B'Twin 940" von Decathlon. Preis: 36 Euro
Blliger, aber auch gut: das Bügelschloss "B'Twin 940" von Decathlon. Preis: 36 Euro

© Stiftung Warentest

Eines der beiden guten Kettenschlösser: "Kryptolok 990" von Kryptonite, Preis: 50 Euro
Eines der beiden guten Kettenschlösser: "Kryptolok 990" von Kryptonite, Preis: 50 Euro

© Stiftung Warentest

Auch gut, aber teurer: Das Kettenschloss Abus "CityChain 1010" für 122 Euro.
Auch gut, aber teurer: Das Kettenschloss Abus "CityChain 1010" für 122 Euro.

© Stiftung Warentest

Das einzig gute Faltschloss: Abus "Bordo Granit XPlus" für 128 Euro.
Das einzig gute Faltschloss: Abus "Bordo Granit XPlus" für 128 Euro.

© Stiftung Warentest

Generell gilt: Bügelschlösser sind robuster als Faltschlösser. Allerdings sind die Bügel oft so kurz, dass man Probleme hat, das Fahrrad an einem Fahrradständer, einer Laterne oder einem Zaun zu befestigen. Kettenschlösser sind dafür besser geeignet, aber oft sehr schwer. Und obwohl Abus-Modelle oft vorne liegen, sollte man nicht blind nach Marke kaufen. Das Abus-Kettenschloss „Tresor 1385/110“ etwa ließ sich so leicht knacken, dass es ein mangelhaftes Urteil bekam.

Welche Versicherung zahlt

In aller Regel reicht die Hausratversicherung. Sie zahlt, wenn ein Rad aus der Wohnung oder aus einem abgeschlossenen Keller entwendet wird, heißt es beim Versicherungsverband. Die meisten Diebstähle passieren aber draußen – auf der Straße, vor dem Haus. Ob auch solche Fälle von der Versicherung abgedeckt sind oder ob man eine Zusatzklausel braucht, ist von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich.

Viele Anbieter beschränken den Ersatz für gestohlene Fahrräder zudem auf einen bestimmten Prozentsatz der Versicherungssumme. Fragen Sie daher sicherheitshalber nach, wie Ihr Schutz konkret aussieht. Das Internetportal Check24 rät zu Premiumtarifen in der Hausratversicherung, die den Baustein Fahrraddiebstahl oft ohne Aufpreis enthalten. Das könne im Einzelfall günstiger sein als die Basisabsicherung plus Zusatzbaustein.

Was die Versicherung zahlt

Die Versicherung zahlt den Wiederbeschaffungswert, also das, was nötig ist, um ein vergleichbares, neues Rad zu kaufen. Für sehr teure Räder kann sich eine spezielle Fahrradversicherung lohnen, weil diese auch bei Vandalismus und dem Diebstahl von Einzelteilen haftet.

Wichtig in allen Fällen: Das Rad muss gut gesichert sein. Ein Rahmenschloss reicht nicht. Und selbst im verschlossenen Keller ist ein Fahrradschloss Pflicht. Wird das Rad dennoch geklaut, müssen Sie das der Polizei und der Versicherung melden. Zwar bringt Ihnen das nicht Ihr Rad zurück, aber wenigstens Ihr Geld.

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