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Länder haben Entscheidungen zum Rundfunkbeitrag getroffen (Symbolbild)

© Oliver Berg/dpa

„Warum übernimmt ein CDU-Mann AfD-Sprache?“ : Das meint die Tagesspiegel-Community zu Weimers Kritik am Rundfunkbeitrag

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat den Rundfunkbeitrag als „Zwangsbeitrag“ bezeichnet und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Linkslastigkeit vorgeworfen. Die Wortwahl sorgt für Empörung – und für eine breite Diskussion in der Tagesspiegel-Community.

Stand:

Die Wortwahl von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat für eine Welle an Reaktionen gesorgt. Im Interview sprach er vom Rundfunkbeitrag als „Zwangsbeitrag“ und bemängelte eine politische „Linkslastigkeit“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Kritiker:innen werfen ihm vor, damit die Sprache der AfD zu übernehmen. Andere sehen in seinen Aussagen eine überfällige Kritik an Kosten und Programmqualität des Systems.

Unsere Leserinnen und Leser reagieren mit Empörung, Spott und Zustimmung. Sie sprechen über die Wortwahl des Ministers, die Rolle des ÖRR und seine Finanzierung – und über die Frage, wem der Rundfunk eigentlich dient.

Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl von Stimmen aus der Tagesspiegel-Community.


Krautbauer
Da wiederholt der Herr Weimer also das Narrativ der Blau-Braunen. Na herzlichen Glückwunsch. Zwangsbeitrag, so so. Damit schürt er unter anderem neuen Hass auf Journalistinnen wie Hayali, die ja als Vertreterin dieser „Zwangsbeiträge“ ja jeden Tag im Fernsehen präsent ist. Er sollte mal ein Seminar über die Entwicklung der Rundfunkgebühren bzw. des Rundfunkbeitrags und ihre damit stabilisierende Wirkung auf die Demokratie buchen.

Und was heißt hier nach links geneigt? Die bürgerliche Mitte kommt also nicht mehr zum Sprechen? Kann ihre peinlichen Alte-Onkel-Witze nicht mehr erzählen, nicht mehr latent und unterschwellig militaristisch, rassistisch, homophob und sexistisch sein? Ach wie schade!

Oder worum geht es ihm? Dann soll er es klar und deutlich sagen, was ihm als Bürgerlichem fehlt. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk läuft wirklich eine breite Palette von allen möglichen Inhalten. Ich verstehe es einfach nicht, warum ich mich aufregen sollte.

Tsk @Krautbauer
Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk läuft wirklich eine breite Palette von allen möglichen Inhalten. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk läuft weitestgehend eine breite Palette von seichter Unterhaltung, Koch- und Quizshows, Vorabend-Soaps, SOKO-irgendwas, Krimis, Musik und Sport. Vieles auf dem Niveau von Trash, und nicht besser als die viel geschmähten Privaten.

Das alles ist entbehrlich, und gehört in den Bereich der Freizeitgestaltung und Unterhaltung, aber nicht als öffentliche Aufgabe vom Gemeinwesen mit mehr als 10 Milliarden Euro finanziert. Es wird Zeit, den ÖRR auszumisten und auf Kernaufgaben zu fokussieren, das aktuelle System erweist sich als unreformierbar.


Baerliner
Ich höre viel Radio und kann z. B. beim hervorragenden DLF keinerlei „Linkslastigkeit“ feststellen! Und dass es im Fernsehen gewisse Richtungsunterschiede z. B. zwischen WDR und BR gibt, war schon immer so und trägt zur demokratischen Vielfalt bei, ohne dass das jetzt neu entdeckt und womöglich auch noch beklagt werden müsste!


Weltenbeobachter
Politisch bedeutsame Formate sind zu sehr später Uhrzeit angesiedelt, d.h. für Arbeitnehmer, die sich informieren wollen, ggf. zu spät. Nun, jetzt kann man argumentieren, ich kann auch in der Mediathek schauen - fair enough - aber das bekomme ich im Radio mit Podcasts auch.

Die Formate sind einseitig und eintönig, weil immer dieselben Gäste und wiederkehrende Themen.

Tagesspiegel-Leser Weltenbeobachter

Weiter sind die Formate einseitig und eintönig, weil immer dieselben Gäste und wiederkehrende Themen, was die entsprechenden Talkformate angeht. Weiter - das Unterhaltungsprogramm ist „nicht mein Geschmack“ - ich finde es altbacken, langweilig und schlecht. Tatort, Soko’s, Polizeirufe etc... ist mir nichts.

Ratesendungen gehören für mich eher ins Kinderprogramm und gewisse Musiksendungen... naja. Ich möchte in Frage stellen, dass man Leute dazu zwingen sollte, dafür Geld zu bezahlen, wenn man es nicht konsumieren möchte. Ich höre Radio, rbbInfo, HR3 etc. - gerne bin ich bereit dafür zu bezahlen. Nicht für das Fernsehen!


Nicole2112
Journalist:innen sind deswegen eher „links“, weil sie die Berufsgruppe ist, die am besten informiert ist. Und wenn man keine Halb- oder Unwahrheiten verbreiten möchte, ist die Wahrheit wahrscheinlich einfach „links“. Damit scheinen einige aber ein Problem zu haben. Täglich werden ca. 80 Messerangriffe in Deutschland verübt und der eine Islamist wird breitgetreten. Das ist aber weit weg von seriösem Journalismus.


Charly66
Ich kenne das Wort „Zwangsgebühr“ für den ÖRR aus den Rechtsaußen-Narrativen der letzten Jahre. Hieß das nicht früher schlicht „Pflichtgebühr“. Warum übernimmt denn nun ein CDU-Mann diese Begrifflichkeit?!


Estevan
Wer als demokratisch legitimierter Minister das Wort Zwangsbeitrag in den Mund nimmt, sollte seinen Stuhl sofort räumen! Hier ist deutlich zu erkennen, dass amerikanische Verhältnisse durch die Union angestrebt werden!



Patch
Der ÖRR hat auch deshalb ein Problem, weil politische Koryphäen ihn immer wieder in Zweifel stellen. U.a. weil er ggf. nicht in ihrem Sinne sich äußert oder die Beiträge oft genug nicht genehm sind. Klar gibt es Meinungsäußerungen im ÖRR - aber wo gibt es das nicht. Z.B. auch hier beim Tagesspiegel.

So lange sich dies aber immer noch im Rahmen hält und bei Kommentaren als solche kenntlich sind, ist das durchaus in Ordnung. Zumindest allemal besser als diese Fake News durchseuchten und offensichtlich kaum recherchierten Meldungen auf Internetplattformen, die noch dazu oft genug reine Propaganda sind und/ oder oft genug als verdeckte Meinungsmache.

Den staatlichen Auftrag erfüllen sie durchaus, es sei denn, man möchte nur seine eigene Meinung widergespiegelt bekommen.

Tagesspiegel-Leser Patch

Die Öffentlich-Rechtlichen haben einen staatlichen Auftrag: durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen.

Den Auftrag erfüllen sie durchaus, es sei denn, man möchte nur seine eigene Meinung widergespiegelt bekommen - das klappt meist nicht. Weimar scheint unterdessen auch der Meinung zu sein, wo sein Wille nicht geschehe, läuft was schief.
Der Rundfunkbeitrag mag manchen zu hoch oder überflüssig erscheinen, aber als Solidarbeitrag passt er schon.


Happyrocker
Es ist ja nicht nur die politische Schlagseite, die zu Unmut führt, sondern auch die Zwangsfinanzierung qualitativ erbärmlicher Programme.

In der heutigen Zeit ist es nicht mehr vernünftig begründbar, für Programme zahlen zu müssen, die man nicht sehen will.

Tagesspiegel-Leser Happyrocker

In der heutigen Zeit ist es nicht mehr vernünftig begründbar, für Programme zahlen zu müssen, die man nicht sehen will. Zwei, drei Nachrichten- und Dokusender sollten den Auftrag der politischen Meinungsbildung für 5 Euro im Monat erfüllen können, alles andere kann freiwillig zubuchbar sein! Aber die Rundfunkanstalten mit ihren aus dem Gebührenfüllhorn bestens bezahlten Mitarbeitern will natürlich niemand verärgern. Wenn ein Herr Böhmermann mehr Geld bekommt als der Bundeskanzler, dann ist das Ganze nur noch ein Selbstbedienungsladen.



Rrsler
Der ÖRR ist die bessere Alternative zum Verdummungsangebot der privaten Sender, egal ob im Radio oder TV. Natürlich ist im ÖRR-Programm nicht alles super. Die Programminhalte sind vielfältig und entsprechen oft auch nicht meinen Vorstellungen und manchmal hilft nur abschalten oder beim TV auf Streamingdienste umschalten.

Im Großen und Ganzen finde ich den ÖRR gut und würde ihn bitterlich vermissen, wenn er nicht mehr verfügbar wäre.

Tagesspiegel-Leser Rrsler

Aber im Großen und Ganzen finde ich den ÖRR gut und würde ihn bitterlich vermissen, wenn er nicht mehr verfügbar wäre. Als wenn es hier in der Diskussion wirklich um den zu zahlenden Beitrag geht, den man zu zahlen hat. (Oder um irrsinnig hohe Vergütungen von Sender-Intendanten, die natürlich nicht in Ordnung sind, letztendlich aber kaum eine Rolle spielen).

Die paar Euro Rundfunk-Beitrag merken die allermeisten nicht mal. Es geht hier ausschließlich darum, dass konservative Kreise den sicherlich eher links-ökologisch-divers orientierten Programminhalt abschalten wollen und durch Nachrichten aus dem Springer-Konzern ersetzen wollen. Mir gruselt es davor!


FSS
220 Euro sind viel Geld für Menschen, die wenig verdienen. Davon kann eine kleine Familie mehrfach im Jahr ins Museum gehen oder andere schöne Dinge unternehmen, anstatt Geld für etwas zu bezahlen, das sie nicht nutzt.


Marstetz
Das ist also die „Kulturpolitik“ dieses Wirtschaftsjournalisten von irgendeiner dümpelnden Meinungspostille ins Kanzleramt gespült.
Was fällt diesem Typen ein, so pauschal die Arbeit von Tausenden korrekt arbeitender Journalistinnen und Journalisten anzugreifen. Der Mann ist untragbar und hat sofort zurückzutreten.

Überall in den Anstalten sitzen übrigens genügend Leute, die der Union EINDEUTIG nahestehen: Dafür sorgen doch seit Jahren die Leute wie Söder und andere Union-Landesherren, die die regionalen ARD- und ZDF-Studios sehr maßgeblich beeinflussen. Söder mit seinem „Zwangsgebühren“-Kanal BR - lauter CSU-Kader. Das reicht diesem Ideologieminister von Merz’ Gnaden allerdings nicht. Der will wieder pechschwarze Kanzlerkanäle à la Adenauer oder Kiesinger-TV.

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