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Nikolaus und Chanukka zusammen feiern: Die Freie Schule Anne-Sophie in Zehlendorf macht es vor.

© picture alliance / dpa

Das Lichterfest und Nikolaus zusammen feiern: Warum ein nicht-jüdischer Schüler einen Chanukka-Leuchter baute

Die Eltern wollten trotz Corona Licht in die Schüleraugen bringen: Dass auch das jüdische Lichterfest in einer Zehlendorfer Schule begangen wird, begeistert den Berliner Rabbi Yehuda Teichtal – er schickte eine Videobotschaft.

Man kann ihn von der Clayallee aus sehen. Ungefähr auf der Höhe der Vollkornbäckerei Weichhardt’s muss man sich umdrehen, gegenüber auf die „Zehlendorfer Welle“ schauen und dann noch leicht den Kopf heben: Im dritten Stock strahlt der neunarmige Chanukka-Leuchter am Cafeteria-Fenster der Freien Schule Anne-Sophie.

Die Idee, in der privaten Schule das jüdische Lichterfest zu begehen, war bei Gesprächen unter Eltern entstanden: Dieses Jahr fällt der letzte Tag des Lichterfestes auf den Nikolaus-Tag am 6. Dezember. „Die Freie Schule Anne-Sophie ist eine sehr internationale Schule, wo Schüler aus vielen Kulturen und Länder sich begegnen“, sagte Elternvertreterin Rilana Vorderwülbecke dem Tagesspiegel.

Der Chanukka-Leuchter in der Cafeteria der Schule. Er ist zwei Meter hoch.
Der Chanukka-Leuchter in der Cafeteria der Schule. Er ist zwei Meter hoch.

© Freien Schule Anne-Sophie

Die Idee sei gewesen, beide Feste, Chanukka und Nikolaus, zu feiern – unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Die Kinder hätten durch Corona eine schwere Zeit hinter sich: „Wir wünschen uns, dass unsere Kinder sich wieder ihrer Gemeinsamkeit und des Zusammenhalts bewusst werden.“

Eine Idee war geboren – und Joris, der 15-jährige Sohn von Rilana Vorderwülbecke, er geht in die 9. Klasse der Schule, verkündete: „Ich baue euch einen Chanukka-Leuchter.“ Zwei Meter ist die Chanukkia aus Holz groß geworden. „Er bastelt immer gerne“, sagte Joris‘ Mutter. Das Elternhaus ist christlich geprägt, „ich habe die Katholische Grundschule St. Ursula besucht und mein Mann das Graue Kloster“, Sohn Joris sei „eigentlich eher Atheist“. Es war der erste Chanukka-Leuchter, den Joris entwarf.

Rabbi Yehuda Teichtal wünscht den Schülerinnen und Schülern „Happy Chanukka“. Bei Joris bedankt er sich.
Rabbi Yehuda Teichtal wünscht den Schülerinnen und Schülern „Happy Chanukka“. Bei Joris bedankt er sich.

© Screenshot der Videobotschaft

Dass ein nicht-jüdischer Schüler eine Chanukkia baute und die überkonfessionelle Schule auch das Lichterfest feiert, beeindruckte die jüdische Gemeinde Berlin und Rabbi Yehuda Teichtal. „Happy Chanukka“, wünschte er in einer Videobotschaft den Schülerinnen und Schülern der Freien Schule Anne-Sophie.

We are all one, we all have the same soul und the same spirit. Tonight, today, tomorrow, let us all be light.

Rabbi Yehuda Teichtal

„Was lehrt uns Chanukka?“, fragt Rabbiner Teichtal auf Englisch im besten New Yorker Zungenschlag. „Dass Licht immer stärker ist als Dunkelheit.“ Wenn dich jemand ärgert, dann begegne ihm positiv: „Darkness should be answered with light. Hate should be answered with love. That’s the message of Chanukka.“ Und dann wandte sich der Rabbi direkt an Joris: „Du hast diesen zwei Meter hohen Leuchter gebaut, wow, das ist wirklich unglaublich.“

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„We are all one“, egal ob Christen, Juden, Moslems oder Atheisten, „we all have the same soul und the same spirit“, rief Yehuda Teichtal den Kindern und Jugendlichen zu. „Lasst uns tun, was wir können, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“ Mit mehr Liebe, Glück, Inklusion und Respekt – „tonight, today, tomorrow, let us all be light“.

Am Freitag wurde neben den Chanukka-Leuchter in der Schul-Cafeteria auch ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Zu Nikolaus am Montag soll der Schulhof in ein Lichtermeer verwandelt werden, erzählt Rilana Vorderwülbecke am Telefon. Der Nikolaus werde erwartet, Chanukka-Schokogeld werde es auch geben. Die Absicht der Eltern war es, „das Licht in die Kinderaugen und zu den Lehrenden zu bringen“. Das sei schon jetzt gelungen, findet Rilana Vorderwülbecke.

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