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Wirtschaft: 1,5 Milliarden Dollar Strafe für Microsoft

Alcatel-Lucent gewinnt Klage im MP3-Streit

San Francisco/Erlangen – Nach einer Milliardenstrafe für den US-Computerkonzern Microsoft wegen Patentverstößen könnten MP3-Player künftig teurer werden. Die Jury eines US-Gerichts urteilte, Microsoft müsse rund 1,5 Milliarden Dollar (1,14 Milliarden Euro) an den US-französischen Telekomausrüster Alcatel-Lucent zahlen. Alcatel-Lucent macht geltend, dass es Patente für das digitale Musik-Format MP3 hält. Bisher zahlen Firmen, die MP3-Technik nutzen, an die deutsche Fraunhofer-Gesellschaft. Diese hatte den MP3-Standard maßgeblich entwickelt und 1995 gemeinsam mit dem französischen Thomson-Konzern patentieren lassen. Sollten Firmen nun auch an Alcatel-Lucent zahlen müssen, könnten MP3-Player teurer werden.

Microsoft nannte das Urteil unrechtmäßig. Es könne dazu führen, dass hunderte Firmen, die das Recht auf die MP3-Nutzung vom Fraunhofer-Institut gekauft hatten, nun von Alcatel-Lucent gerichtlich belangt würden, teilte Microsoft mit. Der Lucent-Konzern, der inzwischen mit Alcatel fusionierte, hatte die Klage gegen Microsoft im Jahr 2003 eingereicht. Das Unternehmen machte darin geltend, dass Partner von Microsoft wie die Computerkonzerne Dell und Gateway den Windows Media Player auf den von ihnen verkauften Rechnern installierten. Microsoft hält es dagegen für ausreichend, 16 Millionen Dollar Lizenzgebühren an das Fraunhofer-Institut gezahlt zu haben. Ein Sprecher des Fraunhofer-Instituts sagte, die Einrichtung wolle das Urteil nicht kommentieren.

Mit der MP3-Technik kann Musik in vergleichsweise kleine Dateien umgewandelt werden. Die Klangqualität leidet jedoch kaum, weil für das menschliche Ohr nicht hörbare Töne herausgefiltert werden. Wer heute die Technik zur MP3-Verschlüsselung für eines seiner Geräte nutzen möchte, muss an das Fraunhofer-Institut zahlen. Das Institut hatte mit dem französischen Unternehmen Thomson die MP3-Technik 1995 als Patent angemeldet. Pro MP3- Player werden 75 US-Cents (58 Euro-Cents) fällig. Für den MP3-Vertrieb im Internet müssen Unternehmen zwei Prozent ihres Umsatzes abführen. An der komplexen Entwicklung des MP3-Standards waren jedoch mehrere Unternehmen beteiligt. Jedoch hatte niemand sonst offensiv Ansprüche geltend gemacht wie jetzt Alcatel-Lucent. Microsoft bezeichnete den Spruch der Geschworenen als „weder von Fakten noch von Gesetzen gedeckt“. Der Konzern behalte sich vor, in Berufung zu gehen. AFP

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