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In Bedrängnis. Hochtief-Chef Lütkestratkötter muss mit ACS verhandeln. Foto: dpa
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Wirtschaft: ACS hat Hochtief fast sicher

Der Anteil der Spanier am größten deutschen Baukonzern steigt auf 33,94 Prozent / Lütkestratkötter ist zu Gesprächen bereit

Berlin/Madrid - Nun ist die Übernahme kaum noch aufzuhalten: Der spanische Baukonzern ACS hält – nach Ablauf aller Fristen – 33,49 Prozent am größten deutschen Baukonzern Hochtief und kann seinen Anteil nun ohne weitere Beschränkungen auf 50 Prozent ausbauen. ACS war von Aktionären 3,64 Prozent an Hochtief angeboten worden, teilten die Spanier am Donnerstag mit. Zudem deckte ACS sich an der Börse selbst mit weiteren 2,6 Prozent ein. ACS hatte neun eigene Aktien im Tausch für fünf Hochtief-Aktien geboten.

Doch Hochtief will sich nicht geschlagen geben und weiter um seine Unabhängigkeit kämpfen. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter kündigte am Donnerstag zwar Gespräche mit ACS-Chef Florentino Perez an. „Wir werden ausloten, wie die künftige Zusammenarbeit aussehen kann“, sagte er. „Eine Investorenvereinbarung werden wir sicher mit der ACS besprechen.“ Gleichzeitig treibt Lütkestratkötter aber Pläne für einen Verkauf der Flughafensparte von Hochtief voran. Dies dürfte den Aktienkurs von Hochtief nach oben treiben und ACS die Übernahme der Mehrheit erschweren. Zu einem möglichen Rücktritt äußerte Lütkestratkötter sich nicht : „Ich arbeite mit voller Kraft bei Hochtief und für Hochtief“. Für ihn sei aber entscheidend, dass er seine Aufgabe unabhängig machen könne.

ACS will seinen Anteil an Hochtief „auf etwas mehr als 50 Prozent“ hochschrauben und den „weltführenden Infrastrukturkonzern schmieden“, der an allen Fronten und „auf allen Kontinenten“ mitmischt, sagte Perez. „Niemand wird in Zukunft bei einer Ausschreibung für milliardenschwere Infrastrukturprojekte an uns vorbeikommen“, triumphiert er. Das sei für ACS wie für die potenzielle Tochter Hochtief gut, weil so „die Wettbewerbsfähigkeit beider Unternehmen deutlich gestärkt“ werde. Durch die Übernahme von Hochtief könnte der mit über neun Milliarden Euro verschuldete spanische Konzern seine Finanzstruktur stärken und zum größten Baukonzern Europas aufsteigen. Er plane keine Zerschlagung des deutschen Konzerns, werde ihn auch nicht ausplündern, sagte Perez. Hochtief bleibe innerhalb des Konzernverbundes „unternehmerisch unabhängig“, erklärte er. Die deutschen Beschäftigten „haben nichts zu befürchten.“ Hochtief solle an der Börse notiert und die Essener Konzernzentrale erhalten bleiben. Lütkestratkötter und der Betriebsrat fürchten indes, dass ACS Hochtief und seine australische Tochter Leighton zerschlagen könnte.

Wie lange es dauern wird, bis ACS die Mehrheit an Hochtief hält, ist Experten zufolge offen. Es sei zweifelhaft, ob der Konzern derzeit die nötigen Mittel habe, nachdem ACS kürzlich seinen Anteil am Energiekonzern Iberdrola auf über 20 Prozent aufgestockt hatte, hatten Analysten der DZ Bank erklärt. In den „nächsten Monaten“ werde ACS bei Hochtief wohl nicht über 50 Prozent kommen, sagten sie nun.

Doch die Probleme könnten auch jetzt schon beginnen: Auf der Hauptversammlung von Hochtief am 12. Mai könnten die Spanier mit ihrem jetzigen Anteil maßgeblich Einfluss auf die Zusammensetzung des Aufsichtsrats und damit indirekt auch auf den Vorstand nehmen. Auf der letzten Hauptversammlung des Konzerns waren nur 63,82 Prozent der Stimmrechte vertreten. Deshalb wirbt Hochtief nun um eine hohe Präsenz seiner Aktionäre.

ACS- und Hochtief-Aktien gaben am Donnerstag dennoch nach. Großaktionär Corp Alba warf einen ACS-Anteil von fünf Prozent auf den Markt. „Die Luft aus dem Übernahmepoker ist jetzt erst einmal raus“, sagte ein Händler. jmi/ze/rtr

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