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Wirtschaft: Aufatmen an den Aktienmärkten

Weltweite Erholung / Dax legt um 6,3 Prozent zu / Positive Reaktion der Wall Street auf Greenspan-Rede FRANKFURT (MAIN) (Tsp / ro).So stark wie es sich zunächst im vorbörslichen Computerhandel mit einem Plus von rund 300 Punkten angedeutet hatte, ging es am Tag eins nach dem Minicrash am Mittwoch an der Frankfurter Börse zwar nicht nach oben.

Weltweite Erholung / Dax legt um 6,3 Prozent zu / Positive Reaktion der Wall Street auf Greenspan-Rede FRANKFURT (MAIN) (Tsp / ro).So stark wie es sich zunächst im vorbörslichen Computerhandel mit einem Plus von rund 300 Punkten angedeutet hatte, ging es am Tag eins nach dem Minicrash am Mittwoch an der Frankfurter Börse zwar nicht nach oben.Aber als der Deutsche Aktienindex (Dax) gestern seinen Schlußstand von 3791,81 Punkten erreicht hatte, war dies ein Plus von 224,5 Punkten oder von knapp 6,3 Prozent.Dies war einer der höchsten Tagesgewinne, die in Frankfurt je registriert wurden.Im nachbörslichen Computerhandel legten die Kurse abermals zu und schlossen bei 3806,66 Punkten. Damit bewegte sich Frankfurt im Einklang mit allen wichtigen Börsen der Welt.Die New Yorker Wall Street hatte am Dienstag den nach Punkten größten Gewinn aller Zeiten verbucht.Hongkong konnte mit einem fast 19prozentigen Plus den Crash vom Vortag mehr als wettmachen.Die Schweizer Börse hat die massiven Vortagesverluste von 4,6 Prozent am Mittwoch zu einem Großteil wieder aufgeholt.Der SMI Index stieg um 199,3 Punkten oder 3,8 Prozent auf 5479,0 Punkte. Die Vortagesverlierer waren am Mittwoch an den deutschen Börsenplätzen die prominentesten Gewinner.So kletterten unter den Dax-Werten BMW um über zehn Prozent, nachdem sie am Dienstag um 14,7 Prozent gefallen waren.Händler sagten, vor allem Kleinanleger nutzten die niedrigen Kurse zu weiteren Käufen, während sich Großanleger zurückhielten.Die Umsätze seien nicht so hoch wie am Vortag.Börsenexperten sagten bei schwankenden Kursen einen allmählichen Aufwärtstrend der Kurse voraus. Die Kurse an der Wall Street haben am Mittwoch nach einer aussagekräftigen Rede des US-Notenbankchefs Alan Greenspan deutlich angezogen.Nach bereits freundlicher Eröffnung lag der Dow Jones-Index für 30 Industrieaktien eine Stunde nach Börsenbeginn mit 7613,32 Punkten um 115 Zähler oder 1,5 Prozent höher als am Vortag.Greenspan hatte vor dem amerikanischen Kongreß gesprochen.Der Dow-Jones-Index hatte am Dienstag einen Rekordgewinn von 337,17 Punkten verbucht, nachdem es am Montag einen drastischen Einbruch von 554 Punkten gegeben hatte. Greenspan, der in den vergangenen Monaten mehrfach vor einer übertriebenen Wall Street-Euphorie gewarnt hatte, hob vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuß des Kongresses in Washington das "robuste" amerikanische Wirtschaftswachstum und "die niedrigen oder sogar fallenden Inflationsraten" hervor. Laut Greenspan hat die jüngste Entwicklung an den Börsen ebenso wie der Börsenkrach von 1987 "begrüßenswerte" Auswirkungen.Er dämpft nämlich die kaum zu erfüllende Nachfrage am Arbeitsmarkt.Die Investoren haben nach Darstellung des US-Notenbankchefs nach den Entwicklungen der vergangenen zwei Tage deutliche Einbußen verzeichnet, so daß die Nachfrage nach Arbeitskräften jetzt gedämpft werde. Greenspan räumte in seiner Rede der Krise in Südostasien breiten Raum ein.Er rechnet mit gewinnmindernden Auswirkungen für US-Firmen.Er bezeichnete den "Effekt", der von den asiatischen Ländern ausgeht, als besorgniserregend.Allerdings wird die Entwicklung in Asien die US-Wirtschaft laut Greenspan nicht bedrohen.Greenspan rief zur Zusammenarbeit mit diesen Ländern auf. Keith Wirtz, Vizepräsident der NationsBank, nannte die Erholung an der Wall Street "sehr konstruktiv".Er glaubt jedoch, daß sich die starken Kursschwankungen "während der nächsten Wochen fortsetzen könnten". Als Auslöser der Börsenkrise hatten Händler die Turbulenzen in Hongkong angesichts überbewerteter Kurse genannt.Die Aktienkurse in der chinesischen Sonderverwaltungszone legten am Dienstag nach dem Comeback der New Yorker Wall Street um den Rekordwert von 18,82 Prozent zu.Das Börsenbarometer, der Hang-Seng-Index, zeigte zum Schluß des Handels 10 765,30 Punkte an.Damit machte der Aktienmarkt den Einbruch um 13,7 Prozent am Vortag mehr als wett.Der Nikkei-Index der Börse in Tokio holte um 3,34 Prozent auf, konnte seine Vortagesverluste von 4,26 Prozent allerdings nicht ganz wettmachen. Für viele Händler und Makler auf dem Frankfurter Parkett war der Mittwoch arbeitsreicher als der Tag zuvor."Das ist tierisch hektisch, hektischer als gestern", meinte Fidel Helmer vom Bankhaus Aufhäuser.Die weißen Zettel mit den Kaufaufträgen mußten pausenlos an die Makler weitergereicht oder Kaufaufträge über die Maklerschranke gebrüllt werden.Schon eine halbe Stunde nach Handelsbeginn um halb elf hatte der Dax einen Zuwachs von über 200 Punkten erreicht.Trotzdem beurteilten Makler und Händler die Entwicklung nach den Erfahrungen der Vortage mit Vorsicht. "Der heutige Aufwind heißt nicht, daß die Krise ausgestanden ist", betonte Günter Burgold von der BHF Bank.Man brauche jetzt wieder eine Kursbasis, von der aus man konstruktiv weiterarbeiten könne.Die aber habe man am Mittwoch noch nicht erreicht.Andere Händler und Makler sehen die Krise freilich zum größten Teil überstanden. Wegen des von anhaltender Unsicherheit geprägten Umfeldes erwarten viele Händler auch in den nächsten Tagen noch stark schwankende Kurse.Die Deutsche Börse richte sich sehr stark nach dem, was an den Börsen anderer Länder passiere.Da verweisen die meisten Experten nach wie vor besonders auf die Lage in Asien, aber auch auf die aufstrebenden Märkte in Asien, Osteuropa und Lateinamerika.Dort werde es weiter unruhig bleiben. "In diesen Regionen", so Aktienanalyst Volker Brandt, "ist die Krise noch längst nicht ausgestanden".Diese Länder hätten jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt.Diese Entwicklung müsse jetzt erst einmal zurückgefahren werden.

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