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Wirtschaft: Aufatmen in Südkorea nach Hilfspaket

Europäer stocken IWF-Kredit auf 57 Mrd.Dollar auf / Börse in Seoul schnellt in die Höhe SEOUL (k.

Europäer stocken IWF-Kredit auf 57 Mrd.Dollar auf / Börse in Seoul schnellt in die Höhe

SEOUL (k.k./ga/HB).Die südkoreanischen Aktienmärkte haben mit massiven Kursgewinnen auf den Milliardenkredit des IWF reagiert.Der Aktienindex stieg um 26,5 Zähler auf 405,8 Punkte und verzeichnete damit den höchsten prozentualen Anstieg seiner Geschichte.Händler sagten, die neue Dynamik könne den Index kurzfristig auf Werte um die 500 Punkte treiben.Selbst 600 oder 700 Punkte seien möglich, wenn Südkorea die Auswirkungen des IWF-Sanierungsprogrammes verarbeitet habe.Auch die Landeswährung Won gewann kräftig an Wert.Am Donnerstag fiel der Dollar auf 1145 Won.Am Mittwoch waren für einen Dollar noch 1196 Won gezahlt worden. Mit der Beteiligung Italiens am internationalen Hilfsprogramm für Südkorea ist das Volumen des Gesamtpakets auf die Rekordhöhe von 57 Mrd.Dollar gestiegen.Der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen Vorstand am Donnerstag abend über das Hilfspaket beriet, konnte im Gegenzug die Zusage Seouls durchsetzen, das Wirtschaftswachstum zu drosseln und das Bankensystem zu konsolidieren.Die Regierung versprach eine Umstrukturierung der großen Mischkonzerne und eine umfassende Marktöffnung.IWF-Direktor Michel Camdessus erklärte in Tokio, die Krise zwinge Korea dazu, sich seinen Problemen zu stellen.Ihre Ursache sei die Verzögerung von Reformen wegen der zu langen Abschottung der Wirtschaft.Von dem Hilfsprogramm werden 21 Mrd.Dollar vom IWF, 10 Mrd.Dollar von der Weltbank sowie 4 Mrd.Dollar durch die Asiatische Entwicklungsbank bereitgestellt.Bilateral flankieren Japan (10 Mrd.Dollar), die USA (5 Mrd.Dollar), Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien (jeweils 1,25 Mrd.Dollar) sowie Australien und Kanada (jeweils eine Mrd.Dollar) mit insgesamt 22 Mrd.Dollar das Unterstützungsprogramm.Camdessus lobte Seoul für den "Mut, sich der Krise zu stellen und an die Wurzeln des Problems zu gehenÒ.Auch Japan müsse die "sehr ernsten ProblemeÒ seines Finanzsystems "nun rasch und entschiedenÒ lösen. In Seoul soll es nun zur jahrelang aufgeschobenen Restrukturierung und Rationalisierung der koreanischen Wirtschaft kommen.Die etwa fünf Dutzend Firmen-Imperien, die schon seit über einem Jahrzehnt im Zentrum der wirtschaftspolitischen Kontroversen stehen, müssen zerstückelt werden.Sie sind zu schwerfällig, ineffizient und ertragsschwach geworden.Das ist ein langer und schmerzlicher Prozeß.Die eindrucksvollen Kursgewinne am Devisen- und Aktienmarkt, zu denen es nach der Unterzeichnung des Hilfsabkommens mit dem IWF gekommen ist, wirken daher etwas übertrieben.Ein Blick auf Thailand zeigt, wie schwer die Bewältigung der Krise den asiatischen Tigern fällt. Thailand, das erste Opfer der asiatischen Grippe, hatte am 21.August vom IWF Hilfe erhalten.Auch in diesem Land kam es darauf zu denselben Reaktionen wie am Donnerstag in Korea.Die Investoren waren erleichtert.Währungs- und Aktienmärkte erholten sich, allerdings nicht sehr lange.In den gut drei Monaten, die seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen IWF und Thailand vergangen sind, gerieten sowohl die Landeswährung Baht als auch der Aktienmarkt erneut unter massiven Druck.Der Baht verlor seit dem 21.August nochmals 24 Prozent seines Außenwerts, während der Börsenindex heute sogar 35 Prozent unter dem damaligen Stand notiert. Das muß nicht heißen, daß in Korea in den nächsten Monaten dasselbe passiert.Die Erfahrungen in Thailand zeigen aber doch, in was für einem kritischen Zustand die Tigerstaaten sich befinden.Korea leidet wie Thailand an einer immensen Außenverschuldung.In Korea beträgt sie 110 Mrd.Dollar, in Thailand 95 Mrd.Dollar.Trotz der am 21.August gewährten IWF-Hilfe gibt es in Bangkok auch jetzt noch Stimmen, die zu einem Schulden-Moratorium drängen.Der Notenbankgouverneur versicherte zwar just dieser Tage wieder, er rechne nicht damit, daß es so weit kommen werde.Manche Gläubiger sind nicht so sicher.Die meisten privaten Schuldner zahlen zwar auf die Kredite nach wie vor Zinsen.Eine ganze Reihe von Unternehmen ist indes nicht mehr in der Lage, die Schulden auch zu tilgen.

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