
Tarifstreit: Bahn will nicht gegen Streik klagen - vorerst
Noch hofft die Bahn, dass der für Montag angekündigte Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft nicht stattfindet. Sollte die GDL mit ihrer Drohung aber Ernst machen, denkt das Unternehmen über rechtliche Schritte nach.
Im Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL will die Bahn zunächst nicht gerichtlich gegen den ab Montag angekündigten Streik vorgehen. Das sagt Personalvorstand Margret Suckale. "Wir wollen uns mit der GDL einigen", betont sie. Über den Rechtsweg werde die Bahn nachdenken, wenn wirklich gestreikt werde. Die Lokführer bekräftigen erneut, am Montag ab Mitternacht bundesweit die Arbeit niederzulegen, sollte die Bahn bis dahin nicht den Tarifvertrag unterzeichnen.
Lokfürer zu Verhandlung aufgefordert
Suckale warnt vor den Folgen des Streiks für den gesamten Konzern und fordert die Lokführer zu Verhandlungen auf. Beide Seiten hätten die Gespräche bereits zu "95 Prozent" beendet. Die Bahn habe freiwillig bereits 800 Euro an die Lokführer ausgezahlt, betonte sie. Bahn und GDL hatten sich Ende Januar auf einen Tarifvertrag geeinigt, der unter anderem elf Prozent mehr Lohn für die Lokführer vorsieht und bereits am 1. März in Kraft treten sollte.
Die Bahn macht für einen Tarifabschluss eine Unterschrift unter einen Grundlagentarifvertrag zur Bedingung, der das Tarifverhältnis der Bahn zu allen Bahngewerkschaften regelt. Die Lokführer sehen dadurch ihre Eigenständigkeit gefährdet. Suckale sagt, die GDL habe schriftlich erklärt, dass sich ihr Tarifvertrag "widerspruchs- und konfliktfrei" in das DB-Tarifgefüge einfügen müsse.
Machtprobe der Funktionäre?
Die Bahn-Managerin appelliert an die GDL "diesen überflüssigen Streik abzusagen". Es sei die Frage zu stellen, ob es bei den angekündigten Streikaktionen noch um die Lokführer gehe, oder ob es sich nicht um eine "Machtprobe der Funktionäre" handle.
Der stellvertretende GDL-Vorsitzende Claus Weselsky dagegen bekräftigt gegenüber dem Nachrichtensender N-TV, er gehe von einem Arbeitskampf am Montag aus, wenn der Tarifvertrag bis dahin nicht unterschrieben sei. Er hofft auf Verständnis der Reisenden, weil die Situation der Lokführer sich durch die fehlende Unterschrift der Bahn noch nicht geändert habe. Die Vorbereitungen für einen Arbeitskampf im Fern-, Nah- und Güterverkehr sind offenbar bereits angelaufen. Das berichtet das "Westfalen-Blatt" unter Berufung auf einen GDL-Bezirkschef.
Tiefensee schaltet sich ein
Die "Bild"-Zeitung berichtet unter Berufung auf Verhandlungskreise, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) habe sich erneut in den Tarifstreit eingeschaltet, um den Streik zu verhindern. Demnach wurde der Bahn-Vorstand zu den vertraulichen Gesprächen weder eingeladen noch darüber informiert.
Die Bahn bestätigt Berichte, wonach die Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA die Vertretung der Lokomotivführer übernehmen will. Personalvorstand Suckale hatte am Abend zuvor in Berlin gesagt, die Tarifgemeinschaft habe der Bahn gegenüber eine entsprechende Forderung erhoben. Die Bahn wolle sich aber mit allen drei Gewerkschaften gemeinsam verständigen. "Es ist für uns besser, wenn alle Gewerkschaften gemeinsam an einem Tisch sitzen", betont ein Sprecher. (mbo/afp)