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Überfällig: Bahnchefin Evelyn Palla nimmt ihre Manager mehr in die Verantwortung.

© dpa/Christoph Soeder

Bahnchefin Evelyn Palla: Sie räumt endlich auf – aber noch hat sie nichts erreicht

Weniger Stellen im überbesetzten Bahntower, mehr Entscheidungen vor Ort: Evelyn Palla löst verkrustete Strukturen bei der Bahn auf. Nun müssen davon nur noch die Fahrgäste profitieren.

Caspar Schwietering
Ein Kommentar von Caspar Schwietering

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Sie werde den Konzern auf links drehen, kündigte Bahnchefin Evelyn Palla in einem ihrer ersten Interviews an. Nun macht sie sich ans Werk.

Die 52-Jährige will das Topmanagement halbieren – von 43 auf 22 Stellen. In der Konzernzentrale sollen auch viele weitere Jobs wegfallen. Ein entsprechender Bericht des „Handelsblatts“ wurde dem Tagesspiegel aus Aufsichtsratskreisen bestätigt.

Das klingt radikal und ist doch absolut richtig. Denn hinter Pallas Entscheidung steckt kein Populismus. Es geht ihr nicht darum, eine Stimmung zu bedienen, wonach im Bahntower ohnehin nur Idioten arbeiten.

Stattdessen wickelt sie eine ineffiziente Führungsstruktur ab, die ihr Vorgänger Richard Lutz geschaffen hat. Deshalb braucht sie weniger Manager im Bahntower.

Schluss mit der Verantwortungsdiffusion

Während Lutz bei fast jeder Weichenstellung eingebunden sein wollte, um die Kontrolle zu bewahren, will Palla, dass Manager auf unteren Hierarchieebenen selbst mehr unternehmerische Entscheidungen fällen. Palla gibt nur die Ziele vor. Wie diese erreicht werden, sollen die Leute vor Ort entscheiden. Das geht schneller, als wenn alles mit dem Bahnvorstand und der Zentrale rückgekoppelt werden muss.

Auch die Zahl der Tochtergesellschaften will Palla reduzieren. Viele interne Dienstleister werden nun ins Geschäftsfeld jener Bahntochter integriert, für die sie hauptsächlich arbeiten.

Das reduziert die Zahl der Schnittstellen weiter. Palla beendet damit hoffentlich das Schwarze-Peter-Spiel, bei dem bis zu einem Dutzend Entscheidungsebenen die Verantwortung für Missstände hin und her schieben konnten.

Ihre Restrukturierung ist jedoch nicht ohne Risiko. Sie wird nur dann Erfolge bringen, wenn die Bahnmanager auf den unteren Ebenen auch bereit sind, einschneidende Entscheidungen zu fällen, um den Schlendrian der vergangenen Jahrzehnte zu beenden.

Die Bahnkunden wollen vor allem eins: dass ihre Züge zuverlässig fahren. Aktuell sind die Zeichen wenig ermutigend. Die Pünktlichkeit der Bahn nimmt ab, nicht zu. Und die Infrastruktur verfällt trotz Milliarden-Investitionen weiter. Bei diesen Problemen muss der neu aufgestellte Bahnkonzern nun rasch Verbesserungen erreichen.

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