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Wer am fremden Geldautomaten mit der Girokarte Geld abhebt, zahlt schnell drauf.

© dpa

Geldabheben am Automaten: Banken kassieren bei Fremdkunden ab

Wollen Kunden Geld am Automaten abheben, der nicht zu ihrer Bankengruppe gehört, wird es manchmal richtig teuer. Banken testen, wie weit sie mit den Gebühren gehen können.

Von Carla Neuhaus

Die Deutschen lieben ihr Bargeld. 80 Prozent ihrer Einkäufe zahlen sie noch immer in Scheinen oder Münzen. Oft geht es auch gar nicht anders. Ob beim Bäcker, in der Bar oder im Dönerladen: Kleine Beträge kann man vielerorts schlichtweg nur bar bezahlen. Dumm, wenn einem dann zu spät auffällt, dass das Portemonnaie leer ist. Noch dümmer, wenn es um die Ecke keinen Automaten der eigenen Bankengruppe gibt. Denn dann wird es teuer. Im ungünstigsten Fall zahlen Verbraucher für einmal Geldabheben am Fremdautomaten knapp acht Euro, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest.

Besonders teuer ist das Abheben bei Spezialanbietern wie dem Bankhaus August Lenz oder Cardpoint. Sie haben hierzulande nur wenige Kunden. Dafür aber umso mehr Automaten. Die stehen meist in Ausgehvierteln, an Flughäfen oder in Einkaufszentren – also überall dort, wo oft viele Menschen schnell Geld brauchen. Menschen, die im Zweifel lieber eine Gebühr zahlen, als aufs Bargeld zu verzichten. Wie hoch diese Kosten ausfallen, hängt vom Standort ab. Beim Bankhaus August Lenz und Cardpoint fallen bis zu 7,99 Euro, bei Euronet bis zu 4,99 Euro und bei der Reisebank 3,95 Euro an. Laut Stiftung Warentest bieten diese Spezialinstitute Hotels, Restaurants oder Läden an, sie an ihren Einnahmen zu beteiligen, wenn sie vor Ort einen Automaten aufstellen dürfen. Für die Anbieter scheint das ein lukratives Geschäft zu sein. Sowohl Cardpoint wie Euronet betreiben bundesweit bereits über 1000 Geldautomaten, Bankhaus August Lenz hat über 700 Automaten.

Viele Geschäftsbanken verlangen um die vier Euro von Fremdkunden

Doch es sind längst nicht nur diese Spezialanbieter, die beim Geldabheben abkassieren. Auch viele Geschäftsbanken verlangen von Fremdkunden teils hohe Gebühren. Besonders teuer ist laut Stiftung Warentest die Hamburger Volksbank, die bis zu 5,95 Euro nimmt. Aber auch in Berlin verlangen viele Institute mehr als vier Euro, darunter die Berliner Sparkasse, die Commerzbank und die Sparda Bank Berlin. Viele Institute haben die Gebühren für das Abheben durch Fremdkunden zuletzt angehoben. Aufgrund der niedrigen Zinsen sind sie unter Druck und nutzen jeden Spielraum, um mehr Geld einzunehmen.

Dabei ist es nur fünf Jahre her, dass das Bundeskartellamt die Banken für die hohen Kosten des Geldabhebens für Fremdkunden gerügt hat. Das Problem ist: Längst nicht alle Institute haben damals auf die Mahnung des Kartellamts reagiert. Nur die Privatbanken, unter ihnen die Commerzbank und die Deutsche Bank, einigten sich auf eine Absenkung von 1,95 Euro. Sie hofften, dass die Sparkassen und  Volksbanken, die bundesweit die meisten Geldautomaten aufgestellt haben, ihrem Beispiel folgen würden. Nur: Das taten sie nicht. Noch immer verlangen viele Sparkassen und Volksbanken von Kunden anderer Institute um die vier Euro fürs Geldabheben.

Die Commerzbank testet in Berlin höhere Gebühren

Die Privatbanken ärgerte das: Sie nahmen wenig Geld von Fremdkunden – doch wollten ihre Kunden dann mal an einem Automaten einer Sparkasse oder Volksbank Geld ziehen, mussten sie draufzahlen. Deutsche Bank, Commerzbank und Postbank haben die Vereinbarung über die Höchstgrenze daher wieder aufgekündigt. Und testen nun, wie weit sie gehen können.

So verlangt die Commerzbank bundesweit 3,90 Euro fürs Abheben von Fremdkunden, während es in  Berlin noch ein Euro mehr ist. Ein Sprecher bestätigt auf Anfrage: „Wir testen in Berlin bis Jahresende ergebnisoffen ein erhöhtes Entgelt von 4,90 Euro.“ Ob die Abhebe-Gebühr bundesweit erhöht wird, dürfte davon abhängen, wie viele Fremdkunden abbrechen, sobald sie sehen, wie viel sie dafür zahlen müssen. Die Commerzbank weist allerdings darauf hin, dass gerade einmal zwei Prozent der Abhebungen am Automaten von Fremdkunden seien.

Im Vorteil sind dagegen Kunden, die kostenlos per Kreditkarte abheben können. Denn anders als bei der Girokarte hängt die Gebührenhöhe fürs Geldabheben bei der Kreditkarte von der eigenen Bank – und nicht von dem Institut, dem der Geldautomat gehört. So kommt es, dass Kunden von Onlinebanken mit ihrer Kreditkarte oft bundesweit kostenlos abheben können.

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