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Wirtschaft: Bankgesellschaft zahlt fürs Bleiben

Millionenprämie für „Spezialisten“/Gewerkschaft Verdi unterstützt Maßnahme

Berlin - Die Bankgesellschaft Berlin zahlt einer Reihe von Mitarbeitern Prämien, um sie im Konzern zu halten. Das bestätigte eine Sprecherin der Bankgesellschaft dem Tagesspiegel am Donnerstag. Zur Höhe und weiteren Einzelheiten der Zahlungen machte sie keine Angaben. Laut einem RBB-Bericht sollen es im vergangenen Jahr insgesamt 20 Millionen Euro für etwa 150 Personen gewesen sein. Bankexperten schätzten die Prämien unterschiedlich ein. Der Berliner Wissenschaftler Hans-Peter Schwintowski sagte dem RBB, die Zahlungen seien „sehr erstaunlich und unüblich“. Dagegen sagte Wolfgang Gerke, Bankenexperte der Uni Nürnberg-Erlangen, dem Tagesspiegel: „Zum Skandal langt das nicht.“ Zwar seien Halteprämien derzeit bei Banken in Deutschland ungewöhnlich. „Doch bei dem Image, das die Bankgesellschaft hat, kann die Gefahr bestehen, dass die Guten gehen und die Schwachen bleiben“, sagte Gerke.

Die Bankgesellschaft war 2001 durch Immobiliengeschäfte an den Rand der Pleite geraten. Nur durch eine milliardenschwere Finanzhilfe des Landes Berlin, dem größten Anteilseigner, konnte sie gerettet werden. Mittlerweile hat sich das Institut, das sich vor allem auf den Markt Berlin-Brandenburg zurückgezogen hat, aber weitgehend berappelt und schreibt wieder schwarze Zahlen. Der Preis für die Sanierung war jedoch auch ein drastischer Stellenabbau.

Die Bankgesellschaft begründete die Prämien für ausgewählte Mitarbeiter mit der Gefahr, dass besonders „Spezialisten und Leistungsträger“ gezielt von anderen Banken abgeworben werden. Mit Beginn der Sanierung habe es auch „massiv solche Versuche“ gegeben. Mit fortschreitender Sanierung seien die Zahlungen an die Mitarbeiter reduziert worden, zuletzt um zehn Prozent. Zudem würde jedes Jahr neu über die Prämie entschieden. Zu den Positionen der Beschäftigten äußerte sich die Bankgesellschaft nicht.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi trägt die Prämien mit. Joachim Tonndorf, Fachsekretär für Banken im Verdi-Landesverband, sagte, es bestehe tatsächlich die Gefahr, dass Know-how-Träger, die wichtig für den Erfolg der Bank seien, von Konkurrenten herausgekauft würden. „Dass diese Leute in der Bankgesellschaft bleiben, gehört genauso zum Sanierungskonzept wie die schmerzhaften Einschnitte“, sagte Tonndorf.

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