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© dpa

Autoindustrie: Bei Opel wird wieder verhandelt

Betriebsrat und Management bei Opel diskutieren einen Vorschlag zum Erhalt des Astra-Werks in Antwerpen.

Berlin - Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter bei Opel bewegen sich in der Auseinandersetzung um die Zukunft des Autoherstellers aufeinander zu. Vor allem die angekündigte Schließung des Astra-Werks im belgischen Antwerpen mit 2600 Mitarbeitern ist offenbar noch nicht beschlossen.

„Wir sind bereit zu verhandeln“, sagte der Frankfurter IG-Metall-Chef und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild dem Tagesspiegel. Voraussetzung sei allerdings, dass „die seit langem bekannten Bedingungen erfüllt sind“. Zentrale Forderung der Betriebsräte ist, dass das Antwerpener Werk erhalten bleibt. Hier zeigt sich die Geschäftsführung gesprächsbereit. Das Management verhandle über einen Vorschlag des Betriebsrats, um das drohende Aus für das Werk zu vermeiden, sagte ein Opel-Sprecher am Dienstag.

Opel-Chef Nick Reilly kommt damit der Belegschaft in den laufenden Sanierungsverhandlungen entgegen. Die Beschäftigten wollen geplanten Lohneinsparungen von jährlich 265 Millionen Euro nur dann zustimmen, wenn Reilly auf Werksschließungen verzichtet. Den Sanierungsbeitrag hat Opel in seinem Sanierungskonzept schon fest eingeplant. Die Pläne werden derzeit von den europäischen Regierungen geprüft, von denen Opel öffentliche Hilfen in einer Gesamthöhe von 1,8 Milliarden Euro erwartet.

Der Kompromissvorschlag sieht einen Verkauf des belgischen Werks an einen privaten Investor vor. Opel könnte eine Minderheitsbeteiligung behalten. Das deutlich verkleinerte Werk soll ein Astra Cabrio bauen und versuchen, an Fremdaufträge zu kommen. „Das Management wird diesen Vorschlag sorgfältig prüfen“, teilte Opel mit. Sollte das Werk offen bleiben, kann Opel auch auf Unterstützung der belgischen Regierung hoffen. Diese hatte 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn der Standort erhalten bleibt. Opel selbst hatte vergangene Woche seinen Eigenbeitrag für die Opel-Sanierung auf 1,9 Milliarden Euro verdreifacht.

Die Kompromissbereitschaft des Managements wird von den Arbeitnehmervertretern begrüßt. „Man hat in Detroit wohl endlich verstanden, dass man mehr Verantwortung und Risiko für Opel übernehmen muss und dafür Partner und einen Ausgleich ohne Vorbedingungen mit diesen Partnern braucht“, sagte Opel-Aufsichtsrat Schild dieser Zeitung. Es gehe um die Zukunft von 50 000 Menschen, knapp 25 000 davon in Deutschland.

Das Opel-Management will den angeschlagenen Autobauer gesundschrumpfen. Nach dem Plan sollen europaweit gut 8000 Stellen wegfallen, die Kapazitäten sollen um 20 Prozent reduziert werden. Ohne die Beiträge der Arbeitnehmer läuft Opel-Chef Reilly Gefahr, keine Staatshilfen zu erhalten. Denn dafür will die Politik ein tragfähiges Konzept vorgelegt bekommen – dazu gehören auch Lohnkürzungen bei den Beschäftigten. „Klar ist, dass wir nicht mit deutschen Arbeitnehmerbeiträgen die Entlassung von belgischen Arbeitnehmern in Antwerpen finanzieren werden“, bekräftigte Armin Schild die Position der Belegschaft. „Es geht hier nicht um Solidaritätsgequatsche.“ Der GM-Verwaltungsrat müsse wissen, dass „ein Showdown mit den europäischen Arbeitnehmern“ Opel mehr belasten werde, als der Erhalt des Werks in Antwerpen kosten würde.

Auch Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz äußerte am Dienstag die Hoffnung auf einen Kompromiss: „Ich glaube, wir können zusammenfinden, ich bin wieder optimistischer.“ Das Management habe sich „sehr ernsthaft“ mit dem Vorschlag des Betriebsrats für das Antwerpener Werk befasst. „Ich sehe reelle Chancen, eine Lösung für Antwerpen zu finden, die beide Seiten akzeptieren können“, sagte Franz. Zu Details äußerte sich der Arbeitnehmervertreter zunächst nicht. Er müsse sich zuvor mit den fünf belgischen Gewerkschaften beraten. Sollten diese das Konzept akzeptieren, könnten Verhandlungen mit dem Opel-Management folgen.

Am Dienstag fanden deutschlandweit Betriebsratswahlen bei Opel statt. Ein Ergebnis dürfte es wohl erst an diesem Mittwoch geben.

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