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Erstmals seit fast drei Jahren müssen Autofahrer an der Zapfsäule mehr als 1,40 Euro für einen Liter Superbenzin E10 bezahlen.

© Christophe Gateau/dpa

Tanken und Heizen: Benzin und Heizöl so teuer wie seit Jahren nicht

Die Preise für Benzin und Heizöl steigen immer schneller - die guten Zeiten kommen wohl vorerst nicht zurück. Das liegt auch an Trumps Absage ans Iran-Abkommen.

Erstmals seit fast drei Jahren müssen Autofahrer an der Zapfsäule mehr als 1,40 Euro für einen Liter Superbenzin E10 bezahlen. Für einen Liter Diesel werden im bundesweiten Durchschnitt mindestens 1,26 Euro fällig, haben verschiedene Preisportale und Marktbeobachter ermittelt.

Enorme Tagesschwankungen an den Tankstellen

Auch Heizöl ist deutlich teurer geworden. Der Preis hat nach Erhebungen des Energie-Informationsdienstes EID in den größeren Städten die Marke von 70 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern, inkl. Mehrwertsteuer) überschritten und ist damit innerhalb eines Jahres um rund ein Drittel gestiegen. Ursache für die steigenden Verbraucherpreise an Tankstellen und bei Heizölhändlern sind die hohen Rohölpreise. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl kletterte binnen eines Jahres um mehr als die Hälfte, bei der Nordsee-Sorte Brent von gut 50 auf über 77 Dollar.

Berliner zahlten vergangene Woche die höchsten Preise

Damit sind die guten Jahre für Autofahrer und Heizölkäufer wohl erst einmal vorbei - und kommen wohl nicht so schnell zurück. Angesichts der enormen Tagesschwankungen an den Tankstellen von zehn Cent je Liter und mehr können die Spitzenpreise regional und zu ungünstigen Zeiten noch weitaus drastischer ausfallen. Der Energie-Informationsdienst EID ermittelte in der vergangenen Woche die höchsten Preise in Berlin mit 1,54 Cent für einen Liter E10 und 1,38 Euro für Diesel. Das sind Ausreißer-Werte, zu denen kaum ein Autofahrer tankt. Aber sie zeigen, wohin die Reise gehen könnte.

„Die Akteure auf den Märkten haben wirksame Mittel gefunden, um die Ölschwemme dieser Zeit einzudämmen“, sagt EID-Chefredakteur Rainer Wiek. Denn jahrelang förderten die Ölproduzenten mehr Rohöl, als weltweit gebraucht wurde, und füllten so die Lager. Das ist vorbei. In den USA liegen die Lagerbestände bei Rohöl um 17 Prozent unter dem Vorjahr, bei Benzin und Diesel sogar um 23 Prozent.

Opec-Kartell hat Förderung zurückgefahren

Auf der Angebotsseite hat das Opec-Kartell seine Förderung zurückgefahren, unterstützt von Russland und anderen Förderländern. Rund zwei Millionen Barrel pro Tag hat die Opec aus dem Markt genommen. Opec-Mitglied Venezuela, das Land mit den größten Ölreserven, würde gern mehr Rohöl liefern. Doch eine tiefgreifende politische und wirtschaftliche Krise hat das Land ins Chaos gestürzt, aus Venezuela kommt tatsächlich immer weniger Öl.

Nachdem US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und neue Sanktionen gegen das Land angekündigt hat, stehen weitere 2,5 Millionen Barrel pro Tag auf der Kippe. Der Iran ist der fünftgrößte Ölexporteur weltweit. Das meiste Öl von dort geht nach China und Indien sowie in weitere asiatische Länder, geringere Mengen nach Europa. „Das war schon in den Rohölnotierungen eingepreist“, sagt Wiek. Auch die Internationale Energie-Agentur IEA äußert sich vorsichtig über die Folgen der US-Politik. „Die Sanktionen könnten Einfluss auf das Marktgleichgewicht haben“, heißt es in einer Stellungnahme.

Ungeachtet klimapolitischer Ziele steigt die Öl-Nachfrage weiter

Doch es gibt auch andere Stimmen. „Kurz- und mittelfristig dürfte es zu einem Verlust von rund 600 000 Barrel pro Tag an iranischen Ölexporten kommen“, befürchtet Analyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank. Dann würden nach seinen Berechnungen die Ölpreise nochmals um acht Dollar je Barrel steigen, also auf deutlich mehr als 80 Dollar.

Denn ungeachtet aller klimapolitischen Ziele steigt die Nachfrage nach Öl weiter. Das liegt vor allem an der guten Weltkonjunktur. Allein im laufenden Jahr erhöht sich der weltweite Ölbedarf nach der Prognose der IEA um 1,5 auf 99,3 Millionen Barrel pro Tag. Für Autofahrer und Heizölkunden in Deutschland ist das keine gute Nachricht. Entlastung auf dem Ölmarkt ist zunächst nicht in Sicht. sal/dpa

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