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Wirtschaft: Berlin als Arbeitskampfgebiet hat Firmen überrascht

Am heutigen Donnerstag beginnt die Urabstimmung über einen Streik in der Metallindustrie. Mit Beginn der Frühschicht sind die Gewerkschaftsmitglieder in 177 Betrieben in Berlin und Brandenburg aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden.

Am heutigen Donnerstag beginnt die Urabstimmung über einen Streik in der Metallindustrie. Mit Beginn der Frühschicht sind die Gewerkschaftsmitglieder in 177 Betrieben in Berlin und Brandenburg aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden. In Baden-Württemberg beteiligen sich 830 Unternehmen. Das Ergebnis aus beiden Tarifbezirken soll am Dienstag feststehen, der Streik könnte dann am 6. Mai anlaufen. In der Berliner IG-Metall-Zentrale bekamen Betriebsräte am Mittwoch die Stimmzettel ausgehändigt. Auf dem Zettel wurden die Mitglieder gefragt: "Bist Du bereit, zur Durchsetzung unserer Forderungen mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich des Streiks, einzutreten?" Erforderlich ist die Zustimmung von 75 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder.

Bei Siemens in Berlin hofft man derweil, dass ein Streik noch abgewendet werden kann. "Dass die IG Metall sich die Berliner Region als Arbeitskampfgebiet ausgesucht hat, überrascht uns nach wie vor", sagte ein Siemens-Sprecher auf Anfrage. Nach Angaben des Betriebsrats des Aufzugherstellers Otis sind die Beschäftigen im Werk Tegel "heiß auf einen Streik". Trotz zweistelliger Umsatzrenditen in den vergangenen Jahren habe die Belegschaft mehrfach auf nennenswerte Lohnerhöhungen verzichtet. "Zu allem Überfluss hat sich unsere Geschäftsführung hier in Berlin als besonderer Heißmacher innerhalb der Tarifauseinandersetzung aufgeführt", sagt Betriebsrat Günter Triebe. In Berlin sind zurzeit 1020 Menschen bei Otis beschäftigt. Auch der Betriebsrat des anderen Berliner Aufzugsherstellers, der Schindler GmbH, berichtet über eine hohe Streikbereitschaft im Unternehmen. "Die Kollegen stehen hinter den von uns erhobenen Forderungen", sagt der Betriebsratsvorsitzende Christian Weinholz. Die Arbeitgeber hätten Vertrauen verspielt, weil sie trotz Lohnzurückhaltung der Beschäftigten keine Arbeitsplätze geschaffen hätten. "Diese Art von Verschaukelung muss ein Ende haben", sagt Weinholz.

Der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter Berthold Huber machte am Mittwoch neue Verhandlungen von den Arbeitgebern abhängig. Gespräche vor dem Beginn eines Streiks strebe er nicht an. "Es sei denn, die Arbeitgeber lassen erkennen, dass sie einer fairen Beteiligung der Beschäftigten Tribut zollen", sagte Huber in Stuttgart. Dazu sei ein deutlich verbessertes Angebot nötig, das jetzt bei 3,3 Prozent für 13 Monate liegt. "Nach dem Streikbeginn stehe ich jederzeit für Gespräche und Verhandlungen zur Verfügung. Sieg oder Niederlage sind mir fremd", sagte Huber.

alf, phs

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