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Verkehrsdaten zeigen: Das 9-Euro-Ticket erfüllt seinen Zweck.

© Foto: Imago Images/allOver-MEV

Bis zu vier Minuten Zeitgewinn: Verkehrsdaten deuten auf weniger Stau seit 9-Euro-Ticket hin

In 23 von 26 untersuchten Städten ging das Stauniveau im Juni zurück, zeigt eine Analyse. Bislang sind 21 Millionen der 9-Euro-Tickets verkauft worden.

Das 9-Euro-Ticket sorgt wohl auch auf den Straßen für Entlastung im Berufsverkehr. Eine aktuelle Analyse des Verkehrsdatenspezialisten TomTom für die Deutsche Presse-Agentur zeigt für 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung.

Die Daten „lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des 9-Euro-Tickets steht“, sagte TomTom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer. „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“

Konkret hatten die Experten die Stauniveaus im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 und 25 in 26 deutschen Städten verglichen. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen.

Das Ergebnis ist deutlich: „In den ersten Tagen nach Einführung des 9-Euro-Tickets haben die Daten von TomTom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagt Schäfer.

„Der Rückgang des Zeitverlusts fällt dabei von Stadt zu Stadt unterschiedlich stark aus“, erklärte der Experte. Besonders stark fiel die Verbesserung beim Stauniveau in Hamburg und Wiesbaden aus. Dort sank das Stauniveau um 14 beziehungsweise 13 Punkte.

Das bedeutet, dass Autofahrer auf einer Strecke, die ohne Verkehr 30 Minuten dauern würde, im Hamburg im Schnitt 4,2 Minuten weniger verloren, in Wiesbaden 3,9 Minuten. Leichte Verschlechterungen beobachtete TomTom lediglich in Kiel und Nürnberg. In Karlsruhe blieb das Stauniveau unverändert.

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Im ersten Gültigkeitsmonat sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. „Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, teilte VDV-Präsident Ingo Wortmann mit. Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den Juni.

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Umfragen des VDV zufolge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben. Das Ticket berechtigt Käuferinnen und Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland zu fahren. Abonnentinnen und Abonnenten können ihre Abofahrkarten wie ein 9-Euro-Ticket nutzen und bekommen die Differenz für die drei Monate zurückerstattet.

Deutsche Bahn: Fahrgastzuwachs von bis zu 15 Prozent

Schwerer zu ermitteln als die Verkaufszahlen ist indes, wie das Ticket tatsächlich genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonderfahrkarten verkauft worden ist, spricht von einem Fahrgastzuwachs von 10 bis 15 Prozent im eigenen Regionalverkehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise.

Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei eigenen Angaben zufolge unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit begrenzt.

Fakt ist: Insbesondere auf den touristischen Strecken waren Busse und Bahnen voll. Weil gleichzeitig auf Rekordniveau gebaut wird, kam es vielerorts immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Häufiger mussten Fahrgäste mit Fahrrädern draußen bleiben. Insgesamt wurden laut Bahn aber mehr als eine Million Fahrräder in den eigenen Zügen transportiert.

Immerhin 250 zusätzliche Fahrten bietet die Bahn-Tochter DB Regio täglich während des Ticket-Zeitraums eigenen Angaben zufolge an. Doch angesichts von rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag ist das nicht allzu viel. „Noch mehr nachrüsten können die Unternehmen aber sicherlich nicht, weil es weder die Fahrzeuge noch das Personal gibt“, hatte jüngst der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, gesagt. (dpa)

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