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Wirtschaft: BMW bremst VW im Kampf um Rolls-Royce aus

LONDON/STUTTGART (stw/HB/AP).Im Kampf um die Spitze der Autoindustrie haben die deutschen Hersteller am Dienstag eine Schlacht um die Luxussparte eröffnet: Nach VW preschen nun auch BMW und Daimler mit Vollgas in die Oberklasse.

LONDON/STUTTGART (stw/HB/AP).Im Kampf um die Spitze der Autoindustrie haben die deutschen Hersteller am Dienstag eine Schlacht um die Luxussparte eröffnet: Nach VW preschen nun auch BMW und Daimler mit Vollgas in die Oberklasse.Die Münchner erhielten nur wenige Wochen nach der VW-Übernahme von Rolls-Royce für 120 Mill.DM die Namensrechte für die britische Autoschmiede und werden die Automarke ab dem Jahr 2003 weiterführen.Daimler-Benz will als Antwort die Luxuskarosse "Maybach" auf den Markt bringen, die rund 500 000 DM kosten soll.

Die Traditionsmarke Rolls-Royce bleibt nun doch nicht unter dem VW-Konzerndach.Statt dessen wird in wenigen Jahren BMW die Luxusautos verkaufen.VW beschränkt sich auf die Schwestermarke Bentley.Das gaben die Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piëch und Bernd Pischetsrieder am Dienstag in London bekannt.Piëch sagte, die Lage sei nach dem Zuschlag für VW verfahren gewesen.BMW - im Übernahmekampf unterlegen - drohte mit Lieferstop für Motoren und Komponenten und hatte die besseren Chancen im Kampf um die Markenrechte.VW durfte andererseits die Kühlerfigur und den Kühlergrill verwenden."Keiner von uns hätte einen Rolls-Royce bauen können", sagte Piëch.VW hätte damit 1,44 Mrd.DM für die britische Luxusmarke bezahlt, ohne einen einzigen Wagen verkaufen zu können.

Piëch äußerte sich dennoch hochzufrieden.Einziges Ziel sei der Kauf einer Luxusmarke gewesen.Diese Marke bekomme VW jetzt mit Bentley und zahle dafür ein Drittel weniger als im Budget vorgesehen."Ich hätte es vorgezogen, beide Marken zu behalten, aber ich bin zufrieden", sagte Piëch.Ein direkter Kauf der Namensrechte bei Rolls-Royce Plc wäre teurer und schwieriger gewesen.

BMW bekommt seine Luxusmarke allerdings bedeutend billiger.Die Münchener zahlen 40 Mill.Pfund für die Namensrechte an die Rolls-Royce Plc.Diese stellen sie dann der künftigen VW-Tochter Rolls-Royce Motors bis Ende 2002 kostenlos zur Verfügung.Auch die zwischenzeitlich gekündigten Lieferungen von Motoren und anderen Teilen laufen weiter.Andere Zahlungen an VW gebe es nicht, betonte Pischetsrieder.Die neue VW-Tochter Cosworth liefert wie vereinbart Motoren an die BMW-Tochter Rover.BMW darf nach 2002 den Rolls-Royce-Kühlergrill und die Figur verwenden.

Am 1.Januar 2003 wird das Traditionsunternehmen aufgespalten.VW tauft seine Tochter Rolls-Royce mit diesem Tag in Bentley um.BMW gründet gleichzeitig eine neue Firma namens Rolls-Royce.Das aktuelle Modell "Silver Seraph" wird dann unter BMW-Regie auf VW-Anlagen im Stammwerk Crewe gebaut.Für neue Rolls-Royce-Modelle planen die Bayern eine weitere Fabrik in England.

VW will unterdessen Bentley zur Luxusmarke im Konzern aufbauen.Es soll aber auch ein neues mittelgroßes Modell des Bentleys angeboten werden.Laut Piëch ist in Zukunft eine Jahresproduktion von 10 000 Wagen vorgesehen.Mit der Einigung und dem Kauf von Lamborghini durch die Tochter Audi seien weitere Engagements in der Luxusklasse nicht mehr aktuell, sagte Piëch.

Piëch, Pischetsrieder und Sir Ralph Robins, Vorstandschef von Rolls-Royce Plc, äußerten sich rundum zufrieden.Mit der Vereinbarung werde den Marken wieder eine Perspektive gegeben.Auch Vertreter der Rolls-Royce-Händler begrüßten die Einigung.Sie war gestern früh im Beisein der Ministerpräsidenten Schröder und Stoiber unterschrieben worden.Es seien in den zweiwöchigen Verhandlungen aber keine Moderatoren gebraucht worden, widersprach Pischetsrieder Vermutungen, daß die Politiker die Einigung eingefädelt hätten.

Branchenexperten erklärten, die Vereinbarung mit BMW belege, daß VW zu viel für den Luxuslimousinenhersteller bezahlt habe.Rolls-Royce sei die wertvollere Marke.Die VW-Aktie blieb bei fast vier DM konstant.BMW legten um über 39 DM auf 1754,00 DM zu.

Auch Daimler-Benz entschied am Dienstag, in die absolute Luxusklasse vorzufahren.Der "Maybach" war erstmals im vergangenen Oktober in Tokio auf dem Autosalon präsentiert worden.Wann der Bau des weitgehend in Handarbeit gefertigten Wagens starten soll, wollte Daimler-Chef Jürgen Schrempp jedoch zunächst nicht sagen.

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