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Wirtschaft: Börsen wetten auf die Vergangenheit

SAP und Telekom lieferten am Mittwoch einen Vorgeschmack darauf, wie es an den Börsen in den kommenden Wochen zugehen könnte: Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Mit einem Kurssprung von gut elf Prozent honorierten die Anleger im Fall SAP die neue Bescheidenheit des Softwarekonzerns.

SAP und Telekom lieferten am Mittwoch einen Vorgeschmack darauf, wie es an den Börsen in den kommenden Wochen zugehen könnte: Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Mit einem Kurssprung von gut elf Prozent honorierten die Anleger im Fall SAP die neue Bescheidenheit des Softwarekonzerns. Nachdem die Walldorfer im Herbst 2001 ihre Prognosen nach unten korrigieren mussten, haben sie diese nun erwartungsgemäß leicht übererfüllt - mehr nicht. Aber in unsicheren Zeiten reicht das allemal für einen Gefühlsausbruch der Börsianer. In die andere Richtung schlug das Pendel im Fall der Telekom aus: Die weithin bekannte Tatsache, dass der Konzern wegen hoher Investitionen in den UMTS-Ausbau und Abschreibungen auf Firmenwerte in diesem und den nächsten Jahren rote Zahlen schreiben wird, ließ die Anleger am Mittwoch Trübsal blasen. Die T-Aktie rutschte um mehr als zwei Prozent in den Keller.

Wenn der Börse die große Orientierung fehlt, klammert sie sich an jeden noch so kleinen Hinweis auf einen neuen Trend. Bei Technologieaktien gilt deshalb jetzt die Wette: Wer macht die im Krisenjahr 2001 reduzierten Voraussagen wahr, wer überbietet und wer enttäuscht sie. Die meisten Unternehmen, so viel lässt sich sagen, werden ihre Ziele mit Bravour erreichen. Denn pessimistischer als im vergangenen Jahr hätte der Ausblick der Hightech-Branche nicht ausfallen können. Und viele Vorstände haben sich damals düsterer gegeben als nötig, damit sie heute um so strahlender dastehen. Klingt nach leichtem Spiel für Anleger.

Doch wer jetzt auf schnelle Gewinne spekuliert, handelt genau so falsch wie zu Zeiten des Börsen-Hypes: Er verliert auf der Kurs-Achterbahn das Bewusstsein. Und genau das wollten die Anleger doch eigentlich nach den schlechten Erfahrungen am Neuen Markt vermeiden. Deshalb gilt: Mit den Perspektiven der Unternehmen für 2002 und 2003 hat die Wette auf den Wahrheitsgehalt ihrer Prognosen von gestern nichts zu tun. "Der Markt geht 2002 von der Hölle in den Himmel", formulierte am Mittwoch ein Analyst und fügte hinzu: "Aber das dauert." Anleger sollten die Zeit nutzen, um eine solide Wette auf die Zukunft einzugehen.

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