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Wirtschaft: Börsengang soll Premiere 1,2 Milliarden bringen

Bezahlsender bietet Aktien für 24 bis 28 Euro/Unternehmen hatte höhere Bewertung erhofft/Aktionärsvertreter warnen vor Euphorie

München/Berlin - Der Bezahlsender Premiere kommt den Anlegern auf dem Weg an die Börse entgegen. Die neuen Aktien können vom 23.Februar bis 8.März in einer Preisspanne von 24 bis 28 Euro gezeichnet werden. Ursprünglich hatte sich das Unternehmen eine höhere Bewertung erhofft. Institutionelle Anleger drängten aber auf einen niedrigeren Preis. „Die Preisspanne orientiert sich klar am unteren Ende der Analystenbewertungen“, sagte Premiere-Chef Georg Kofler am Dienstag in München.

Insgesamt werden bis zu 42,1 Millionen Aktien angeboten. Dem Unternehmen und den Alteigentümern fließen damit bis zu 1,2 Milliarden Euro zu. Der für den 9.März geplante Börsengang ist der zweite eines deutschen Medienunternehmens nach ProSiebenSat1 vor acht Jahren. Zugleich ist es der größte Börsengang seit demjenigen der Postbank im vergangenen Jahr. „Mit der Preisspanne haben wir Erstzeichnern einen kräftigen Kaufanreiz gegeben“, sagte Kofler.

Schätzungen zufolge wird Premiere nach dem Börsengang und der damit verbundenen Kapitalerhöhung bis zu 2,3 Milliarden Euro wert sein. Bei der Ausgabe der Aktien stammen zwölf Millionen Stück aus einer Kapitalerhöhung, die dem Sender bis zu 336 Millionen Euro einbringen soll. Zusätzlich werden die Gesellschafter – Großinvestor Permira, die Hypo-Vereinsbank, die BayernLB und die österreichische Bawag-Bank – Aktien abgeben und dann nur noch je die Hälfte ihrer bisherigen Anteile halten.

Kofler schätzt, dass rund die Hälfte der Aktien von Privatanlegern, die andere Hälfte von institutionellen Anlegern gezeichnet wird. Premiere-Abonnenten und Mitarbeiter sollen bevorzugt werden. Der Premiere-Chef selbst, der noch 20,5 Prozent der Anteile hält, wird seine Beteiligung auf 13,9 Prozent reduzieren – und dabei bis zu 70 Millionen Euro einnehmen. Damit sei seine Investition in den Bezahlsender aber noch nicht wieder hereingeholt, sagte Kofler. Einen Teil des 20,5-prozentigen Anteils habe er über einen Kredit von mehr als 100 Millionen Euro finanziert, sagte Kofler. Der Vorstand insgesamt wird seine restlichen Aktien mindestens ein Jahr lang halten, die übrigen Gesellschafter mindestens sechs Monate.

Kofler zeigte sich davon überzeugt, dass Premiere den Wachstumskurs fortsetzen wird. Der Zeitpunkt für den Börsengang sei gut gewählt. Premiere sei ein Unternehmen, „das noch große Sprünge vor sich hat“. Kofler, der schon ProSieben Sat1 an die Börse brachte, hatte den defizitären Abo-Sender 2001 aus den Trümmern des Kirch-Konzerns übernommen und binnen drei Jahren die Wende geschafft. Er senkte die Kosten und konzentrierte sich auf das Kerngeschäft mit Programm-Abos, Pay-Per-View-Angeboten und Werbung. Zudem erwarb er Fußball-Übertragungsrechte und setzte auf Spielfilme. Die Zahl der Abonnenten stieg von 2001 bis 2004 auf 3,25 Millionen, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen legte von minus 775 Millionen Euro auf plus 83 Millionen Euro zu. Allerdings hat der Sender noch Altlasten: Ende 2004 lagen die Schulden bei 431 Millionen Euro.

Aktionärsvertreter warnten vor zu hohen Erwartungen an die Aktie: „Premiere erfüllt nicht das, was wir uns wünschen: drei Jahre in Folge mit positivem Geschäftsabschluss“, sagte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Wenigstens zwei Jahre wären schon schön.“ Das Geschäftsmodell sei zwar seit 15 Jahren erprobt, die Gewinnaussichten seien allerdings unklar. Die Emissionsspanne bezeichnete Kurz als „nicht preiswert“. Kleinanleger sollten beachten, „dass in dieser Aktie große Risiken stecken“.

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