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Wirtschaft: Bremer Vulkan zu heiß für Anleger

Wer Aktien von erfolgreichen Unternehmen kauft, der sollte ein gutes Geschäft machen.Aber was ist, wenn man Aktien erfolgloser Unternehmen kauft?

Wer Aktien von erfolgreichen Unternehmen kauft, der sollte ein gutes Geschäft machen.Aber was ist, wenn man Aktien erfolgloser Unternehmen kauft? Auf dem Kurszettel stehen gleich ein paar Namen von Unternehmen, die dauerhaft erfolglos waren.Mit drastischen Folgen: Sie befinden sich im Konkursverfahren, sind überschuldet und zahlungsunfähig.

So wie der Bremer Vulkan, dessen Vorstand im Mai 1996 Konkurs angemeldet hat.Im vergangenen August verließ die "Hansa Constitution" die Werft, der letzte Neubau des Unternehmens nach 104 Jahren Schiffsbautradition.Die letzte Fertigungsstätte machte dicht.Gleichwohl finden Vulkan-Aktien heutzutage noch Käufer - immerhin wurden im Mai über eine Million der Papiere gehandelt.

Trotz der Pleite bleiben die Aktien notiert, spätestens bis das Konkursverfahren zuende ist.Thomas Oberle, Partner in der Heidelberger Sozietät von Konkursverwalter Jobst Wellensiek: "Das wird nicht vor Ende 1999 sein." Solange werden die Börsen Kurse für den Vulkan ermitteln, wenn dafür Bedarf besteht.Dann indes, von einem auf den anderen Tag, wird die Aktie wertlos.Bis dahin könnten risikobereite Investoren noch ein Geschäft mit der Aktie machen.So wie im Mai 1997: Die Spekulation, ein namhaftes Unternehmen sei an der Übernahme des einstigen Schiffbauers interessiert, treibt den Aktienkurs von unter zwei DM auf 9,90 DM.Am nächsten Tag allerdings fällt er fast um die Hälfte.

Wieso kosten die Aktien noch über eine DM? Unternehmen könnten den Vulkan erwerben, um dessen Verluste mit eigenen Gewinnen zu verrechnen - und Steuern zu sparen.Konkursfachmann Oberle schränkt ein: "Der Verlustvortrag ist nur zu nutzen, wenn das Konkursunternehmen durch einen Zwangsvergleich weiter besteht." Doch das sei unwahrscheinlich.Anleger brauchen also Nervenstärke, wollen sie mit Aktien der Pleite-Werft Gewinn machen.

Das gilt auch für die Papiere des Computerhändlers Escom, der im Juli 1996 Konkurs beantragte.Wer Anfang 1997 trotzdem zum Kurs von 32 Pfennig eingestiegen wäre und zum Höchststand von 1,83 DM verkauft hätte, der hätte gut verdient.Innerhalb eines halben Jahres hätte ein Investor seinen Einsatz fast versechsfachen können - freilich mit mehr Glück als Verstand.

Vor allem die heftigen Kursausschläge erschweren den Handel mit den Pfennig-Papieren."Wenn einer 500 Aktien kauft, kann der Kurs gleich um zwei, drei DM nach oben gehen", sagt Manfred Gerdes, Aktienhändler der Bremer Landesbank.Wenn der Spekulierer seine Aktien später verkaufen will, kann das ebenfalls den Kurs beeinflussen - und den Gewinn deutlich vermindern.Die Traumrenditen gibt es nur mit hohem Risiko - in diesem Falle dem Totalverlust.Rainer Metz, Finanzexperte der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, warnt: "Konkursaktien sind gefährlich, weil sie von einem zum anderen Tag vom Kurszettel genommen werden können." Er erinnert sich an den Fall eines unbedarften Aktionärs, der mehr zufällig die Konkursaktie des Maschinenbau-Unternehmens Traub erwarb - und schon zwei Tage später seine 5000 DM Startkapital los war.

Wer mit dem Auf und Ab der Konkursaktien im eigenen Wertpapier-Depot nichts anzufangen weiß, der könnte auf andere Weise profitieren.Viele Käufer wollen schlichtweg die effektiven Stücke der Aktien behalten.Denn Konkursaktien haben gute Chancen, bald zu historischen Wertpapieren zu werden.Und mit denen sollen Spekulanten schließlich auch ein Vermögen machen können.

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