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Tipico ist in Deutschland Marktführer bei Sportwetten. Das Unternehmen hat rund 1000 Wettshops in Deutschland, die meisten Kunden spielen aber online.

© picture alliance/dpa/Monika Skolimowska

Tagesspiegel Plus

Bundesgerichtshofs-Urteil zu Sportwetten: Was Kunden von Tipico und Co. jetzt tun müssen

Können Spieler ihre Verluste von Online-Sportwetten zurückverlangen? Der BGH hat die Frage dem EuGH vorgelegt. Was heißt das für die Betroffenen?

Stand:

Die Erwartungen waren groß: Millionen Glücksspieler hatten gehofft, dass sie schon bald ihre Verluste aus Online-Sportwetten ersetzt bekommen. Sie hatten dabei auf ein verbraucherfreundliches Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) gebaut. Denn die höchsten deutschen Zivilrichter hatten bereits mehrfach durchblicken lassen, dass sie Wettverträge aus der Zeit von 2012 bis 2020 für nichtig halten, weil Anbieter wie Tipico Wetten ohne gültige Lizenz angeboten haben.

Doch am Donnerstag verkündete der I. Senat, dass er die Frage dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorlegt hat; eine endgültige Entscheidung ist damit aufgeschoben. „Bis der EuGH entscheidet, können Jahre vergehen“, sagt Jannis Staudt, dessen gleichnamige Kanzlei in München auf Klagen gegen Sportwettenanbieter spezialisiert ist.

Dennoch sollten Betroffene jetzt nicht in die Hände in den Schoß legen, warnt der Anwalt. Denn sonst drohen mögliche Ansprüche zu verjähren. Daher seien Klagen weiterhin sinnvoll. Prozess- und Anwaltskosten müssen die Spieler nicht befürchten, weil Prozessfinanzierer wie Gamesright die Ansprüche aufkaufen und sie vor Gericht durchsetzen.

Auch der Berliner Rechtsanwalt Claus Goldenstein, der rund 4500 Mandanten gegenüber Wettanbietern wie Tipico, bwin oder Betano vertritt, rät: „Betroffene Glücksspieler sollten sich nicht verunsichern lassen.“ Die Richter am EuGH würden Gesetze erfahrungsgemäß verbraucherfreundlicher auslegen als ihre Karlsruher Kollegen, meint Goldenstein. Doch im Fall der Sportwetten könnte das anders sein. Denn in der Vergangenheit hatten die europäischen Richter das Lizenzvergaberecht in Deutschland heftig kritisiert. Wettanbieter wie Tipico rechnen sich daher gute Chancen vor dem Luxemburger Gericht aus.

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