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Der Stundenlohn liegt bislang nur 20 Cent über dem Mindestlohn.

© Thilo Rückeis

Burger braten für 13 Euro : Tarifkonflikt bei McDonalds & Co.

Ein halbes Jahr dauert der Konflikt der Gewerkschaft NGG mit der Systemgastronomie, zu der Schnellrestaurants gehören. Die Löhne sollen von 13 auf 15 Euro steigen.

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Preiswert und schnell – zu den Verlierern dieses Geschäftsmodells der Fast-Food-Branche gehörten von Beginn an die Beschäftigten. „Mc-Jobs“ galten als Prototyp mieser Arbeitsbedingungen im Niedriglohnsektor. Mithilfe gesetzlicher Mindestlöhne hat sich zumindest die Bezahlung verbessert – auch in Deutschland.

An diesem Montag will sich die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) mit dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) auf eine Erhöhung der Löhne von 120.000 Beschäftigten bei McDonald’s, Burger King, Nordsee und Starbucks verständigen. Am Freitagabend waren die Gespräche vertagt worden. Der aktuelle Stundensatz liegt in der Regel bei 13,02 Euro, nun geht es in Richtung 15 Euro.

Die Verhandlungen verliefen so zäh wie der Käse im Cheeseburger. Seit Juli bemüht sich die NGG um höhere Löhne in den rund 3000 Betrieben des BdS. Der Verband verweigerte sich der Krise mit dem Argument, die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent Anfang 2024 habe die Branche schwer getroffen. „Diese Belastung kam zu den ohnehin steigenden Kosten, der übermäßigen Bürokratie und den zunehmenden politischen Eingriffen.“ Die Besucherzahlen in den Schnellrestaurants seien „massiv zurückgegangen“.

Arbeitgeber bieten 14,1 Prozent mehr

Im Dezember legten die Arbeitgeber dann ein Angebot vor, das auf den ersten Blick überzeugte: 14,1 Prozent mehr Geld. Indes beinhaltet dieses Volumen die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns: Die Tarifparteien in der Systemgastronomie haben im alten Tarifvertrag festgelegt, dass der Lohn in der Branche mindestens 20 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen muss.

Gerade einmal 106 Sekunden haben die Kolleginnen und Kollegen bei McDonald’s Zeit, um eine Bestellung fertigzustellen.

Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG

Im Januar erhöhte sich die gesetzliche Untergrenze von 12,41 auf 12,82 Euro, sodass der Branchenmindestlohn der Burgerbrater und Pizzabäcker automatisch von 12,61 auf 13,02 Euro stieg. Der Gewerkschaft reicht das nicht.

„Gerade einmal 106 Sekunden“, rechnet der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler vor, „haben die Kolleginnen und Kollegen bei McDonald’s Zeit, um eine Bestellung, die übers Terminal hereinkommt, fertigzustellen“. Die Arbeitsverdichtung nehme zu, weniger Beschäftigte müssten mehr Arbeit bewältigen, und viele würden nur mit Teilzeitverträgen eingestellt. „Entsprechend hoch ist die Unzufriedenheit vielerorts, während die Konzerne Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde einfahren“, sagt Zeitler.

Mit einem Aktionstag hatte die Gewerkschaft Anfang Januar für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Dabei profitiert die NGG vom Tarifkonflikt: Nach eigenen Angaben haben sich in den vergangenen Monaten rund 1000 Beschäftigte aus der Gastrobranche der Gewerkschaft angeschlossen.

Aus zwei Gründen haben auch die Arbeitgeber ein Interesse an einem neuen Tarifvertrag. Die NGG drohte damit, Haustarife dort abzuschließen, wo sie viele Mitglieder hat, etwa in den Gastronomiebetrieben der Center Parcs. Haustarife sind gewöhnlich teurer für die Unternehmen als Branchentarife, die für viele Unternehmen passen müssen.

14
Euro dürfte der gesetzliche Mindestlohn von 2026 an betragen.

Die absehbare Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns ist ein weiterer Grund für die Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber. Im kommenden Juni entscheidet die Mindestlohnkommission über Erhöhungen 2026 und 2027. Anfang 2026 steigt die Lohnuntergrenze auf rund 14 Euro, das zeichnet sich bereits ab. In weiteren Stufen geht es dann 2027 Richtung 15 Euro.

Angesichts dieser Perspektive müssen sich die Arbeitgeber der Systemgastronomie auf die frühzeitige Einführung eines Einstieglohns bei 15 Euro einlassen. Im Gegenzug bekommen sie vermutlich eine lange Laufzeit des neuen Tarifvertrags. Am Montagnachmittag dauerten die Verhandlungen an.

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