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Wirtschaft: Chemiekonzern BASF baut 3600 Stellen ab

Kosten sinken um 350 Millionen Euro

Ludwigshafen - Ungeachtet steigender Erträge und einer günstigen Chemiekonjunktur will die BASF den Personalabbau in ihrem Stammwerk Ludwigshafen zunächst noch fortsetzen. Bis Ende 2007 sollen an dem wichtigsten Standort des Konzerns weitere rund 3600 Arbeitsplätze wegfallen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Für die Zeit danach zeichnet sich jedoch erstmals seit fast zwei Jahrzehnten Stabilität in der Beschäftigung ab.

Die für Ende des Jahres 2007 vorgesehene Zahl von rund 32000 Mitarbeitern im Stammwerk will der Konzern mindestens bis zum Jahr 2010 halten. Zudem will er in den kommenden fünf Jahren weitere sechs Milliarden Euro für Investitionen sowie für die Modernisierung und Wartung von Anlagen ausgeben. Dies sieht eine am Dienstag unterzeichnete Betriebsvereinbarung zwischen Belegschaft und Management vor.

„Wir müssen alles daran setzen, dass der Standort durch ständige Prozessverbesserungen seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten kann“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Arbeitsdirektor Eggert Voscherau. „Ohne ein erfolgreiches Ludwigshafen gibt es keine erfolgreiche BASF.“

Betriebsratsvorsitzender Robert Oswald sagte, die neue Betriebsvereinbarung setze einen Schlusspunkt „unter die wohl härtesten Verhandlungen, an die ich mich erinnern kann“. Erstmals in der Geschichte der BASF hätten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertretung auf einen Zielwert bei der Mitarbeiterzahl geeinigt: „Das ist für die Belegschaft ganz wesentlich und wichtig.“

Betriebsbedingte Kündigungen soll es bei dem jetzt vereinbarten Stellenabbau nicht geben. Der noch anstehende Abbau von gut 3000 Stellen ist überwiegend bereits durch konkrete Vereinbarungen vorgezeichnet, die im Rahmen eines vor zwei Jahren eingeleiteten „Standortprojekts“ ausgehandelt wurden. Ziel dieses Projekts ist es, das Kostenniveau bis Mitte des kommenden Jahres um rund 450 Millionen Euro zu senken, wovon bisher 350 Millionen Euro erreicht wurden. Für 700 bis 800 der vom Stellenabbau bedrohten Mitarbeiter solle eine Lösung auf dem konzerninternen Jobmarkt gefunden werden, sagte Personalchef Hans-Carsten Hansen. Für knapp 1300 gebe es noch keine Lösung.

Anders als bei vielen anderen Unternehmen stehen eine Arbeitszeitverlängerung oder die Kürzung von Gehältern bei der BASF weiterhin nicht zur Debatte. „Für uns ist es wesentlich wichtiger, die Arbeit intelligent zu organisieren“, sagte Betriebsratsvorsitzender Oswald.

Die BASF plant, nach 2010 keine weiteren Beschäftigten zu entlassen. Dies setze indes voraus, dass es für den Standort keine negativen Rahmenbedingungen gebe, auf die der Konzern „mit gezielten Strukturmaßnahmen“ reagieren müsse, wandte Voscherau ein.

Ähnlich wie andere Chemiekonzerne steht auch die BASF vor der Herausforderung, dass der europäische Chemiemarkt nur noch moderat wächst. Wichtige Abnehmer-Industrien verlagern ihre Produktion zunehmend nach Asien. Ein Export von Chemieprodukten in diese wachstumsstärkere Region ist vielfach nicht mehr rentabel.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung setzt die BASF schon seit Jahren auf eine unspektakuläre, aber stetige Kostensenkung an ihren europäischen Standorten. Seit 1990 wurden dabei im Hauptwerk Ludwigshafen bereits mehr als 22000 Arbeitsplätze abgebaut, davon rund 5000 durch Ausgliederungen und Spartenverkäufe. Wäre die Mitarbeiterzahl konstant geblieben, müsste die BASF heute 1,6 Milliarden Euro mehr Personalkosten verkraften, erläuterte Voscherau. „Damit hätte sich bereits vor Jahren für die BASF AG die Existenzfrage gestellt.“

Derzeit beschäftigt der Konzern in seinem Stammwerk noch 36500 Mitarbeiter und weitere mehr als 3000 Personen bei Tochterfirmen am gleichen Standort. Das Werk gilt nach wie vor als der größte integrierte Chemiekomplex der Welt und zugleich als Herzstück der BASF. Es trägt rund ein Drittel zur globalen Chemieproduktion des Konzerns bei und beherbergt den Löwenanteil der Forschung und Produktentwicklung.

Der Aktienmarkt reagierte kaum auf die Nachricht. Das BASF-Papier schloss bei 50,53 Euro mit 0,35 Prozent im Minus.

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