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Aus eigener Herstellung: Chinas baut an der Antwort auf Airbus

Das größte Volk der Erde will eigene Flieger bauen.

Peking - Das Alphabet der zivilen Flugzeugbauer besteht gegenwärtig hauptsächlich aus zwei Buchstaben: A für Airbus aus Europa und B für Boeing aus den USA. Also beginnt Chinas Antwort mit C. Im Jahr 2008 wurde in Schanghai der Flugzeughersteller Commercial Aircraft Corporation of China, kurz Comac, gegründet. Die westlichen Konzerne nehmen das ernst. „Die nächsten zehn Jahre dürften Airbus und Boeing den Markt weiter unter sich aufteilen“, sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy am Dienstag in London. „In 20 Jahren aber werden wir sicher einen starken Wettbewerber aus China sehen.“

Das Reich der Mitte beschert Airbus und Boeing nicht nur einen neuen Konkurrenten, sondern auch den größten Markt. So werden die Fluggesellschaften in China bis zum Jahr 2031 insgesamt 5260 neue Flugzeuge im Wert von 670 Milliarden Dollar benötigen, prognostiziert Boeing in seinem jüngsten Marktausblick. „China ist einer der Märkte, in dem wir das Wachstum regelmäßig unterschätzt haben“, sagte Boeings Marketing-Vizepräsident Randy Tinseth ebenfalls vergangene Woche.

Der noch junge Konkurrent Comac will künftig in diesem boomenden heimischen Markt einen großen Anteil erobern. Bereits jetzt liegen Comac 280 Bestellungen für seine Maschine C919 vor. Dieser zweistrahlige Kurz- und Mittelstreckenjet, der dem Airbus A320 und der Boeing 737 Konkurrenz machen soll, befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Nach bisherigen Plänen soll er 2014 seinen Jungfernflug absolvieren und ab 2016 ausgeliefert werden. Allerdings hinkt Comac schon mit der Auslieferung seines Regionaljets ARJ21 mehrere Jahre hinterher. Dieses erste große Projekt Comacs soll nun Ende 2013 endlich ausgeliefert werden. Auch die wichtige C919 dürfte länger brauchen. „Die Erfahrungen, die wir beim ARJ21 sammeln, werden uns beim C919 helfen“, sagte Comacs Finanzchef Tian Min auf der Luftfahrtshow im britischen Farnborough.

Comac wurde 2008 auf Betreiben der chinesischen Regierung als Joint Venture mehrerer Staatsfirmen gegründet. Darunter befindet sich auch die Aviation Industry Corporation of China (Avic), die auch eine Joint Venture mit Airbus hat. Der Vertrag über das gemeinsame Werk in Tianjin ist gerade am Rande des Besuches von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Jahr 2016 verlängert worden. Ein von der „Aviation Week“ zitierter Experte sagte, dass diese Konstellation keinen großen Know-how-Transfer zu Comac mit sich bringe. Der A320 sei seit 25 Jahren im Geschäft, da gebe es keine großen Geheimnisse mehr.

Als Ryanair-Chef Michael O’Leary im vergangenen Jahr das Comac-Werk besuchte, beschrieb er die C919 als Mischung aus bekannten Techniken und einem „glorifizierten A320“. „Es gibt nicht viel lokalen Input“, sagte er. Beim Antrieb setzt Comac auch auf ein LEAP-X1C-Triebwerk der westlichen Hersteller GE und Snecma, doch die Chinesen arbeiten bereits an einem eigenen: „Yangtze 1000“ soll es heißen und es soll, so beschreibt es Comac nicht ohne Pathos, „das chinesische Herz“ des C919 werden. Benedikt Voigt

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