zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Constantin Film setzt sich nur bescheidene Ziele

Das Filmjahr 2002 wird die Aktionäre der Produktions- und Verleihfirmen nicht von den Sesseln reißen. Viele Unternehmen warnen schon jetzt, dass das Geschäft sehr verhalten ausfallen könnte.

Das Filmjahr 2002 wird die Aktionäre der Produktions- und Verleihfirmen nicht von den Sesseln reißen. Viele Unternehmen warnen schon jetzt, dass das Geschäft sehr verhalten ausfallen könnte. "Wir planen eine moderate Umsatzsteigerung", betonte gestern Constantin-Vorstandschef Daniel Wiest in München.

Die Ebit-Marge, also der Anteil des Gewinns vor Steuern und Zinsen am Umsatz, soll zwischen zwei und fünf Prozent liegen. Weitere Details ließ sich der Medienmanager nicht entlocken. Erst im Mai will Deutschlands führender Filmproduzent seine Aktionäre genauer informieren. Zurückhaltend zeigte sich auch der Kinderfilm-Produzent RTV Family Entertainment AG: "Für 2002 gehen wir von einer anhaltend schwierigen Marktlage aus", hieß es am Dienstag aus der Tochter-Gesellschaft des Spieleverlags Ravensburger.

Die Kurse vieler Filmfirmen am Frankfurter Neuen Markt befinden sich seit Monaten im freien Fall. Erst in der vergangenen Woche berichtete die Münchener Advanced Medien AG von Scheingeschäften in einem Volumen von 39 Millionen Euro in den Jahren 1999 und 2000. Jetzt müssen die Jahresabschlüsse neu erstellt werden. "In der Branche ist vieles möglich, was man eigentlich gar nicht für möglich gehalten hat", kommentierte ein Münchener Medien-Analyst die Vorgänge.

Mehr Eigenproduktionen

Auch Branchen-Aushängeschild Constantin blieb von Turbulenzen nicht verschont. Weil das Unternehmen von Star-Produzent Bernd Eichinger seine Bilanzierungsrichtlinien veränderte, stürzte der Gewinn von 8,7 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 10,7 Millionen Euro im Jahr 2001 ab. Der Umsatz kletterte lediglich um sieben Prozent auf 127,3 Millionen Euro. Damit konnten die Münchener nicht mit dem vergangenen Kino-Rekordjahr und steigenden Zuschauerzahle mithalten: Vergangenes Jahr verkauften die Lichtspielhäuser knapp 17 Prozent mehr Tickets als im Vorjahr. Vor allem die Fremdproduktionen, also zugekaufte Filmrechte, belasteten die Constantin-Bilanz. Vertriebsvorstand Thomas Friedl setzt deshalb verstärkt auf Eigenproduktionen wie den "Schuh des Manitu". Für den erfolgreichsten deutschen Film aus dem Hause Constantin kauften sich 11 Millionen Kinofans ein Ticket.

Trotz der schlechten Zahlen sehen die Analysten das Unternehmen positiv. So erwarten die Experten von HSBC, dass Constantin seine zurückhaltende Prognose übertreffen wird. Die Bank empfiehlt die Aktie zum Kauf. Zurückhaltender ist Thomas Grillenberger von der Bayern LB, der das Papier weiter mit "neutral" bewertet.

Kirch hält 21 Prozent

Seit Monaten lastet auf der Constantin-Aktie allerdings die Unsicherheit, was Großaktionär Kirch mit seinem Anteil macht. "In den nächsten drei bis sechs Monaten gibt es eine Klärung", sagte Vorstandschef Wiest. Die angeschlagene Mediengruppe hält 21,1 Prozent an Constantin. Noch immer halten sich Vermutungen im Markt, dass der Filmrechtehändler EM-TV einen Teil an Constantin von Kirch übernehmen könnte.

Rote Zahlen für das vergangene Jahr erwarten die Analysten auch bei der Senator Entertainment AG. Die Berliner werden ihre Bilanz am heutigen Mittwoch vorlegen.

Im Schnitt rechnen die Banker mit einem Verlust von rund acht Millionen Euro. Das laufende Jahr, darin sind sich die meisten Beobachter einig, werde für Senator ebenfalls schwierig. Unsicher sind sich die Analysten auch über die Erfolgsaussichten des neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Friedrich-Carl Wachs, der zum 1. April bei Senator antritt. Als bisheriger Chef der Produktionsgesellschaft Producers AG war ihm der geplante Börsengang nicht geglückt.

jojo, pes, HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false