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Wirtschaft: Daimler-Chrysler wird Daimler

Außerordentliche Hauptversammlung in Berlin

Berlin - Daimler-Chrysler startet mit steigenden Verkaufszahlen in eine neue Ära: Seit Donnerstag heißt der Autokonzern Daimler. Nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler im August stimmten die Anteilseigner auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin mit 98,8 Prozent für die Umbenennung des Konzerns. Auch ein neues Firmenlogo wurde präsentiert. Der Finanzinvestor Cerberus hatte im Mai 80,1 Prozent an Chrysler für rund 5,5 Milliarden Euro übernommen. Die restlichen 19,9 Prozent bleiben bei Daimler.

Zwiegespalten reagierten Vertreter der rund 5000 anwesenden Aktionäre auf den neuen Namen. Während sich die einen für die Umbenennung in Daimler-Benz aussprachen, um an den Firmengründer Carl Benz zu erinnern, begrüßten andere, dass ein Schlussstrich unter die jüngste Vergangenheit gezogen wird. Scharfe Kritik übten die Anteilseigner gleichermaßen an der missglückten Strategie der Welt AG von Ex-Vorstandschef Jürgen Schrempp. Auch die hohen Sonderboni an die ehemaligen US-Vorstände Tom LaSorda und Eric Ridenour, die den Verkauf von Chrysler verhandelt hatten, stießen auf Ablehnung.

Daimler-Chef Dieter Zetsche begründete die Namensgebung damit, dass Daimler ein klares Zeichen setzen wolle, „dass wir ein neues Kapitel aufschlagen und gleichzeitig unsere Tradition als Erfinder des Automobils würdigen“. Daimler mache klar, dass der Dax-Konzern ein neues, internationales Unternehmen sei. Für die Rechte am Namen „Daimler“, die bei Jaguar, der Tochter des Wettbewerbers Ford liegen, zahlt der Autobauer einmalig 20 Millionen Dollar.

Dem Autopionier Carl Benz erweist Daimler künftig nicht nur mit dem Markennamen Mercedes-Benz die Ehre. So wird zum Beispiel auch die Mercedes Car Group (Smart, Mercedes-Benz und Maybach) in Mercedes-Benz Cars umbenannt. Zudem wird die Daimler-Chrysler Bank in Mercedes-Benz Bank umgetauft; die bisherige Truck Group soll künftig unter dem Namen Daimler Trucks firmieren. Auch die Werke tragen künftig den Namen des Firmengründers Benz. Der Stern bleibe das Herzstück des Unternehmens, versicherte Zetsche. „Deshalb wollen wir sauber unterscheiden zwischen der Konzernmarke auf der einen Seite und den Produktmarken auf der anderen.“ Der Konzern als Ganzes werde als Daimler auftreten; dort, wo der Hersteller unmittelbar dem Kunden begegne, würden aber die Produktnamen hervorgehoben.

Die Trennung von Chrysler kommentierten Aktionäre erleichtert. „Dafür, dass sie die Ehe mit Chrysler geschieden haben, gebührt ihnen das Lob und der Dank der Aktionäre“, sagte Hans Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Sonderboni in Millionenhöhe nach dem Chrysler-Verkauf kritisierte er scharf. „Nicht alles, was juristisch möglich ist, scheint moralisch geboten“, sagte der DSW-Vertreter. Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger begrüßte, dass das Unternehmen nicht Daimler-Benz heißen wird. „Dieser Name steht für den gescheiterten integrierten Technologiekonzern und den Griff nach Chrysler.“ Das Unternehmen lasse „Jahre der Substanzvernichtung“ hinter sich. Begrüßt wurde auch das Aktienrückkaufprogramm über 7,5 Milliarden Euro. Bis zum 30. September hat Daimler-Chrysler bereits Aktien für rund eine Milliarde Euro zurückgekauft.

Zetsche bekräftigte die Finanzziele für die Daimler-Sparten. Die Mercedes Car Group erzielte zuletzt einen Absatzrekord. Sie verkaufte im September 124 600 Fahrzeuge, gut sieben Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Ein Plus von mehr als elf Prozent fuhr Smart ein. In den ersten drei Quartalen stiegen die Auslieferungen um knapp ein Prozent auf 942 300 Einheiten. Henrik Mortsiefer

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