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Aktienkurs: Daimler enttäuscht die Anleger

Der Stuttgarter Autobauer lässt die Krise hinter sich – aber der Aktienkurs fällt. Daimler steht im Verdrängungswettbewerb mit anderen Premiumherstellern und hat Milliardeninvestitionen in alternative Antriebe vor sich.

Berlin - War es der Schnupfen von Dieter Zetsche? Oder doch die – wie so oft – enttäuschten Erwartungen der Analysten? Als der erkältete Daimler-Chef am Mittwoch in Stuttgart die Bilanz des Jahres 2010 präsentierte und von einem „glänzenden Comeback“ sprach, war die Daimler-Aktie schon abgestürzt. Denn bereits vor dem Auftritt Zetsches hatte der Konzern die Geschäftszahlen veröffentlicht, und die Börse war vor allem vom vierten Quartal 2010 enttäuscht: Der Gewinn war geringer als erwartet. „Das irritiert natürlich etwas“, sagte Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg. „Das signalisiert vielleicht, es geht nicht mehr ganz so stramm nach oben.“ Die Aktie verlor knapp drei Prozent und damit so viel wie kein anderer Wert im Deutschen Aktienindex.

Im gesamten vergangenen Jahr, das erklärte Zetsche später vor der Presse, ging es für Daimler durchaus stramm nach oben. Das Krisenjahr 2009 – mit roten Zahlen und gestrichener Dividende – ist Vergangenheit. Absatz, Umsatz, Gewinn und Ausschüttung sind wieder deutlich im Plus. Und es soll weiter aufwärtsgehen: „Auch 2011 bleiben wir auf dem Gas“, sagte Zetsche.

Vor Steuern und Zinsen verdiente der Konzern im vergangenen Jahr 7,27 Milliarden Euro, nachdem 2009 noch ein operativer Verlust von 1,5 Milliarden Euro angefallen war. Der Umsatz kletterte um 24 Prozent auf 97,8 Milliarden Euro. 1,9 Millionen Pkw, Lkw, Vans und Busse (plus 22 Prozent) wurden verkauft. In der Kasse liegen inzwischen 11,9 Milliarden Euro Nettoliquidität. Die Aktionäre sollen 1,85 Euro Dividende pro Aktie bekommen, die Mitarbeiter werden mit einer Prämie von 3150 Euro belohnt. Zusätzlich gibt es im 125. Jubiläumsjahr des Unternehmens einen Sonderbonus von bis zu 1000 Euro pro Kopf.

Doch Euphorie will in Stuttgart trotzdem nicht aufkommen. Daimler steht im Verdrängungswettbewerb mit anderen Premiumherstellern wie BMW oder Audi und hat Milliardeninvestitionen in alternative Antriebe vor sich. Allein 2011 und 2012 gibt Daimler 20,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung sowie Sachinvestitionen aus. 2011 kommt zudem ein halbes Dutzend neuer Modelle auf den Markt. Für die Kernmarke Mercedes bedeutet dies: Anlaufkosten, die die Umsatzrendite belasten. Ab 2013 soll die Rendite im Pkw-Geschäft (Mercedes, Smart, Maybach) bei zehn Prozent liegen. 2010 hatte Daimler viele Analysten enttäuscht. Einige hatten mit Blick auf die stürmische Nachfrage in China mit einer neun vor dem Komma gerechnet, stattdessen wurden es 8,7 Prozent. Und 2011? „Wir werden uns anstrengen, dass wir keinen Knick bei der Rendite von Mercedes-Benz haben werden“, sagte Finanzchef Bodo Uebber. „Ausgeschlossen ist das aber nicht.“

2011 soll nach den Worten Zetsches „ein weiteres gutes Jahr“ werden, das Ergebnis werde „deutlich über dem Niveau“ von 2010 liegen. „Neue Bestmarken“ werden beim Mercedes-Absatz angepeilt, auch der Umsatz soll steigen. Helfen wird der global wachsende Automarkt – vor allem in den Schwellenländern. Nach Angaben des Branchenverbandes VDA stieg die Autonachfrage allein in Russland im Januar um mehr als 70 Prozent, in Indien um rund ein Viertel. Henrik Mortsiefer

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