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Erstmals sinkt die Zahl verkaufter Smartphones - große Innovationen fehlen.

© AFP

Mobile World Congress: Das nächste große Ding

Der Markt für Smartphones ist gesättigt – jetzt kommen die digitalen Sprachassistenten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Oliver Voß

Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten haben noch bis Ostern viele Menschen verbannt. Dazu kommen immer öfter Soziale Netzwerke oder Smartphones: 44 Prozent der Deutschen haben schon mal Digitalfasten ausprobiert. „Digital Detox“ ist dabei eher für kürzere Zeiträume geeignet, doch selbst in manchen Berliner Start-ups gibt es schon die Bitte, das Smartphone beispielsweise bei Meetings in den Flugmodus zu schalten. Ist die Always-on-Mentalität schon wieder vorüber?

Ende der Smartphone-Ära wird diskutiert

Dafür spricht, dass erstmals seit Erfindung des Smartphones die Absatzzahlen rückläufig sind. Im Weihnachtsquartal verkaufte Apple trotz seines neuen Supertelefons iPhone X erstmals weniger Geräte, das zog sich durch die gesamte Branche, die insgesamt sechs Prozent weniger Smartphones los wurde. Denn die Zeit der großen Innovationssprünge ist vorbei, wie sich auch gerade beim Mobile World Congress in Barcelona zeigt. Die Displays werden noch ein bisschen größer, die Geräte dünner und die Kameras besser. Und doch sind die Smartphones immer austauschbarer. Nach Jahren des rasanten Wachstums ist der Markt allmählich gesättigt, und wenn es zur Übersättigung kommt, ist der Schritt zum Fasten nicht weit. Selbst beim größten Mobilfunkkongress der Welt wird daher schon über das Ende der Smartphone-Ära diskutiert.

Dabei geht es allerdings weniger um das Ab-, sondern vielmehr das Umschalten. Denn das Smartphone wird zunehmend von anderen Geräten ersetzt werden. So arbeiten viele Unternehmen an Datenbrillen, die Informationen im Sichtfeld einblenden. Eine andere Vision sind Ohrstöpsel, die in Echtzeit Fremdsprachen übersetzen. Smarte Lautsprecher mit integrierter Sprachsteuerung sind die Vorboten solcher Handy-Nachfolger. War das Smartphone bislang eine Art Universalfernbedienung des Lebens, mit der das Taxi genauso bestellt wird wie das Abendessen, so werden solche Aufgaben immer öfter von Alexa & Co. erledigt.

Noch mag es vielen komisch vorkommen, mit Computern zu sprechen. Doch vor 20 Jahren gab es auch Befremden, als man plötzlich Telefongespräche in der Bahn mithören konnte. Jetzt ist es völlig normal, dass der Nachbar Geschäftsgeheimnisse in sein Gerät brüllt oder intime Beziehungsdetails erörtert.

Mikrofon mit Dauerleitung zu Amazon, Apple oder Alphabet

Daher ist auch kaum zu erwarten, dass die Entwicklung durch Warnungen vor noch mehr Überwachung aufgehalten wird. Tatsächlich stellt sich jeder Nutzer der Dienste ein Mikrofon mit Dauerleitung zu Amazon, Apple oder Alphabet ins Wohnzimmer. Und selbst jemand wie Telekom-Technologievorstand Claudia Nemat teilt die Bedenken, indem sie sagt, dass Alexa und Siri ihr nicht ins Haus kämen. Doch das Grundprinzip stellt auch sie nicht in Frage. Im Gegenteil: Die Telekom entwickelt einen eigenen Sprachassistenten. Ob die Nutzer künftig Magenta, Siri oder Alexa um Rat fragen, wird aber weniger vom Serverstandort als vielmehr von der Qualität der Antworten abhängen.

Wenn die stimmt, wird sich wieder die Bequemlichkeit durchsetzen. Es ist auch nicht lange her, dass sich viele fragten: „Wozu brauche ich denn ein Smartphone?“ Jetzt kämpfen wir eher damit, es auch mal aus der Hand zu legen.

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