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Abgepackte Tomaten im Supermarkt

© Getty Images/iStockphoto/DutchScenery

Aldi bepreist Obst- und Gemüsebeutel: Das Plastikproblem löst ihr so nicht!

Eine dünne Plastiktüte für Obst oder Gemüse soll bei Aldi bald einen Cent kosten – damit macht es sich die Kette aber zu einfach. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Sie haben einen niedlichen Namen: Hemdchen- oder Knotenbeutel nennt man die dünnen Plastiktüten, die im Supermarkt an der Obst- und Gemüsetheke bereitliegen. Während die Deutschen an der Kasse inzwischen oft auf die große Plastiktüte verzichten, greifen sie beim Knotenbeutel weiterhin zu und tragen darin Tomaten, Äpfel und Bananen nach Hause.

Drei Milliarden verwenden die Deutschen von diesen Plastikbeuteln noch immer jedes Jahr, das sind 37 pro Person. Aldi will ihnen das nun austreiben und laut "Süddeutscher Zeitung" künftig pro Beutelchen einen Cent verlangen. Das ist gut fürs Marketing – macht den Supermarkt aber noch lange nicht plastikfrei.

Da ist zum einen der Betrag: ein Cent ist ein symbolischer Preis – mehr nicht. Auch wenn man in den Discounter geht, um Geld zu sparen, dieser eine Cent macht kaum einen Unterschied. Er tut niemandem weh. Zumal viele Kunden nicht ohne Grund zu dem Knotenbeutel greifen: Sie wollen nicht, dass die Tomaten in der Tragetasche zwischen den anderen Einkäufen zerdrückt werden oder die Äpfel einzeln herumkullern.

Es gibt Alternative zum Plastiktütchen

Statt den Hemdchenbeutel zu bepreisen, wäre es daher für den Kunden wie für Umwelt besser, wenn die Händler Alternativen anböten. Zumal es die längst gibt und Ketten wie Rewe und Edeka damit schon experimentieren. So werden statt der Plastiktütchen mal Papiertaschen, mal Tüten aus recycelbarem Bioplastik angeboten.

Andere setzen auf Gemüsebeutel, die man mehrfach nutzen kann. Die herkömmlichen Hemdchenbeutel zu bepreisen, damit machen Händler es sich hingegen schlicht zu einfach - schließlich löst es das Problem nicht.

Dazu kommt: Selbst wenn der Kunde sein Obst und Gemüse künftig lose nach Hause tragen würde, wäre das Plastikproblem der Supermärkte damit noch lange nicht gelöst. Weiterhin werden auch Obst und Gemüse von vornherein in Folie eingeschweißt. Fleisch, Wurst und Käse liegen ebenfalls in Plastik gehüllt im Kühlregal. Waren werden palettenweise in Plastik eingeschweißt angeliefert.

Immerhin: Erkannt haben die Einzelhändler mittlerweile sowohl das Problem als auch den gesellschaftlichen Druck. Aldi zum Beispiel will ab 2022 Produkte der Eigenmarken nur in recyclingfähigen Verpackungen verkaufen. Die anderen großen Einzelhändler setzen sich ähnliche Ziele. Wenn dadurch nun ein Wettlauf entsteht, wer als erster den Supermarkt plastikfrei bekommt, wäre das toll. Die Gefahr besteht aber, dass es bei einzelnen werbewirksamen Schritten bleibt wie dem Cent-Preis für den Hemdchenbeutel.

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