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Wirtschaft: Das Währungssystem stabilisieren

Der Erfolg des Euro wird von einigen Politikern in Asien als ideales Sprungbrett angesehen, um über eine "neue Währungsordnung" zu diskutieren.So haben sich Keizo Obuchi und der französische Präsident Jacques Chirac für eine stärkere Kooperation auf den Devisenmärkten ausgesprochen, als der japanische Premierminister in der vergangenen Woche auf Staatsbesuch in Frankreich war.

Der Erfolg des Euro wird von einigen Politikern in Asien als ideales Sprungbrett angesehen, um über eine "neue Währungsordnung" zu diskutieren.So haben sich Keizo Obuchi und der französische Präsident Jacques Chirac für eine stärkere Kooperation auf den Devisenmärkten ausgesprochen, als der japanische Premierminister in der vergangenen Woche auf Staatsbesuch in Frankreich war.Auch der deutsche Finanzminister Oskar Lafontaine hat in der Vergangenheit Ähnliches vorgeschlagen.Doch bislang stießen solche Forderungen in den USA auf taube Ohren.

Warum plädieren die Europäer für eine größere Kursstabilität? Sie befürchten, der Euro könnte gegenüber dem Dollar zu stark werden.Es scheint, daß sie nicht aus Angst vor Kursschwankungen einen Verbund zwischen Euro und Dollar anstreben, sondern weil ein schwacher Dollar den USA zu einem Exportvorteil verhelfen dürfte.Doch die Vorschläge aus Japan und Europa sind nicht ganz ernst zu nehmen - vom mangelnden Echo des amerikanischen Finanzministers ganz abgesehen.Obuchi kämpft mit einer Reihe ökonomischer Grundprobleme, welche sich den wirtschaftspolitischen Bemühungen seiner Regierung widersetzen.Als der japanische Finanzminister im vergangenen Jahr aufhörte, Staatsanleihen zu kaufen - wahrscheinlich wegen Budgetproblemen - schnellten die Rendite der Anleihen in die Höhe.Das daher wiederaufflammende Interesse an japanischen Anleihen war für die plötzliche Stärkung des Yen mitverantwortlich.Als der Yen mit dem Ende des Staatsanleihen-Kaufs in die Höhe schoß, bekamen die Japaner auf einmal Angst, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte könnte Schaden nehmen.Man kann einer Regierung mit solch schwankender Linie nur schwer glauben, daß sie alles tun wird, um eine stabile Beziehung zwischen Yen, Euro und Dollar aufrechtzuerhalten.

Irgendwie ähnlich ist die Situation in Europa - trotz der erfolgreichen Einführung der gemeinsamen Währung.Allen voran hat Lafontaine eine internationale Wechselkursstabilität gefordert.Doch die letzten Äußerungen des deutschen Finanzministers lassen befürchten, daß für ihn die monetäre Manipulation eine Antwort auf alle Probleme ist.Das ist aber nicht zutreffend.Und wenn Lafontaine dennoch davon überzeugt ist, muß man sich fragen, wie zuverlässig die Europäische Zentralbank in irgendeinem internationalen Währungskooperation sein würde, wenn sie unter den Einfluß von Leuten wie Oskar Lafontaine kommt.

Die USA ihrerseits haben bisher wenig Interesse an den Vorstellungen gezeigt, die während Obuchis Besuch in Frankreich diskutiert wurden.Die amerikanische Haltung facht zweifellos die Ängste von Japanern und Europäern an, daß die Clinton-Regierung einen Wettbewerbsvorteil in einem schwachen Dollar sucht.

So stellt sich der Fall folgendermaßen dar: Eine gute Idee wurde auf die Bühne der Weltpolitik gehoben, doch ist den Motiven und der Zuverlässigkeit der Spieler, die die Idee vorbringen, zu mißtrauen.Klar ist nur, daß ein instabiles internationales Währungssystem weder für Japan und die USA noch die Welt gut sind.Die Einführung des Euro wäre ein guter Zeitpunkt, ernsthaft darüber nachzudenken, wie man die Wechselkurse von Dollar, Yen und Euro stabilisieren kann.Die erwarteten Vorteile einer einheitlichen Währung in Europa in Form höherer wirtschaftlicher Effizienz durch niedrigere Transaktionskosten, den Wegfall von Hedging-Ausgaben und die größere Preistransparenz erhielte man ebenfalls und in viel größerem Ausmaß auf globaler Ebene.Doch solche Ideen haben solange keine Chance, solange nicht die USA - und nicht Obuchi oder Lafontaine - die Führungsrolle übernehmen.

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