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Wirtschaft: Dax testet Jahreshoch bei 3178 Punkten

Experten beobachten Kursanstieg mit wachsendem Unbehagen/Inflation auf niedrigstem Stand seit 1999

Berlin (mot). Der Aufschwung an der deutschen Börse hat den Dax am Mittwoch auf den bisher höchsten Stand dieses Jahres getrieben. Am Nachmittag stand der Index zwischenzeitlich bei 3178 Punkten. Später gaben die Kurse zwar wieder nach, bis zum Börsenschluss erreichte der Dax aber wieder 3178,15 Punkte – ein Tagesplus von 1,2 Prozent. Zuletzt hatte der Deutsche Aktienindex am 6. Januar bei 3157 Punkten geschlossen. Danach war er binnen zwei Monaten bis auf 2202 Punkte abgestürzt. Die anschließende Aufholjagd verlief dann schneller als von vielen Experten vorausgesagt. Gemessen am Tiefstand haben die 30 DaxTitel bis heute knapp 44 Prozent hinzugewonnen.

Aktienstrategen beobachten den anhaltenden Kursanstieg mit wachsendem Unbehagen: „Wir sehen jetzt eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Im Moment fehlt aber der Impuls, der die Märkte deutlich nach oben treiben könnte“, sagte etwa Christian Schmidt, Marktanalyst bei der Helaba. Einen vorläufigen Dämpfer versetzte den Märkten am Mittwoch EZB-Präsident Wim Duisenberg. Er relativierte seine Äußerungen vom Vortag, wonach die Europäische Zentralbank weiteren Spielraum für Zinssenkungen im Euroraum sehe. Die Notenbank hatte in der vergangenen Woche den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent abgesenkt. „Weitere Zinssenkungen sind möglich. Denn die Zinsen im Euroraum liegen noch immer höher als in den USA“, hatten Zeitungen Duisenberg zitiert. In den USA liegt der Leitzins bei 1,25 Prozent. Die US-Notenbank entscheidet am 25. Juni, ob sie die Sätze weiter senken wird. „Es ist zu früh, um wieder über weitere Schritte zu diskutieren“, schränkte Duisenberg am Mittwoch seine Aussagen ein. Volkswirte gehen gleichwohl davon aus, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr erneut senken wird. Duisenberg habe lediglich verhindern wollen, dass es zu Kursübertreibungen an der Börse und am Anleihemarkt komme, sagten Analysten.

Argumente für einen nachlassenden Inflationsdruck und damit weitere Zinssenkungen lieferten das Statistische Bundesamt und die Bundesbank. So haben nach Angaben der Statistiker niedrige Heizöl- und Spritpreise die Lebenshaltungskosten im Mai in Deutschland sinken lassen. Von April auf Mai ging der Verbraucherpreisindex um 0,2 Prozent zurück. Im Jahresvergleich betrug die Teuerung 0,7 Prozent und lag damit auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 1999. Die Bundesbank glaubt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Man erwarte in diesem Jahr in Deutschland eine durchschnittliche Inflationsrate von unter einem Prozent, sagte Bundesbankpräsident Ernst Welteke. Trotz rückläufiger Teuerungsrate gebe es aber keine akuten Anzeichen einer Deflation.

Sichere Häfen immer noch gefragt

Dass die Unsicherheit nicht vom Aktienmarkt verschwunden ist, deuten die Kursgewinne am Rentenmarkt an. Solange die Wachstumsaussichten düster bleiben und das Deflationsgespenst nicht vertrieben ist, suchen Anleger bei festverzinslichen Papieren einen sicheren Hafen für ihr Geld. Dies hat dazu geführt, dass die Rentenkurse massiv gestiegen sind und die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe mit 3,52 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht hat. Auch Duisenbergs Äußerungen am Mittwoch setzten die Rentenkurse nur kurz unter Druck.

Mit Blick auf weitere Kurssteigerungen bleibt die Entscheidung zwischen Renten und Aktien somit schwierig. Auch Edward Yardeni, Chef-Stratege von Prudential Securities, bleibt vage: „Die Zinserträge bei Bankguthaben sowie die Renditen auf dem Geldmarkt dürften weiterhin mager ausfallen“, erwartet der Ökonom, und fügt hinzu, dass auch „Aktienanleger ihre Erwartungen hinsichtlich langfristig hoher Renditesteigerungen zurückschrauben“ sollten. Aktiensparern, die wie die optimistischen Experten an weiter steigende Kurse glauben, gibt Yardeni einen pragmatischen Rat: Sie sollten nach Unternehmen Ausschau halten, die es schon immer verstanden hätten, sich gegen starke Konkurrenten durchzusetzen und eine Dividende zu zahlen. Er rät zu Unternehmen im Bereich Wohnungsmarkt sowie aus den Gesundheits-, Medizin- und Biotechbranchen.

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