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Wirtschaft: Dax übersteigt 5500 Punkte

Aktienkurse erreichen höchsten Stand seit August 2001 / Trend setzt sich fort

Berlin - Die Hürde ist genommen: Am Mittwoch hat der Deutsche Aktienindex (Dax) erstmals seit August 2001 die Marke von 5500 Punkten überwunden. Die Anleger nutzten die positive Stimmung, die von den amerikanischen und asiatischen Märkten her kam, und griffen zu. Nur ein Erdbeben in Kalifornien drückte die Kurse zwischenzeitlich, später legte der Dax aber wieder zu und schloss mit einem Plus von 1,15 Prozent bei 5523,62 Punkten. Analysten und Fondsmanager erwarten, dass sich der positive Trend 2006 fortsetzt. Nach einem Plus von knapp 30 Prozent im Jahr 2005 rechnen Experten in diesem Frühjahr jedoch erst einmal mit einer Konsolidierung. „Wir erwarten, dass der Dax bis Mitte Januar noch auf etwa 5600 Punkte steigt und dann bis April auf 5400 Punkte fällt“, sagt Christian Kahler, Analyst der DZ Bank.

Auslöser für die positive Stimmung am Mittwoch waren die am Vorabend veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed zum Zinsentscheid vom 13. Dezember. „Die Leute sind erleichtert, dass die Zinserhöhungen in den USA bald enden“, sagte ein Händler. Den Mitschriften zufolge wollte die Fed mit ihrer Erklärung zur Zinserhöhung auf 4,25 Prozent das nahende Ende des seit eineinhalb Jahren andauernden Zinserhöhungszyklus signalisieren. Nach der Veröffentlichung der Protokolle hatten die US-Börsen deutlich ins Plus gedreht.

Die niedrigen Zinsen seien nur ein Grund, Aktien als Geldanlage zu bevorzugen. „Es spricht alles für Aktien“, sagte Carsten Hilck, Fondsmanager bei Union Investment, dem Tagesspiegel. Seit drei Jahren befinde sich der deutsche Aktienmarkt in einer Aufwärtsphase. „Der Trend ist weiterhin intakt“, sagt Hilck. Er begründet seinen Optimismus mit dem wirtschaftlich positiven Umfeld. Der Investitionsstau der vergangenen Jahre scheine sich aufzulösen. Wichtiger als das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland ist dabei allerdings die weltwirtschaftliche Entwicklung. Die 30 im Dax vertretenen Unternehmen sind vorwiegend global agierende Konzerne, die stark vom Export leben und stärker vom weltweiten Wachstum abhängen als von der Binnenkonjunktur.

So profitierte etwa der deutsche Maschinenbau vom Ölboom. „Die Nachfrage aus den Erdöl exportierenden Ländern steigt“, sagt Hilck. „So fließt ein Teil des Öl-Geldes nach Deutschland zurück.“ Doch auch bei deutschen Konsumwerten sieht er Aufwärtspotenzial: „Die Einzelhandelswerte werden in diesem Jahr von den Vorzieheffekten der für 2007 angekündigten Erhöhung der Mehrwertsteuer profitieren.“

Obwohl der Dax 2005 stärker zulegte als andere Indizes – der Dow Jones beschloss das Jahr mit einem kleinen Minus – sind deutsche Werte derzeit immer noch relativ preiswert. Das sagt auch Kahler von der DZ Bank. Für 2006 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der 30 Dax-Werte bei 12,9. „Im historischen Vergleich ist das günstig“, sagt Kahler. Seit 1970 habe das Kurs-GewinnVerhältnis im Schnitt bei 15,1 gelegen. „Es ist noch ein Aufschlag von 17 Prozent drin“, sagt Kahler. Den werde der Dax 2006 aber nicht erreichen. Die DZ Bank sieht ihn zum Jahresende bei 5900 Zählern. Mittelfristig rät Kahler Anlegern jedoch abzuwarten. „Von Mitte Januar bis Mitte April werden wir schwächere Kurse sehen als jetzt.“

Bereits seit 25 Monaten steigen bei den Dax-Konzernen Umsätze und Gewinne. Kahler rechnet damit, dass sich dieser Trend in etwa fünf bis sechs Monaten abschwächt. „Die Entwicklung Anfang der 80er, Anfang der 90er und Anfang 2000 hat gezeigt, dass so ein Wachstum bei Umsatz und Gewinn etwa 33 Monate anhält“, sagte Kahler. „Dann wird sich der Kursaufschwung verlangsamen. Das wird sich aber erst 2007 bemerkbar machen.“ Gefahren durch ein Abschwächen der weltweiten Konjunktur sieht Kahler derzeit nicht. Im Gegenteil: Durch die Fußball-WM in Deutschland erhofft er sich auch einen positiven Effekt für den Aktienmarkt: „Deutschland wird im Mittelpunkt des Interesses liegen, dass schafft ein positives Sentiment für den Markt.“

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