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Fahrgaeste gehen mit ihrem Gepaeck auf einem Bahnsteig am Hauptbahnhof in Muenchen.

© IMAGO/Sven Simon

„DB Schenker rettet 2022 die Bilanz“: Finanzielle Lage der Deutschen Bahn bleibt angespannt

Die Pandemie ist vorüber, die Fahrgastzahlen steigen. Dennoch machte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr einen Verlust von 227 Millionen Euro. Und die Schulden könnten weiter steigen.

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Mit Blick auf die Fahrgastzahlen hat die Deutsche Bahn die Pandemie weit hinter sich gelassen - finanziell bleibt die Lage bedenklich. Zwar schrieb der bundeseigene Konzern im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen, wie Bahnchef Richard Lutz am Donnerstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen mitteilte. Doch unterm Strich stand ein Verlust von rund 227 Millionen Euro.

Dass das Minus nicht größer war, lag an der Logistiktochter DB Schenker, die im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis einfuhr. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) machte Schenker rund 1,8 Milliarden Euro Gewinn. Einen solchen Schub könnte der Konzern wohl auch in den kommenden Jahren gut gebrauchen. Für dieses Jahr rechnet Finanzvorstand Levin Holle auch im operativen Bereich wieder mit einem konzernweiten Minus von rund einer Milliarde Euro.

Mehr als 31 Milliarden Euro Schulden

Doch derzeit ist die Bahn angehalten, einen Verkauf der Logistiktochter zu prüfen. Diesen Auftrag hatte im Dezember der Aufsichtsrat erteilt. Mit den erwarteten Milliardenerlösen soll vor allem der hohe Schuldenstand abgebaut werden. Die Finanzschulden stiegen im vergangenen Jahr auf mehr als 31 Milliarden Euro. Für 2023 könnte der Schuldenberg laut Holle auf rund 33 Milliarden Euro anwachsen.

Neues gab es mit Blick auf den Schenker-Verkauf nicht zu melden. Derzeit bereite der Vorstand die nötigen Zahlen für den Aufsichtsrat auf, sagte Bahnchef Richard Lutz. Geprüft werde etwa, „welche Aspekte von Schenker besonders interessant für Investoren sind“. Anschließend würden die Verkaufsoptionen ergebnisoffen bewertet.

„DB Schenker rettet der DB AG 2022 noch einmal die Bilanz“, warnte der Vorsitzende der Bahngewerkschaft EVG, Martin Burkert. „Der mögliche Verkauf muss deshalb gut überlegt sein.“ Burkert ist auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns.

Sorgen beim Güterverkehr

In anderen Sparten lief es im vergangenen Jahr schlechter. Insbesondere der Güterverkehr bleibt ein Sorgenkind. Die Tochter DB Cargo vergrößerte ihren Verlust vor Zinsen und Steuern um fast die Hälfte auf 665 Millionen Euro.

Dabei ist die Nachfrage sowohl im Güter- als auch im Personenfernverkehr deutlich gestiegen. So rechnet der Konzern für dieses Jahr mit der Rekordzahl von 155 Millionen Fahrgästen in ICE- und IC-Zügen. Der bisherige Höchststand wurde 2019 mit rund 151 Millionen erreicht.

Um so viele Menschen und Güter transportieren zu können, braucht es dringend ein besseres Schienennetz. „Die Eisenbahninfrastruktur ist in einem kritischen Zustand und den Ansprüchen an Qualität und Kapazität nicht gewachsen“, betonte Lutz.

Gemeinsam mit Verkehrsminister Volker Wissing verwies er auf zusätzliche Milliardeninvestitionen, auf die sich die Ampelkoalition in dieser Woche geeinigt hatte. Bis 2027 sollen rund 45 Milliarden Euro zusätzlich für die Schiene bereitgestellt werden. Finanziert werden soll das aus der Lkw-Maut.

1,26 Millionen Euro Boni für Lutz

Derweil war das vergangene Jahr für Lutz durchaus lukrativ. So erhielt er 2022 mehr als doppelt so viel Geld von seinem Unternehmen wie ein Jahr zuvor. Dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zufolge lag die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden bei 2,24 Millionen Euro. Sein Grundgehalt lag bei fast 970.000 Euro.

Hinzukam ein Bonus von mehr als 1,26 Millionen Euro. Infrastrukturvorstand Berthold Huber landete bei einer Gesamtvergütung von 1,41 Millionen Euro (2021: 662.000 Euro), Personalvorstand Martin Seiler verdiente 1,39 Millionen Euro (2021: 659.000 Euro).

Sämtlichen Vorstandsmitgliedern wurde im vergangenen Jahr ein erfolgsabhängiger Bonus gezahlt. 2021 und 2020 erhielten die Vorstandsmitglieder solche Boni den Geschäftsberichten zufolge nicht. (dpa)

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