Wirtschaft: Dem Transrapid droht "finanzielles Desaster"
BERLIN (dr).Sollte die Transrapid-Strecke Hamburg-Berlin realisiert werden, "ist ein finanzielles Desaster unvermeidlich".
BERLIN (dr).Sollte die Transrapid-Strecke Hamburg-Berlin realisiert werden, "ist ein finanzielles Desaster unvermeidlich".Dies ist das Ergebnis einer Studie, mit der sich der Aufsichtsrat der Deutsche Bahn AG auf seiner heutigen Sitzung in Berlin-Lichtenberg beschäftigen muß.Autor der Untersuchung, die dem Tagesspiegel vorliegt, ist der ehemalige Ministerialdirigent Rudolf Breimeier, bis Herbst 1997 in der Zentrale der Deutschen Bahn zuständig für die Bewertung großräumiger Infrastrukturmaßnahmen.Albert Schmidt, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen und Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG will sich deshalb gegen den Bau des Transrapid auf der vorgesehenen Trasse aussprechen.
Breimeier rechnet mit einem jährlichen Defizit von mindestens 72 Mill.DM für die Bahn AG, sollte der Transrapid auf der Strecke Berlin-Hamburg gebaut werden.Wahrscheinlicher noch aber sei ein Fehlbetrag von mehr als 100 Mill.DM pro Jahr.Diese Summen müßten letztlich durch den Steuerzahler aufgebracht werden.In seiner Rechnung seien nur die bisher erwarteten Kapitalkosten berücksichtigt, erklärt Breimeier weiter.Als Investitionskosten für die Verbindung werden den bisherigen offiziellen Planungen entsprechend 6,1 Mrd.DM für den Fahrweg und 3,7 Mrd DM für das Betriebs-System angenommen.Die Strecke wird bis zur Summe von 6,1 Mrd.DM vom Staat finanziert, die 3,7 Mrd.DM für die Züge müssen privat finanziert werden.Breimeier hält Kostensteigerungen von 20 Prozent in beiden Bereichen für möglich.Inzwischen geht man - wie bereits berichtet - auch bei der für die Planung und verfahrensrechtliche Vorbereitung zuständigen Magnetschnellbahn-Fahrweggesellschaft (FWG) von Kosten für den Fahrweg von mindestens sieben Mrd.DM aus.Daraus ergebe sich zwangsläufig auch ein Millionendefizit im laufenden Betrieb des Transrapid.
Breimeier vertritt die Ansicht, daß die Ursache für den wirtschaftlichen Mißerfolg des Transrapid keinesfalls in der neuen Technik zu suchen sei.Auch der Neubau einer konventionelle Eisenbahnstrecke würde für die Verbindung Berlin-Hamburg negativ ausfallen.Das Verkehrspotential zwischen beiden Städten sei zu schwach, um Milliardeninvestitionen zu rechtfertigen.Breimeier wirft den Autoren bisheriger Studien zur Wirtschaftlichkeit des Transrapid eine isolierte Betrachtung des Magnetbahn-Projektes vor.So ließe sich zwar ein wirtschaftlicher Erfolg auf der Seite der Magnetbahn darstellen: Aber nur, wenn man die negativen Folgen für das parallel laufende konventionelle Eisenbahnnetz vernachlässige.Dies aber sei betriebswirtschaftlich nur dann zulässig, wenn Magnetbahn und Eisenbahn von unterschiedlichen Gesellschaften betrieben würden.De facto werde es aber zu einer bedeutenden Umlenkung von Passagierströmen in Norddeutland kommen.Die Eisenbahn werde eine große Zahl von Fahrgästen verlieren.Die konventionelle Bahn verliere Erlöse in Höhe von 409 Mill.DM, spare aber nur knapp 160 Mill.DM ein, weil sie weniger Züge fahren lassen müsse.Demgegenüber werde der Transrapid für die Bahn bestenfalls einen Netto-Erfolg von 178 Mill.DM im Jahr bringen.
Der Autor plädiert in seiner Studie schließlich für einen Ausbau der vorhandenen Eisenbahnstrecke auf eine Geschwindigkeit von 230 Stundenkilometern, was unter gleichen Voraussetzungen einem wirtschaftlichen Erfolg in Höhe von 55 Mill.DM im Jahr entspreche.