zum Hauptinhalt
Ein Lufthansa-Flugzeug startet vom Flughafen München.

© dpa/Malin Wunderlich

„Der Ticketpreis muss runter“: Union fordert von Fluggesellschaften günstigere Tarife – auch von der Lufthansa

Die Luftverkehrssteuer soll zum 1. Juli 2026 sinken. Der Verkehrsexperte der Union erwartet von den Airlines, dass sie die Entlastung an Reisende weitergeben. Besonders ein Unternehmen sieht er gefragt.

Stand:

Bei ihrem Koalitionsausschuss am Donnerstag hat die Bundesregierung aus Union und SPD vereinbart, dass zum 1. Juli 2026 die umstrittene Luftverkehrssteuer sinken soll – auf das Niveau vor der Erhöhung im Mai 2024. Nach Angaben von Kanzler Friedrich Merz (CDU) soll dies eine Entlastung von rund 350 Millionen Euro bringen. Nun gibt es klare Forderungen an die Luftverkehrsbranche.

Der Unions-Verkehrsexperte Stephan Stracke dringt auf günstigere Ticketpreise – auch bei der größten deutschen Airline. Wenn Steuern und Gebühren für die Fluggesellschaften sinken würden, müssten auch die Fluggäste etwas davon haben, sagte der Verkehrspolitiker weiter. „Der Ticketpreis muss runter. Das erwarte ich jetzt von den Fluggesellschaften, allen voran von der Lufthansa“, sagte der CSU-Politiker der „Bild am Sonntag“.

Dann würde bereits der nächste Sommerurlaub günstiger.

Stephan Stracke, Verkehrsexperte der Union (CSU)

„Am besten wäre eine Preissenkung schon vor der Steuersenkung am 1. Juli 2026“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion. „Dann würde bereits der nächste Sommerurlaub günstiger.“ Das wäre nicht nur ein gutes Signal für Familien, die auf die Sommerferien angewiesen seien, sondern würde auch den Luftverkehr „pushen“, sagte Stracke weiter. Zudem erwarte er insbesondere von der Lufthansa, „dass sie ihr Flugangebot überprüft und gestrichene Verbindungen zurücknimmt“.

Im Inland und auf Kurzstrecken sind dem Bericht zufolge aktuell pro Flug 15,53 Euro fällig, für Mittelstrecken 39,34 Euro und für fernere Ziele 70,83 Euro. Jetzt sollen die Abgaben um bis zu 15 Euro pro Ticket sinken.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sagte der Zeitung, die Einigungen in der Koalition seien ein großer Erfolg und „elementare, dringend benötigte Schritte, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen“. Die Senkung der Luftverkehrssteuer bringe „eine attraktive Anbindung an die ganze Welt“, sagte Reiche weiter.

Weitere Entlastungen für Luftfahrtbranche

Neben der steuerlichen Entlastung soll es bei den Flugsicherungskosten 2026 zu keinem weiteren Anstieg der Gebühren kommen, sondern zu einer ersten Reduzierung. Ferner sollen die Gebühren bis 2029 insgesamt um deutlich mehr als zehn Prozent sinken und Kosten für die Luftsicherheitskontrollen an Flughäfen durch bessere und effizientere Abläufe fallen.

Die Reise- und Luftverkehrswirtschaft hatte die Entscheidung der Regierung am Freitag begrüßt, blieb aber unkonkret bei der Frage, ob dadurch auch die Tickets für Fluggäste wirklich günstiger werden.

„Das ist ein erster wichtiger Schritt, damit Urlaub für alle bezahlbar bleibt“, zitierte die Agentur Reuters den Präsidenten des Deutschen Reiseverbandes, Albin Loidl. Nach den Vereinbarungen des Koalitionsausschusses erwartet er auch Entlastungen bei den Gebühren für Flugsicherung und Luftsicherheit. Die Kosten seien nicht nur eine wirtschaftliche Belastung. „Das ist eine soziale Frage. Urlaub muss bezahlbar bleiben – gerade für Familien.“

 7,73
Euro beträgt nach Angaben von Verbraucherschützern die Entlastung auf Europa-Flügen.

Nach Einschätzung von Verbraucherschützern ist die Steuersenkung vor allem ein Geschenk an die Flugbranche, während sie den Passagieren kaum Entlastung bringe, heißt es in dem Reuters-Bericht. Dem Bundeshaushalt würden wichtige Mittel zur Verkehrswende entzogen.

Kritik an schwarz-rotem Beschluss auch wegen Klima

Auf den gängigen Europa-Flügen ist nach Berechnungen des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) eine Steuerentlastung von maximal 7,73 Euro drin. Dies sei für Reisewillige nicht entscheidend. Es werde daher gar nicht darauf ankommen, ob die Airlines die Absenkung an die Kunden weitergeben.

Die Fluggesellschaften hielten sich mit Aussagen zu Ticketpreisen zurück. So prüft Condor nun nach eigenen Angaben die Auswirkungen auf die Kostenstruktur der Flugticketpreise. 

Lufthansa als mit Abstand größte deutsche Airline hält die Entlastungen für notwendig, um das Angebot an deutschen Flughäfen zu sichern. Einzelne Strecken, die bereits zur Disposition standen, könnten nun erneut geprüft werden, kündigte eine Sprecherin an. Die Kunden profitierten unmittelbar von dem Angebot.

Kritik an der Entscheidung gab es von der Linkspartei und den Grünen. Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht einen Schlag gegen den Klimaschutz. „Fliegen wird billiger, das Deutschlandticket wird teurer – das ist die fatale Botschaft der Koalition“, sagte VCD-Präsidentin Christiane Rohleder der „Rheinischen Post“. (lem)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })