
© REUTERS/Angelika Warmuth
Deutsche Autobauer erleichtert: Trump senkt die Importzölle, aber viele Fragen sind noch offen
Die EU-Autozölle sinken rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent. Die Branche warnt aber weiter vor „spürbaren Herausforderungen.
Stand:
Großes Aufatmen in Brüssel. Nach wochenlanger Verzögerung haben die USA die Importzölle für Autos aus der Europäischen Union rückwirkend zum 1. August gesenkt. Ab diesem Datum werden nur noch 15 Prozent Zoll fällig statt wie bisher 27,5 Prozent.
Das geht aus Dokumenten des Handelsministeriums in Washington hervor, die am Donnerstag im US-Handelsregister veröffentlicht wurden.
Erleichterung bei deutschen Autoherstellern
Vor allem Deutschlands Autohersteller haben mit zunehmender Ungeduld auf diese Nachricht gewartet. Der Grund: die EU und die USA hatten die Zollsenkung für Autos bereits im August verkündet.
So begrüßt Mercedes-Benz in einer Erklärung „die Umsetzung der gemeinsamen Erklärung vom 21. August 2025 seitens der US-Regierung ausdrücklich“. Ganz zufrieden ist der Stuttgarter Autobauer allerdings nicht und formuliert die Erwartung an die Politik, dass weiter daran gearbeitet werde, Barrieren abzubauen, die den freien Handel einschränken.
Denn die nun anfallenden 15 Prozent sind zwar deutlich weniger als bisher, doch die Freude ist getrübt. Denn der neue Zollsatz ist weit höher als die 2,5 Prozent, die noch vor dem zweiten Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump fällig waren.
Auch die Präsidentin des Verbands des Branchenverbands VDA, Hildegard Müller, sprach am Donnerstag von einem „wichtigen Schritt“. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sei dennoch „weiterhin eine spürbare Herausforderung für die deutsche Automobilwirtschaft“. Hinzu komme, dass Autobauer und Zulieferer nach VDA-Angaben weiter unter den unverändert hohen Zöllen auf Stahl und Aluminium leiden würden.
Das nimmt etwas den Druck von der europäischen Automobilbranche.
Bernd Lange (SPD), Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament
In dieselbe Kerbe schlägt Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament. „Gut, dass die USA ihrer Verpflichtung endlich nachgekommen sind“, betont der SPD-Politiker. „Das nimmt etwas den Druck von der europäischen Automobilbranche.“
Bernd Lange kritisiert allerdings erneut die „Schieflage des Abkommens“ zwischen Europa und den USA. Dazu zählt etwa, dass die EU in Zukunft US-Autos zollfrei nach Europa lassen muss. Zudem leitete die EU-Kommission die Abschaffung der Zölle auf viele US-Industrieprodukte ein sowie einen bevorzugten Marktzugang für weitere Produkte. Dazu gehören unter anderem Nüsse, Milchprodukte, Schweine- und Bisonfleisch sowie Hummer aus den Vereinigten Staaten.
Streitfragen bleiben offen
Zum Problem könnte noch werden, dass der veröffentlichte Text des Abkommens einige Streitfragen weiter offenlässt. So enthält das Dokument keinen Hinweis auf Zölle für Wein- und Bierexporte aus der EU in die USA, für die die Kommission eine Null-Prozent-Vereinbarung durchsetzen wollte.
Die Vereinigung französischer Weinexporteure sprach deshalb von einer „riesigen Enttäuschung“. Beide Seiten haben nach Angaben der EU-Kommission aber vereinbart, das Konzept zollfreier Exporte „auf andere Produktkategorien auszuweiten“. Dies gilt der Vereinbarung zufolge für Flugzeuge und Flugzeugteile, Generika oder chemische Ausgangsstoffe.
Zu dem ausgehandelten Zollabkommen gehört auch eine Erklärung, in der die EU den USA zusätzliche Investitionen sowie den Kauf von mehr Energie und Waffen in Aussicht stellt. Völlig unklar ist allerdings, wie diese Zusagen umgesetzt werden sollen. Denn Brüssel kann den Firmen in der Europäischen Union natürlich nicht vorschreiben, in den USA zu investieren. Nach Angaben der EU-Kommission habe sie im Vorfeld der Verhandlungen mit den USA Investitionsabsichten abgefragt.
Unklarheiten bestehen auch bei den Zusagen zu den Energielieferungen auf. Nach früheren Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen Flüssigerdgas (LNG), Öl und Kernbrennstoffe aus den Vereinigten Staaten die Lücken füllen, die nach dem geplanten vollständigen Verzicht auf russisches Gas und Öl entstehen werden.
Auch angesichts solcher nicht gelöster Fragen war der Handelsdeal der EU-Kommission immer wieder in die Kritik geraten. Deren Chefin Ursula von der Leyen betont allerdings, dass im Falle einer Weigerung ein veritabler Handelskrieg mit den USA gedroht hätte.
Das wollten die Mitgliedstaaten aber verhindern, weil dies den Handel und die Arbeitsplätze in Europa noch mehr bedroht hätte.
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