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Wirtschaft: Deutsche Bundesbahn: Noch nicht reif für die Börse

Bahn-Aufsichtsratschef Dieter Vogel rechnet fest damit, dass die Bahn 2004 kapitalmarktfähig ist und dann mit der Holding - und nicht mit den einzelnen Bahnunternehmen wie DB Netz oder DB Cargo - an die Börse geht. Allerdings könne das Unternehmen dies allein und aus eigener Kraft nicht schaffen.

Bahn-Aufsichtsratschef Dieter Vogel rechnet fest damit, dass die Bahn 2004 kapitalmarktfähig ist und dann mit der Holding - und nicht mit den einzelnen Bahnunternehmen wie DB Netz oder DB Cargo - an die Börse geht. Allerdings könne das Unternehmen dies allein und aus eigener Kraft nicht schaffen. "Die Bahn ist dafür noch nicht reif. Wir müssen jedes Jahr drei Milliarden Mark Gewinn machen, um irgendeinen Aktionär gewinnen zu können", sagte Vogel am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Derzeit hinke die Bahn sechs Milliarden Mark hinter diesem Ziel her. Vogel fordert Politik und Bund auf, die Nachteile der Bahn gegenüber anderen Verkehrsträgern aufzuheben, die notwendige Verantwortung für das Netz zu übernehmen und die Geldüberweisungen für das Netz zu verstetigen.

Zu den Nachteilen für die Bahn zählte Vogel zum einen die steuerlichen Belastungen. Die Bahn sei das einzige Schienenunternehmen in Europa, das Mineralöl-, Öko- und Mehrwertsteuer zahlen müsse. Die Bahn zahle zudem für ihr eigenes Prüfamt, das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), und sie müsse jährlich 250 Millionen Mark für den Bundesgrenzschutz aufwenden. Insgesamt summierten sich diese Lasten auf eine Milliarde Mark pro Jahr.

Vogel kritisierte aber auch das Verhalten des Bundes gegenüber der DB Netz AG. Die Pällmann-Kommission habe in ihrem jüngsten Bericht noch einmal bestätigt, dass der Staat für die Infrastruktur sorgen müsse. Beim Bahn-Netz komme die Bahn für 40, der Bund für 60 Prozent der Kosten auf. Allerdings fließen die Zahlungen aus Berlin nach Ansicht von Vogel zu unregelmäßig. "Da geht es kunterbunt hin und her. Das ist für die Bahn völlig unkalkulierbar." Eine Verstetigung der Zahlungen sei dringend notwendig.

Vogel beklagte, dass es immer noch keine unternehmerisch denkende Bahn AG gebe. Trotzdem würden aber frühere Reformvorhaben nun entschlossener angegangen. "Wir können uns heute zwar schon sehen lassen, aber es gibt noch viel zu tun". Mit Hartmut Mehdorn habe die Bahn einen Unternehmer an der Spitze, der die "Bulligkeit" besitze, sich durchzusetzen und die Dinge zu bewegen. Die Bahn könne, so Vogel, mittlerweile weitgehend allein unternehmerisch entscheiden. Der Einfluss der Politik sei deutlich zurückgedrängt.

Wichtig sei jetzt, so der Aufsichtsratschef, die Bahn komplett zu sanieren. "Dann bekommen wir die notwendigen hohen Zuwachsraten und können damit zunehmend Verkehr von der Straße abziehen. Und dann wird die Bahn-Aktie auch zu einer attraktiven Aktie."

ro

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