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Deutschlands bekanntester Insolvenzverwalter im Interview: „Manche reagieren verzweifelt, andere aggressiv“
Arndt Geiwitz war Insolvenzberater von Schlecker und Kaufhof. Seit 25 Jahren hilft er Unternehmen, die in Schwierigkeiten stecken. Er weiß, wann eine Pleite ein Neuanfang sein kann.
Stand:
Herr Geiwitz, was lernt man in Ihrem Beruf über die menschliche Seele?
Man lernt, wie unterschiedlich Menschen mit Extremsituationen umgehen. Insolvenzen sind für die Betroffenen immer mit Ängsten verbunden. Es geht um das persönliche und wirtschaftliche Überleben, teilweise auch um strafrechtliche Konsequenzen. Manche reagieren verzweifelt. Andere werden aggressiv, ein bisschen wie ein Tier, das sich in einer Notsituation befindet.
Sie müssen also nicht nur eine Insolvenz verwalten, sondern auch seelsorgerische Fähigkeiten haben?
Wenn ein Mensch vor den Trümmern seiner Existenz steht, braucht es nicht nur juristischen Sachverstand, sondern auch Empathie. In solchen Situationen ist man oft auch moralische Stütze. Viele Unternehmer haben Jahrzehnte in ihren Betrieb investiert, familiär, finanziell, emotional. Das loszulassen, ist enorm schwer.
Wie äußert sich das?
Ich erinnere mich an einen Fall, da stand ein Unternehmer kurz vor dem Suizid.
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