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Wirtschaft: Die Auswahl des richtigen Fonds ist nicht alles

Auch die Adresse des Anbieters hat Einfluß auf den AnlageerfolgVON ULRICH BUCHHOLTZ (DM)Albert W.Schempp hielt über Jahre der Commerzbank die Treue.

Auch die Adresse des Anbieters hat Einfluß auf den AnlageerfolgVON ULRICH BUCHHOLTZ (DM)Albert W.Schempp hielt über Jahre der Commerzbank die Treue.Doch als er bei seiner Hausbank das erste Mal Fondsanteile der britischen Investment-Gesellschaft Fleming orderte, wurde er schwer enttäuscht."Die Commerzbank hielt sich nicht an die veröffentlichten Preise", beklagt sich Schempp.Statt den Fonds direkt bei Fleming einzukaufen, erwarb das Institut die Papiere über einen Makler an der Luxemburger Börse.Dieser machte seine eigenen Kurse, was Schempp letztendlich mehr als drei Prozent seiner Anlagesumme kostete.Überraschungen wie diese sind nicht selten.Wer Fonds über seine Hausbank kauft, muß auf allerhand gefaßt sein.Das gewohnte Institut ist zwar die bequemste Adresse für den Fonds-Kauf, aber meist nicht die beste.Fast jedes Geldhaus hat eigene Fonds auflegen lassen, bei denen die Abwicklung optimiert ist und das Aufgeld in der Regel voll an die Bank fließt.Wer da auf einmal Fremdprodukte bestellt, stört nur.Das Institut muß diese Fonds umständlich über den Interbanken-Handel besorgen und erhält dabei nur einen Teil des Aufgeldes.Entsprechend ausweichend reagieren die meisten Bankberater: Sie können den Fonds im Computersystem nicht finden, nicht ordern oder halten ihn für viel zu riskant.Oder sie besorgen ihn und stellen zusätzliche Gebühren oder Spesen in Rechnung.Das wird dann teuer, weil ein Aktienfonds beim Erwerb meist sowieso schon drei bis sechs Prozent kostet.Anleger wie Schempp ziehen aus solchen Erfahrungen die Konsequenzen: "In Zukunft kaufe ich wohl nur noch direkt bei der Fondsgesellschaft." Die richtet dann ein Investmentkonto für den Kunden ein, das gleich eine Reihe von Vorteilen bietet.So akzeptieren die meisten Gesellschaften Sparpläne.Der Kunde läßt monatlich, viertel- oder halbjährlich eine feste Rate abbuchen.Zudem sind die Investmentkonten günstig: Ausländische Gesellschaften verlangen oft gar keine Gebühren, deutsche Gesellschaften häufig knapp 20 DM im Jahr.Ausschüttungen der Fonds werden ohne zusätzliche Gebühren automatisch wieder angelegt.Und wer innerhalb der Produkt-Palette seiner Gesellschaft in einen anderen Fonds wechseln will, zahlt dafür nur geringe Gebühren (meist etwa ein Prozent) oder gar nichts.Überzeugende Vorteile also, wäre da nicht ein Problem: Einige Gesellschaften möchten keine Direktkunden, andere versuchen gar, diese wieder loszuwerden.So führte der frühere Fleming-Deutschland-Chef Veit Schuhen eine gebührenfreie Telefonnummer ein und senkte die Mindestanlage auf 2500 DM, um möglichst viele Direktkunden zu gewinnen.Nachfolger Rüdiger Kimpel sortiert Direktkunden und Kleinanleger wieder aus.Wer ordern will, muß nach Luxemburg telefonieren.Kimpels neueste Idee: "Wir planen eine Erhöhung der Mindestanlage."Zuvorkommender geht Rolf Passow mit seinen Kunden um.Der Chef der Dresdner-Bank-Gesellschaft DIT bietet Direkt-Anlegern die Wahl: Entweder zahlen sie voll, erhalten dafür aber Beratung von der Tochter Deutsche Fonds- und Vorsorge-Beratung (DFV), oder sie verzichten auf die Beratung, können dann aber über DIT-Direkt die Fonds zu Dreiviertel des regulären Aufgeldes ordern.Passow: "Diese Alternativen werden wir auch weiterhin anbieten."Für DIT-Direkt hat Passow gar eine eigene Produktreihe auflegen lassen, darunter auch den erfolgreichen Fonds DIT Aktien Europa AF.Bei ihm entfällt das Aufgeld ganz.Die internen Kosten des Fonds liegen mit 1,5 Prozent zwar höher als bei den klassischen Aktienfonds deutscher Gesellschaften, sind aber immer noch etwas niedriger als bei den meisten ausländischen Gesellschaften.Der Fonds eignet sich deshalb gut als Basis-Investment, sowohl für Einmal-Anlagen (ab 500 DM) als auch für regelmäßige Sparraten (ab 100 DM).Wer sich jedoch ein richtiges Depot mit mehreren Fonds unterschiedlicher Gesellschaften zusammenstellen will, der sollte zu einem Fonds-Shop oder einer Direktbank gehen.Erste Wahl für eine unabhängige Fonds-Beratung sind Finanz-Vermittler, die sich auf Investment-Produkte spezialisiert haben.Allerdings sollten Anleger nur Fonds-Shops auswählen, die schon mehrere Jahre existieren, deren Berater ausreichende Erfahrung nachweisen können und die mehr Service garantieren als nur eine Erstberatung.Mancher Fonds ist für Privatkunden nur schwer erhältlich.So gibt es den Goldman Sachs European Smaller Companies nur ab einer Mindestanlage von fünf Mill.US-Dollar.Solche Ausnahmen lassen sich aber problemlos durch andere gute Fonds der Kategorie ersetzen.Wo es die Wunsch-Fonds am günstigsten gibt, läßt sich nicht pauschal sagen.Genaue Rechner, die auf Beratung verzichten können, sollten daher Angebote bei mehreren Discount-Fonds-Shops und mindestens einer Direktbank einholen.Da Fonds-Shops und Direktbanken Rabatte nach völlig unterschiedlichen Kriterien gewähren, ist mal dieser, mal jener Anbieter der günstigste - je nach Fonds-Wunsch und Anlagebetrag.Fest steht nur, daß Fonds-Discounts auf dem Vormarsch sind.Jüngstes Beispiel: die Investment-Gesellschaft Schroder.Die Briten denken über eine neue Preis-Offensive nach.Sie wollen ihre Fonds über einige Direktbanken ohne das Aufgeld von 5,82 Prozent anbieten.Ersparnis bei einer 20 000-DM-Anlage: beachtliche 1100 DM.

ULRICH BUCHHOLTZ (DM)

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