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Wirtschaft: Die Bahn verspricht pünktlichere Züge

Der Konzern legt ein Rekordergebnis vor und drängt auf Privatisierung in 2008. Das Unternehmen sei 20 Milliarden Euro wert

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Berlin - Die Deutsche Bahn will ihren Service verbessern. Das versprach Konzernchef Hartmut Mehdorn am Donnerstag in Berlin bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr. „Wir kämpfen gegen jede Verspätung“, sagte er. Man arbeite daran, die durchschnittliche Pünktlichkeit zu erhöhen. Über die Verzögerungen, die durch die angekündigten verstärkten Bauarbeiten am Schienennetz entstehen, werde das Unternehmen die Fahrgäste umfassend informieren, kündigte der Bahnchef an.

Mehdorn versprach außerdem, man werde die Ergebnisse einer Studie der Stiftung Warentest genau prüfen. „Wir nehmen das ernst und gehen Schwachstellen nach.“ Die Stiftung hatte mit Hilfe von 90 Testkäufen festgestellt, dass Bahnkunden häufig zu teure Tickets verkauft würden. Die Beratungsqualität vom Schalter bis zum Internetangebot beurteile die Stiftung nur mit „mangelhaft“.

Trotz aller Kritik hat die Bahn im vergangenen Jahr einen starken Aufschwung erlebt. Mehdorn sprach schon häufiger vom besten Jahr in der Geschichte des Unternehmens. Jetzt präsentierte Mehdorn die entsprechenden Zahlen. Alle Geschäftsfelder verdienen wieder unter dem Strich Geld – auch die ehemaligen Sorgenkinder Fernverkehr und die Schienengüterverkehrstochter Railion. Insgesamt verbuchte der Konzern ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von rund 2,5 Milliarden Euro. Ohne einmalige Effekte – vor allem die von einem Gericht angeordnete Rückzahlung von Gebühren für die Bundespolizei durch den Staat – sind es mehr als 2,1 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreswert bedeutet das ein Plus von fast 60 Prozent. Der Umsatz kletterte auch dank der milliardenschweren Übernahme des US-Logistikers Bax um ein Fünftel auf 30,1 Milliarden Euro. Finanzvorstand Diethelm Sack sagte, lege man übliche Branchenmaßstäbe an, sei die Deutsche Bahn heute nach Abzug der Schulden gut 20 Milliarden Euro wert.

Mehdorn prognostizierte auch für dieses Jahr leicht steigende Gewinne und wehrte sich gegen Vorwürfe, das Unternehmen lasse das Schienennetz verkommen. „Wir haben das beste Schienennetz in Europa“, sagte er. Die starken Steigerungen beim Verkehr auf dem deutschen Netz könne man sonst gar nicht bewältigen. Allein im vergangenen Jahr stieg die Leistung der Personenzüge der Bahn und ihrer Konkurrenten um fast vier Prozent. Der Schienengüterverkehr brachte es sogar auf ein Plus von zwölf Prozent. Zudem seien die eigenen Investitionen von 2,4 auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen, sagte Finanzvorstand Sack. Die öffentlichen Mittel, die der Staat wegen seiner Verpflichtungen aus dem Grundgesetz für das Schienennetz bereitstellt, seien im vergangenen Jahr komplett abgerufen worden. Die Bahn habe selber gut eine Milliarde Euro daraufgelegt.

Den Milliardengewinn brauche die Bahn wiederum dafür, Schulden zurückzuzahlen, die etwa für den Kauf neuer Züge aufgenommen wurden, sagte Mehdorn. Zudem wolle die Bahn in den kommenden Jahren die Möglichkeiten nutzen, die durch die Liberalisierung der Güterverkehrsmärkte in Europa und durch die Globalisierung etwa in China entstehen. Dafür brauche man aber 2008 die schon lange diskutierte Privatisierung, für die der bisherige Alleineigner Bund in diesem Jahr die gesetzliche Grundlage legen muss. „Wir sind auf diese Eigenkapitalzufuhr angewiesen“, sagte Mehdorn. „Sie ist geradezu lebensnotwendig.“

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