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Wirtschaft: Die Banken brauchen neuen Kredit

Von Bernd Hops Die deutschen Bankmanager zeigen Nerven: Erst forderte DeutscheBank-Chef Josef Ackermann die Bundesregierung auf, doch schon einmal Hilfe bereitzustellen. Nur für den Fall der Fälle natürlich.

Von Bernd Hops

Die deutschen Bankmanager zeigen Nerven: Erst forderte DeutscheBank-Chef Josef Ackermann die Bundesregierung auf, doch schon einmal Hilfe bereitzustellen. Nur für den Fall der Fälle natürlich. Und nicht für die eigene Bank. Und jetzt verkauft die Hypo-Vereinsbank offenbar in größter Eile Teile der Bank Austria Creditanstalt, weil sie selbst dringend Geld braucht. Dabei hatte sie die österreichische Bank erst vor zwei Jahren übernommen – weil das Institut prima in die osteuropäische Expansionsstrategie der Hypo-Vereinsbank passte. Jetzt ist der Notverkauf fällig, weil alle anderen Überlegungen, Geld aufzutreiben, von den Aktienmärkten abgestraft wurden: Als etwa die Idee aufkam, eine Zwangswandelanleihe aufzulegen, löste das an der Börse eine wahre Verkaufswelle von Hypo-Vereinsbank-Aktien aus.

Von Souveränität keine Spur. Das Jahr 2002 sei ein schwarzes gewesen, gestehen die Banker ein, das laufende aber werde die Wende bringen. Ob das klappt, ist mehr als fraglich. Denn alle deutschen Großbanken haben ein riesiges gemeinsames Problem: ihre Privatkunden. Die wurden jahrelang als lästige Bittsteller und Kostenfaktoren betrachtet, aus den Filialen gemobbt und anonymen Automaten überlassen. International erfolgreiche Banken aber haben in aller Regel ein profitables Privatkundengeschäft und legen Wert auf zufriedene Kleinkunden. Das zeigt zum Beispiel die britische Großbank HSBC. Die deutschen Banker aber pflegten in den vergangenen Jahren lieber das große Geschäft mit Aktien, Optionsscheinen und Unternehmensbeteiligungen. Das war ein kurzes Vergnügen: Denn nach dem Crash blieb davon nicht viel übrig, die Privatkunden aber hatten sich schon Genossenschaftsbanken und Sparkassen zugewandt.

Dass die Hypo-Vereinsbank sich in ihrer Not jetzt ausgerechnet von Teilen der Bank Austria-Creditanstalt trennen muss, ist in diesem Zusammenhang mehr als ironisch: Denn die Münchner verzichten ausgerechnet auf zukünftige Gewinne einer ihrer profitabelsten Töchter, die dem Mutterkonzern im Privatkundengeschäft einiges voraus hat. Auch wenn die Privatbanken jetzt versprechen, dass in diesem Jahr wirklich alles besser wird: Die Krise werden sie erst überwunden haben, wenn sie das Vertrauen ihrer privaten Kunden wieder gewonnen haben.

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