Wirtschaft: Die Bären sind los
Die Anleger haben sich etwas verfrüht die alte US-Börsenregel „sell in may and go away“ zu Herzen genommen: Alle großen Indizes weltweit sind im April erheblich in die Knie gegangen. Der Dax verlor 3,8 Prozent auf 4185 Punkte, der Dow Jones drei, der Nasdaq Composite 3,9 und der Nikkei 5,7 Prozent.
Die Anleger haben sich etwas verfrüht die alte US-Börsenregel „sell in may and go away“ zu Herzen genommen: Alle großen Indizes weltweit sind im April erheblich in die Knie gegangen. Der Dax verlor 3,8 Prozent auf 4185 Punkte, der Dow Jones drei, der Nasdaq Composite 3,9 und der Nikkei 5,7 Prozent. Im Dax litten vor allem die Autoaktien, Infineon, Lufthansa, Thyssen und Tui, mit teilweise mehr als zehnprozentigem Kursminus. Nur vier Aktien beendeten den Monat überhaupt im Plus: Schering, Commerzbank, Hypovereinsbank und RWE. Nahrung erhielt der Verkaufsdruck vor allem von einigen unerwartet schlechten Quartalszahlen, etwa bei IBM, Sun Microsystems, General Motors, Philips und in Deutschland Infineon. Dabei ignorierten die Investoren weitgehend, dass die US-Quartalssaison per Saldo positiv ausgefallen ist: Die Unternehmensgewinne stiegen von Januar bis März um 12,1 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet.
Allerdings deuten volkswirtschaftliche Daten eher in eine andere Richtung: In den USA mehren sich Inflationsängste bei gleichzeitig sinkenden Wachstumsdaten: Vor allem das Bruttoinlandsprodukt, das mit plus 3,1 Prozent schwächer ausfiel als erhofft, verpasste den Märkten eine Breitseite. Der Dax, der zu Monatsbeginn einen kurzen Blick über die 4400-Punkte- Grenze geworfen hatte, schlitterte in der Folge sogar auf ein neues Jahrestief bei 4161 Zählern. Auch hier drückte zunehmender Konjunktur-Pessimismus, ablesbar an einem schwachen Ifo-Index und der glatten Halbierung der Wachstumsprognosen durch die führenden Wirtschaftsinstitute. Zum Monatsende hat das Bärenlager weiteren Zuwachs erhalten: Nach einer Umfrage der Deutschen Börse AG sind nun nur noch 33 Prozent der Anleger bullish, während die Bären mit 40 Prozent das Kommando übernommen haben - und 27 Prozent neutral sind.
Nach Ansicht der Hypovereinsbank sind die europäischen Märkte inzwischen jedoch gut nach unten abgesichert, vor allem wegen der niedrigen Bewertung: Während die Aktien des S&P auf einem Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) von 15 notierten, seien deutsche wie europäische Papiere etwa 30 Prozent billiger. Im Dax liegt das KGV aktuell bei etwa 10,5. Charttechnisch hat der Dax bei 4160 Punkten eine Unterstützung. Sollte sie unterschritten werden, so findet sich bei 4080 bis 4100 Zählern eine noch solidere Haltlinie. Kurzfristig sei der Weg zu dieser Marke geebnet, heißt es bei der Helaba. Die Fondsgesellschaft Activest sieht trotzdem Licht. Für den Dax prognostiziert sie einen Stand von 4600 Punkten binnen sechs Monaten. Zudem: Der Rat „sell in may and go away“ war, im langjährigen Schnitt, ein Trugschluss: Mit plus 2,3 Prozent im Dax gehörte der Mai in den letzten 20 Jahren zu den besten Börsenmonaten.
Veronika Csizi