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Wirtschaft: Die Belegschaft will nicht aufgeben

Der Eingang zum Vetschauer Drehgestellwerk ist wegen der vielen Transparente, Plakate und IG-Metall-Fahnen nicht zu übersehen. Sie zeigen die Sorge der knapp 140 Beschäftigten vor den Plänen des Schienfahrzeugherstellers Bombardier/DWA, das Werk zu schließen.

Der Eingang zum Vetschauer Drehgestellwerk ist wegen der vielen Transparente, Plakate und IG-Metall-Fahnen nicht zu übersehen. Sie zeigen die Sorge der knapp 140 Beschäftigten vor den Plänen des Schienfahrzeugherstellers Bombardier/DWA, das Werk zu schließen. "Auf den Schienen liegt die Zukunft - wo liegt sie für uns?" heißt es. Nun hat die Belegschaft ein Konzept für den Erhalt des Werkes vorgelegt.

Der Traditionsbetrieb in der Spreewaldstadt ist das kleinste Werk des kanadisch-deutschen Konzerns Bombardier Transportation/DWA Deutsche Waggonbau GmbH in Deutschland und zugleich das einzige in Brandenburg. Der Betrieb soll auch als einziger geschlossen werden. Als die Belegschaft im Frühherbst von diesen Pänen erfuhr, organisierten Betriebsrat und Gewerkschaft Betriebsbesetzungen und einen Protestmarsch durch die frühere Kraftwerkerstadt. Bei einer Schließung des größten Industriebetriebes der Region sieht Bürgermeister Axel Müller schwere Zeiten auf das 8000 Einwohner zählende Vetschau zukommen.

Mit Überkapazitäten wegen der schlechten Auftragslage begründet die Konzernleitung den geplanten Abbau von einem Viertel der 5100 deutschen Arbeitsplätze. Für das Werk in Vetschau treffe diese Begründung nicht zu, hält der Betriebsratsvorsitzende Horst Hänsel dagegen. "Wir haben für das Jahr 2000 volle Auftragsbücher, und auch für die Zeit danach sieht es nicht schlecht aus." Die Belegschaft hat ein Konzept vorgelegt, bei dem Arbeitsabläufe gestrafft und das Werksgelände verkleinert werden soll. Die Konzernleitung dagegen will die Produktion der Drehgestelle zusammen mit 50 Arbeitsplätzen von Vetschau bis Ende nächsten Jahres ins sächsische Görlitz verlagern. "Das geht nicht so einfach, denn in dem Görlitzer Werk wurden 30 Jahre lang keine Drehgestelle produziert", meint der Cottbuser IG- Metall-Vorsitzende Willi Eisele. "Außerdem haben sich alle Kollegen geweigert, nach Görlitz zu gehen. Und ohne unsere Leute rollt dort kein einziges Drehgestell." Von dieser entschlossenen Haltung kündet auch ein Protestschild an der Betriebswache: "Wir sind uns einig: Kein Vetschauer für Görlitz!"

So sieht das auch der Schlosser Bernd Gubatz. "Ich würde ja in Görlitz als jemand angesehen, der einem Kollegen den Arbeitsplatz wegnimmt", sagt der 40-Jährige. Außerdem habe er in Vetschau ein Eigenheim gebaut und wolle nicht umziehen. "Und wenn schon, dann gleich in den Westen." Sein 38-jähriger Kollege Ralf Walter bringt die Hoffnungen der Drehgestellwerker in der Eisenbahnersprache auf den Punkt: "Wir hoffen sehr, dass der Bombardier-Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am 1. Dezember in Berlin das Signal für den Erhalt des Standortes auf Grün stellt."

Peter Jähnel

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