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Wirtschaft: Die Discounter profitieren von den knappen Kassen

DÜSSELDORF .Der Discounter mit spartanischer Einrichtung und überschaubarem Sortiment auf kleiner Fläche ist eine typisch deutsche Errungenschaft.

DÜSSELDORF .Der Discounter mit spartanischer Einrichtung und überschaubarem Sortiment auf kleiner Fläche ist eine typisch deutsche Errungenschaft.Die Erfindung der Gebrüder Karl und Theodor Albrecht, die Aldi-Läden, wurden zum Synonym für diese Vertriebsschiene.Den Discountvertrieb gibt es in den unterschiedlichsten Branchen.Neben dem Lebensmittel-Discounter finden sich Fachdiscounter für Drogeriewaren, Textilien und Schuhe, Computer und Unterhaltungselektronik, Bau- und Heimwerkerwaren sowie Möbel.Daneben gibt es die Partiediscounter (mit wechselndem Sortiment), aber auch Fabrikverkaufszentren und Kleinpreiswarenhäuser wie Woolworth gehören in diese Kategorie.

Die Discounter profitieren von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland.Die konjunkturelle Entwicklung weist noch keine endgültigen Anzeichen für eine Besserung der Konsumkonjunktur auf, schreibt die BBE Unternehmensberatung in ihrem Spezial-Report "Discount".Eine nachhaltige Senkung von Steuern und Abgaben für die privaten Haushalte und ein Abbau der Arbeitslosigkeit lassen noch auf sich warten.Zudem besteht ein Mangel an Handelsmarketing.Deutsche Händler setzen zu sehr auf den Preis.Und last not least: Unter den Verbrauchern liegen Schnäppchenjagd und Smart-Shopping voll im Trend.Vor diesem Hintergrund glaubt die BBE, daß der Anteil der Discounter am Lebensmittelmarkt (Umsatz 1997: 68,6 Mrd.DM) bis zum Jahr 2009 auf 40 Prozent steigen wird.1993 lag ihr Anteil noch bei 28 Prozent und gegenwärtig bei knapp über 30 Prozent.

Während die Akzeptanz der Lebensmitteldiscounter hoch ist, gilt für die Fachdiscounter die Faustregel: "Je häufiger ein Kauf wiederholt wird, desto höher ist die Bereitschaft, preisaggressive Verkaufsformen in Anspruch zu nehmen." Nach dieser Regel werden der Discountschiene im Drogeriewarenmarkt (Umsatz 1997: 6,6 Mrd.DM/Marktanteil: 16,9 Prozent) Expansionschancen konzediert.Das gilt allerdings nur für Waren des täglichen Bedarfs wie Seife oder Shampoo.Bis zum Jahr 2010 sagt die BBE den Drogeriediscountern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent voraus.

Computer- und Unterhaltungselektronik seien grundsätzlich fachdiscountstarke Branchen, heißt es im Spezial-Report weiter.Der Marktanteil der Preisaggressiven wird mit 26 Prozent beziffert.Das Marktvolumen bei Computern beträgt 15,33 Mrd.DM (Discounter: 2,93 Mrd.DM), bei Unterhaltungselektronik 14,59 Mrd.DM (Discounter: 2,6 Mrd.DM).Bei diesen Sortimenten "profitieren die Discountvertriebsformen von der Schnellebigkeit der Produkte", schreibt die BBE.Die Unternehmensberatung erwartet bis zum Jahr 2010 einen Marktanteilsgewinn von 35 Prozent, denn die jüngere Generation könne auf die Beratungskompetenz des Fachhandels verzichten.

Zu den Sortimenten, die sich schlecht im Discount anbieten lassen, gehören dagegen Textilien und Schuhe.Fachdiscounter haben hier nur einen Marktanteil von zwei bis vier Prozent (Gesamtmarkt: Bekleidung 71,16 Mrd.DM/Schuhe: 14,765 Mrd.DM).Und bis zum Jahr 2010 wird ihnen ein Marktanteil von höchstens fünf bis sechs Prozent prognostiziert.Der Grund: "Das Einkaufserlebnis steht bei diesen Produktgruppen nach wie vor im Vordergrund", heißt es in der Studie.Das lasse sich mit dem Discountvertrieb durch die spartanische Ladeneinrichtung und mangelnde Beratung nicht unbedingt vereinbaren läßt.

In diesem Markt werden den Fabrikverkaufs-Zentren (Factory Outlet Center/FOC) größere Chancen eingeräumt.In Deutschland sind 29 Projekte geplant, wie die Studie "Factory Outlet Report" vom Institut für Gewerbezentren auflistet.Sie sollen in diesem und im nächsten Jahr realisiert werden.Bisher schleusen die Markenhersteller ihre überschüssige Ware über eigene Fabrikverkaufsläden ab.Davon existieren in Deutschland etwa 1920 Verkaufsstellen mit Flächen zwischen 50 und 500 Quadratmetern."Ein Zusammenschluß mehrerer Fabrikverkäufe unter einem Dach im Sinne eines Factory-Outlet-Centers existiert in Deutschland bislang nur in Größenordnungen unter 5000 Quadratmetern", heißt es in der FOC-Studie.Davon gibt es bis jetzt vier Projekte.Die Zukunftsperspektiven werden von der BBE - aufgrund des Widerstands aus den Reihen des Handels - dennoch vorsichtig beurteilt."Wir prognostizieren ausgehend von einem derzeitigen Umsatzvolumen von geschätzt 4 Mrd.DM einen Anstieg bis 2005 auf 6 Mrd.und bis 2010 auf 10 Mrd.DM", schreiben die Kölner Berater.

RUTH VIERBUCHEN (HB)

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