Wirtschaft: Die Geburt eines Champions
Tobias aus Hamburg ist seit vier Wochen in Arabien. Er soll für eine deutsche Werbeagentur ein Stück vom Boom-Kuchen am Golf abschneiden.
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Tobias aus Hamburg ist seit vier Wochen in Arabien. Er soll für eine deutsche Werbeagentur ein Stück vom Boom-Kuchen am Golf abschneiden. Er boxt in seiner Freizeit, so überrascht sein Anruf nicht: „Am Samstag steigt hier der erste Profi-Boxkampf. Kommst du mit?“ Unsere VIP-Plätze am großen Abend haben harte Stühle, wir müssen unsere Cola selber holen. Auf der anderen Ringseite sind die V-VIP Plätze (für die Very, Very Important Persons). Goldene Ledersofas, Tischchen mit Datteln, Kellner reichen Getränke. Hier sitzen rund 30 Herren in den weißen Gewändern der Einheimischen.
Im ersten Kampf steht ein schwarzer Herr mit der Figur von Ottfried Fischer einem hageren Weißen gegenüber, beide kommen aus den USA. Der Dicke rudert mit den Armen, der Dünne hält die Hände vors Gesicht. Am Schluss gewinnt der Dünne nach Punkten. Beim nächsten Kampf fällt vor allem die Hose des äthiopischen Boxers auf: Sie ist mit Glitzerpailletten in den Landesfarben besetzt, was ihm nichts nützt: K.o. in der sechsten Runde. „Kirmes!“, ruft Tobias und bestätigt meine ersten Eindrücke. Aber beim nächsten Kampf und dem anschließenden Tumult bleibt Tobias sprachlos. Es soll der Höhepunkt des Abends sein: Zum ersten Mal steigt ein Profi aus den Arabischen Emiraten in den Ring! Eisa Aldah ist 23 Jahre alt und kommt unter großem Jubel in die Halle. Er federt in den Ring, reißt die Arme hoch, jubelt sich selber zu und schaut entschlossen. Sein Gegner kommt aus Miami, sein Körper ist mit Tätowierungen übersät. Die Augenringe lassen vermuten, dass der Versuch, ihn mit dem Boxsport von den Drogen fernzuhalten, fehlgeschlagen ist. Er wirkt klapprig. Dann geht alles ganz schnell: Die Kämpfer fuchteln sich eine Minute und 20 Sekunden vor dem Gesicht herum, der Laie erkennt keine wesentlichen Treffer. Der Mann aus Miami strauchelt, fällt um, kommt nicht mehr hoch. Dafür springen die Scheichs von ihren Goldsofas, drängen in den Ring. Einer hat eine Fahne der Vereinigten Emirate dabei und wickelt den Helden ein. Ein Meer von weißen Gewändern, der Boxer jetzt auf den Schultern. Eisa bekommt ein Mikro, spricht zum gerührten Publikum, rund sechs Minuten lang: über Allah und sein Land. Was sagt Tobias, als er die Sprache wiederfindet? „Wenn der einen echten Gegner kriegt, wird es richtig schmerzhaft für ihn!“ Was sagt der Veranstalter? „Der Boxsport ist am Golf angekommen, ein Champ ist geboren!“
Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.
ein Geschäftsmann
aus Berlin, erzählt von Arabien
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