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Wirtschaft: Die IG Metall läuft sich warm

Zehntausende beteiligen sich an Warnstreiks / Arbeitgeber beklagen Eskalation / Verdi-Demo in Hannover

Berlin - Die IG Metall ist zufrieden mit den ersten Warnstreiks, die in der Nacht zu Mittwoch bundesweit begannen. Nach Angaben der Gewerkschaft beteiligten sich mehrere zehntausend Metaller an den Aktionen. Am Donnerstag werden die Warnstreiks, mit denen die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde unter Druck gesetzt werden sollen, fortgesetzt. In Berlin, wo am Mittwoch das Mercedes-Werk in Marienfelde und Osram in Spandau betroffen waren, hat die IG Metall für Donnerstagvormittag Kundgebungen bei Siemens Power Generation, BMW und EADS Secure Networks angekündigt. Die Arbeitgeber kritisierten die Streikaktionen, da sie ein „falsches Bild Deutschlands zeichnen“, sagte Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, in Berlin. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, warf der IG Metall Eskalation vor. „Die Warnstreiks emotionalisieren den Tarifkonflikt zusätzlich und erschweren dadurch den Tarifabschluss erheblich.“ Das Verhalten der IG Metall sei „wachstums- und beschäftigungsfeindlich“, meinte der Arbeitgeberpräsident.

Mit Ablauf des 28. März war die Friedenspflicht in der westdeutschen Metallindustrie ausgelaufen. Punkt 00.00 Uhr war IG-Metall-Chef Jürgen Peters vor die Ford-Beschäftigten in Saarlouis aufgetreten. Dabei verteidigte er nicht nur die Lohnforderung von fünf Prozent. Es gehe vielmehr in der aktuellen Auseinandersetzung auch darum, „ob wir uns gegen einen ungezügelten Kapitalismus wehren“. Der Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Olivier Höbel, wertete die Beteiligung an den Warnstreiks als Hinweis darauf, „dass die Metallerinnen und Metaller bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen“. Die Beschäftigten hätten kein Verständnis für die „Verweigerungshaltung“ der Arbeitgeber. Dagegen sagte Gesamtmetallchef Kannegiesser, es helfe nicht, „die stereotype Forderung nach einer Lohnzahl zu wiederholen“, anstatt sich zu überlegen, „wie wir Arbeit in Deutschland halten können“. Die nächsten Verhandlungen finden am 6. April in den Bezirken Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen statt.

Im öffentlichen Dienst ist ein neuer Verhandlungstermin dagegen noch nicht in Sicht. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte am Mittwoch, es sei „ein gutes Zeichen“, dass sich die saarländische Landesregierung mit Verdi um einen Kompromiss bemühe. In Saarbrücken treffen sich die öffentlichen Arbeitgeber und Gewerkschaftsvertreter am Donnerstag erneut zu einem Sondierungsgespräch, um Verhandlungen vorzubereiten. Bsirske sprach in Hannover vor rund 10 000 Demonstranten, die sich gegen eine Erhöhung der Arbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden wehren. Der Arbeitskampf dauert inzwischen acht Wochen.

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