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Wirtschaft: Die Metaller haben hohe Erwartungen

Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr Lohn

Saarbrücken - Die Spitze der IG Metall verschärft den Ton vor der anstehenden Tarifauseinandersetzung. Gewerkschaftschef Jürgen Peters beschuldigte am Mittwochabend Arbeitgebervertreter, „systematisch auf einen Konflikt zuzusteuern“. Einige Arbeitgeber hatten eine Tariferhöhung von höchstens 1,2 Prozent ins Gespräch gebracht und damit auf die gewerkschaftliche Forderung von fünf Prozent reagiert. Diese „biederen Leute“ provozierten eine „ganz schwierige Gemengelage“, sagte Peters. Am heutigen Freitag wird der Vorstand der IG Metall die Fünf-Prozent-Forderung beschließen, nachdem in den letzten Tagen die jeweiligen Tarifkommissionen in den Bezirken für fünf Prozent votiert hatten.

Peters zufolge haben die IG-Metall-Mitglieder große Erwartungen, weil die wirtschaftliche Lage der Unternehmen zum überwiegenden Teil „hervorragend“ sei. Da die Basis deutlich mehr Geld wolle, sei es „in der IG Metall ein Kraftakt gewesen, das Forderungsvolumen auf fünf Prozent zu begrenzen“, sagte Peters in Saarbrücken.

Die IG Metall kommt auf fünf Prozent, indem sie den Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktivität (zwei Prozent) und der Inflationsrate (ebenfalls zwei Prozent) sowie eine Umverteilungskomponente (ein Prozent) addiert. Nach Berechnungen der IG Metall würde eine Lohnerhöhung um fünf Prozent für die knapp 3,5 Millionen Metallbeschäftigten 8,7 Milliarden Euro kosten. Doch die erwarteten Produktivitäts- und Umsatzsteigerungen in der Metallindustrie summieren sich für die Unternehmen nach Berechnungen der Gewerkschaft in diesem Jahr auf gut 16 Milliarden Euro, so dass eine fünfprozentige Tariferhöhung damit gut zu finanzieren wäre. Lohnbescheidenheit ist weder für Peters noch für Berthold Huber, den zweiten Vorsitzenden der IG Metall, ein taugliches Mittel zur Beschäftigungssicherung. In den vergangenen Jahren seien die Löhne nur schwach gestiegen, doch trotzdem „haben die Arbeitgeber keine Arbeitsplätze geschaffen“, sagte Huber.

Die beiden Gewerkschaftschefs nannten Beispiele für vergeblichen Lohnverzicht. So habe man Electrolux insgesamt Einsparungen von 15 Millionen Euro im Nürnberger AEG Hausgerätewerk angeboten. „Das hat die nicht interessiert“, sagte Huber. Das Werk wird geschlossen, vom heutigen Freitag an streiken die Beschäftigten für einen gut dotierten Sozialplan. Und bei Continental habe die Einführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich nicht verhindert, dass die Reifenproduktion in Hannover geschlossen werde.

Peters und Huber erwarten einen Tarifabschluss frühestens im April. Zwar beginnen die Verhandlungen im Februar. Die Friedenspflicht, während der die IG Metall nicht streiken darf, dauert aber bis Ende März. Deshalb kommt voraussichtlich erst im April der notwendige Einigungsdruck zustande. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hat bislang für eine „kostenneutrale Lohnentwicklung“ plädiert. Ferner will der Arbeitgeberchef mehr „betriebliche Gestaltungsoptionen“ sowie tarifpolitische Anreize zum Aufbau von Arbeitsplätzen. Am Donnerstag wollten sich Peters und Huber mit Kannegiesser und der Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführerin Doris Kunstmann in Berlin zu einem vertraulichen Spitzengespräch treffen. Am Freitag will der Gesamtmetall-Vorstand die Arbeitgeberstrategie diskutieren.

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