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Wirtschaft: Die WM sollten sich Anleger sparen an Klaus Martini Chief Investment Officer Privatkunden der Deutschen Bank

Banken und Fondsgesellschaften bieten Anlageprodukte zur Fußball-Weltmeisterschaft an – Experten raten ab Vorsicht bei Nebenwerten

Von André Görke

Eine Goldmünze aus dem Fußball-Weltmeisterschaftsjahr 1974 wird unter Fans wie ein Klassiker gehandelt: Auf der einen Seite des Goldstücks findet sich eine Prägung von „Tip und Tap“, den legendären Maskottchen der WM ’74 in Deutschland, und auf der anderen Seite Palmen und Kanonen – das Wappen Haitis. 1974 qualifizierte sich Haiti zum ersten (und einzigen) Mal für eine Fußball-WM. Und es wurde zum ersten Mal eine goldene Fußballmünze geprägt. Das gute Stück hat deshalb einen stattlichen Wert.

Am Freitag werden Finanzminister Hans Eichel und Innenminister Otto Schily in Berlin wieder eine Fußballmünze präsentieren: Die Prägung zur WM 2006. Doch Experten warnen davor, sich zu viele Hoffnungen auf einen Wertzuwachs zu machen. „Wer die Münze als Anlage betrachtet, wird nicht glücklich“, sagt Uwe Döhler, Leiter Finanzdienstleistungen bei der Stiftung Warentest.

Auch Banken und Fondsgesellschaften bereiten sich auf die WM vor. Mit Themenfonds und Zinsanlagen locken sie Fans und versprechen hohe Renditen. Doch sollten Anleger bei der Auswahl vorsichtig sein. Einen guten Griff machte, wer früh auf das „WM-Select-Zertifikat“ der West LB setzte. Das Produkt besteht aus einem Aktienkorb, der elf Papiere beinhaltet, die von der WM 2006 profitieren dürften. Darunter Adidas und Puma, der Ticketverkäufer CTS Eventim, die Bierbrauer von Holsten. „Es war eine einfache Idee“, sagt Marc Pawelka von der West LB. „Aber dass das Zertifikat so gut läuft, damit konnten wir nicht rechnen“.

Im Oktober 2000 kam das Zertifikat mit 102 Euro auf den Markt und stieg seitdem auf 240 Euro an – ein Plus von 135 Prozent. Ausgezahlt wird einen Tag nach dem WM-Endspiel am 10. Juli 2006. Allerdings warnen Finanzexperten und Banken davor, kurz vor dem Turnier noch zuzugreifen. Umsatzsteigerungen sind in den Kursen längst berücksichtigt.

Auch die Postbank, nationaler Förderer der WM 2006, hat einen Aktiengarantiefonds zusammengestellt, in dem sich die Werte der Telekom, Adidas oder McDonalds, befinden. Der Titel: „Postbank Dynamik Fifa WM 2006“. Sehr dynamisch bewegt sich der Fonds jedoch nicht. Vor einem Jahr wurde er aufgelegt, bis 2007 läuft er – bislang hat er sich jedoch vor allem nach unten bewegt. „Wir hatten mehr erwartet“, sagt der WM-Chef der Postbank, Joachim Strunk. In den kommenden Monaten will die Postbank nachlegen – und dabei von den Erfahrungen der Europameisterschaft 2004 in Portugal profitieren. Damals brachte die Bank ihr Zinskonto „Bonus Volltreffer“ auf den Markt. Die Rendite hing ab vom Erfolg der deutschen Nationalmannschaft. Bei einer Anlagesumme von 10000 Euro waren es lediglich 1,4 Prozent. Beim Halbfinaleinzug wären es 2,1 Prozent gewesen, „anschließend hätten wir draufzahlen müssen“, sagt Strunk. Der Titelgewinn wäre 3,5 Prozent wert gewesen, allerdings nur ein halbes Jahr lang. Der Kunde hatte Pech, die Postbank Glück: Deutschland schied in der Vorrunde aus. „Mit klassischen Zinsgeschäften hatte das wenig zu tun“, sagt Finanztester Döhler. „Das ist Glückspiel.“ Bei vielen Direktbanken sei die normale Basis-Verzinsung höher.

Die Banken setzen auf Emotionen und Identität – so auch bei den 60000 ausgestellten Sparkarten der Hypo-Vereinsbank und des FC Bayern München. Für jedes zehnte Heimtor in der Bundesliga erhöht sich hier der Guthabenzins um 0,1 Prozent. Doch weil monatlich nur zwei Spiele im Schnitt zu Hause ausgetragen werden und dort auch nicht immer vier oder fünf Tore fallen, ist die Ernüchterung bei den Sparern groß. Bis zu einem Guthaben von 2499 Euro liegt die Grundverzinsung bei nur 0,9 Prozent und steigt bis zu 2,2 Prozent ab 25000 Euro.

Auch Hertha BSC hat sich etwas einfallen lassen und bietet mit der Volksbank eine Anleihe in Form einer Inhaberschuldverschreibung an. Fans können das Papier zum Kurs von 100 Euro kaufen, bei einer Laufzeit bis 2010 ist der Titel mit 5,24 Prozent verzinst. Die Anleihe ist ein Novum für einen Bundesliga-Club. Das entschuldigt vielleicht eine Panne beim Verkauf: Eine – inzwischen eingestampfte – Werbebroschüre warb mit Bildern, auf denen statt der Fans des Berliner Vereins Anhänger des FC Schalke 04 in ihrer ebenfalls blau-weißen Kleidung zu sehen waren.

M- und S-Dax eilen von Rekord zu Rekord. Wie attraktiv sind deutsche Nebenwerte für private Anleger?

Die so genannten Mid-Caps des M-Dax konnten im Januar den Leitindex Dax um gut sieben Prozent schlagen. Schon im vergangenen Jahr brachte es der Dax auf ein Plus von rund sieben Prozent, während der M-Dax um 20 Prozent zulegen konnte. Die kleinen Werte des S-Dax wiederum stiegen im Schnitt sowohl 2004 wie auch seit Jahresbeginn noch etwas stärker als die M-Dax-Titel.

Für das herausragende Abschneiden (Outperformance) der kleineren Werte lassen sich mehrere Gründe anführen: Auf der einen Seite gibt es hier Unternehmen aus traditionellen Industriebranchen, die als „Hidden Champions“ in ihrem Bereich über eine starke Wettbewerbsposition verfügen und deren Gewinne sich besonders dynamisch entwickeln. Dank ihrer starken Marktposition sind sie trotz teils hoher Exportanteile globalen Einflüssen wie Wechselkursen oder Ölpreis weniger stark ausgesetzt als viele Blue Chips , also die im Dax notierten Großunternehmen. Auf der anderen Seite finden sich in M-Dax und S-Dax mehr defensive und stärker inlandsorientierte Werte, die gerade zuletzt gut gelaufen sind.

Für den weiteren Jahresverlauf ist jedoch bei den kleineren Titeln größere Vorsicht angebracht. Der M-Dax ist mittlerweile spürbar höher bewertet als der Dax, so dass die Luft für den weiteren Kursanstieg zunehmend dünner wird. Um noch vorhandene Kurspotenziale bei einzelnen Titeln zu nutzen, ist eine sorgfältige Einzeltitelauswahl erforderlich. Auch wenn die Nebenwerte-Rallye durchaus noch weitergehen könnte, setzen wir doch für die nächsten Monate auf eine bessere Entwicklung der größeren Dax-Werte.

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