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Die Zentrale der Deutschen Bank

© dpa

Deutsche Bank: Die Zukunft des Banking

Die Deutsche Bank hat bei der Digitalisierung aufgeholt und will an die Spitze. Bis 2020 sollen dafür 750 Millionen Euro investiert werden

Anzug- und Krawattenträger sind im Konferenz-Raum C 02 in der Deutsche Bank-Zentrale an der Frankfurter Taunusanlage an diesem Vormittag in der Minderheit. Es dominieren Jeans, offene Hemdkragen mit hochgekrempelten Ärmeln und oft die Apple-Watch am Handgelenk. Viele duzen sich. Die Deutsche Bank gibt sich locker, aber auch konzentriert. Es geht um ihre Digitalstrategie. Da hat sie in der Vergangenheit angesichts von Rechtsstreitigkeiten, Strafen und hohen Verlusten und „lausiger“ Computersysteme und Software, wie es Co-Vorstandschef John Cryan kurz nach seinem Amtsantritt formuliert hatte, gegenüber der Konkurrenz verloren.

Mittlerweile hat die Bank aufgeholt. Christian Sewing, Vorstand für Privat- und Geschäftskunden, sieht sein Haus wieder auf Augenhöhe mit anderen Banken und spätestens 2018 digital an der Spitze. Bis 2020 sollen in Sewings Sparte 750 Millionen Euro in digitale Angebote investiert werden, sagt er am Dienstag in Frankfurt. 200 Millionen allein im laufenden Jahr.

Es geht um kontaktloses Bezahlen

Sewing, natürlich in dunklem Anzug, weißem Hemd und Krawatte, spricht vom „digitalen Ökosystem“ der Bank. Warum „Öko“ wird weder bei ihm noch bei den anderen Experten wirklich klar. Online-Banking, Mobiles Banking und die Filiale sollen zusammengeführt werden - das allerdings wird deutlich. „Wir müssen der digitale Vorreiter sein. Wir müssen auch effizienter werden“, sagt Sewing und verspricht zugleich, dass die Bank an 500 Filialen in Deutschland festhalten will. Gut 200 der derzeit rund 720 Ableger werden aber bis Ende 2017 geschlossen.

Persönliche Beratung sei auch in Zukunft ein Muss. Es geht um eine neue, „mitdenkende“ App, um die Möglichkeit für Kunden, sich in ihrem Online-Portal der Deutschen Bank, der „digitalen“ Hausbank, auch Konten und Depots anderer Banken anzeigen zu lassen. Es geht um kontaktloses Bezahlen, um Kontoeröffnung via Internet, um Robo-Adviser, den automatisierten Anlageberater, oder um einen digitalen Tresor für Rechnungen und Passwörter. Einiges hat die Bank schon auf den Weg gebracht. Vieles soll folgen. „Unsere Pipeline ist voll“, schwärmt Sewing.

"Ohne FinTechs geht es nicht“

Verantwortlich dafür sind unter anderem die Deutsche Bank „Labs“ für Innovation in Berlin, London und seit neuestem auch im kalifornischen Palo Alto, Technologiezentren in Bukarest und im indischen Pune. Und ab Mitte des Jahres eine „Digitalfabrik“ in Frankfurt, in der künftig 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten und Banker denken und neue digitale Produkte erarbeiten sollen. Zudem setzt auch die Deutsche Bank auf FinTechs, auf kleine auf digitale Prozesse spezialisierte Firmen.

„Wir schaffen die Digitalisierung nicht allein. Ohne FinTechs geht es nicht“, räumt Sewing ein. „Sie helfen uns, schneller zu sein, hohe Qualität zu liefern“, ergänzt Markus Pertlwieser, verantwortlich für die Digitalstrategie. „Wir lernen jeden Tag dazu“.

Die Angesprochenen freuen sich über solche Worte, wie André Bajorat vom Hamburger FinTech Figo. Es gehe nicht um die Bank der Zukunft, sondern um die Zukunft des Banking, sagt der Jeansträger. Viele Institute würden auch wegen der Digitalisierung und der wachsende Bedeutung des Internets in den nächsten Jahren von der Bildfläche verschwinden. „Nur Banken, die radikal digital denken werden langfristig überleben“, sagt Bajorat.

Umsonst werde Angebote nicht sein

Und auch die, die dadurch effizienter arbeiten und ihre Kosten drücken können. Es geht der Deutschen Bank mit ihrem digitalen Ökosystem nicht um den Kunden, der wieder mal im Mittelpunkt steht (Sewing: „Der Kunde führt Regie und wir folgen“), sondern natürlich und verständlicherweise auch ums Geldverdienen und um höhere Marktanteile. „Wir müssen effizienter werden. Wir schauen auch auf die Kosten“, sagt Sewing.

Alle Abläufe sollen digital und elektronisch möglich werden, Mitarbeiter und Kunden viel weniger Papier in die Hand nehmen müssen als heute, die papierlose Filiale soll Wirklichkeit werden. Baufinanzierung online mit einem Abschluss in zwei bis drei Tagen - derzeit dauert es sechs - soll möglich werden wie auch die Kontoeröffnung mit Giro- und Kreditkarte innerhalb von einer Stunde.

Umsonst wird es diese Dienste nicht geben. „Bei den Preisen gehen wir behutsam voran. Aber die Banken haben da sicher Aufholbedarf“, sagt Pertlwieser. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Nur so viel: „Der Kunde soll sich durch die Auswahl der digitalen Angebote und Produkte die Preise selbst zusammenstellen“.

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